Anfang März, nach 318 Tagen an der Macht, kündigte er seinen Rücktritt als Gesundheitsminister an. Ein wichtiger Grund dafür waren laut dem 48-Jährigen die täglichen Drohungen gegen ihn und seine Familie. Wer das Haus nur unter Polizeischutz verlassen kann, hält nicht lange durch. Jetzt spricht Wolfgang Mückstein über den Fall Lisa Maria Kellermayr. Mehr » Nach dem Tod eines Arztes – der Hass ist so unglaublich Der Suizid seines oberösterreichischen Kollegen – Mückstein ist selbst Hausarzt – sei erschütternd, sagt er im Profil-Interview. „Es zeigt, wie sehr sich ein kleiner Teil der Gesellschaft in der Pandemie radikalisiert hat. […] Im ersten Jahr des Coronavirus ordinierte ich mich noch selbst. Schon damals waren die Kollegen sehr verärgert, weil die Stimmung in den Wartezimmern immer aggressiver wurde. Dann kam die Impfung. Er hat verunsicherte Menschen als Ventil für ihre Angst und ihren Unmut genutzt“, sagte der ehemalige Grünen-Minister.

“Wir haben dich nicht vergessen!”

Er kritisiert, dass „in unserer Gesellschaft noch immer das Bewusstsein dafür fehlt, dass anonyme Drohungen genauso viel Angst machen können wie direkte Beleidigungen oder Drohungen auf der Straße.“ Man sollte dies nicht als reines „Dampfablassen“ abtun. “Das machen die Leute, die mit dem Galgen vor das Festspielhaus marschieren”, sagt Mückstein. Mehr » Hass und Gewalt im Internet: Werkstätten für Ärzte sind komplett geschlossen Während seiner Amtszeit hatte er regelmäßig Hassattacken. Einer sagte: “Wir haben dich nicht vergessen!” In einem anderen verglich er sich mit dem Auschwitz-Arzt Mengele, wünschte ihm „sieben Spritzen in den Schädel“ oder drohte ausdrücklich seiner Familie: „In einer E-Mail stand: ‚Wenn Sie diese oder jene Maßnahme nicht bis zum Datum X rückgängig machen, stechen Sie unsere Töchter. Ihre.“ In diesem Ton sei er monatelang unterwegs gewesen, so der 48-Jährige. Erfahren Sie mehr » Wie man Opfern von Online-Hass am besten helfen kann Er und seine Familie standen vier Monate lang unter Polizeischutz. „Wenn man es mit Schutzwesten versucht, die dann immer im Auto mitgeführt werden, tut einem etwas weh“, sagt Mückstein in seinem Steckbrief.

Im Herbst kehrt er in seine Wiener Praxis zurück

Anonyme Drohungen sollten genauso ernst genommen werden wie konkrete Drohungen von Angesicht zu Angesicht. “Wahrscheinlich hätte es abschreckend gewirkt, wenn es mehr Verurteilungen gegeben hätte.” Aber genau das scheint das Problem zu sein. Im Umfeld des ehemaligen Ministers sei der Staatsschutz den Drohungen „in etwa 12 Fällen“ nachgegangen. Das Ergebnis: „Bei zwei Gelegenheiten wurde mir mitgeteilt, dass der Prozess eingestellt wurde. Von den anderen Fällen habe ich nichts gehört“, lautet die entmutigende Zusammenfassung. Trotzdem will Mückstein im Herbst in seine Wiener Praxis zurückkehren, tut dies aber ohne Titel. Jetzt “ist es nicht mehr so ​​interessant”, sagte der 48-Jährige. “Hass schleicht sich einfach ein.” Mehr » „Hassmails und Drohungen einmal pro Woche erhalten“ Nav-Account dob ​​​​Uhrzeit05.08.2022, 18:59| Bsp.: 05.08.2022, 18:59