73’000 Kadermitgliedern in der Schweiz droht Stellenabbau! Eine neue Umfrage zeigt, dass Fachkräftemangel paradoxerweise zu Arbeitslosigkeit führt. Zehntausende Arbeitsplätze könnten in nur 3 Jahren verloren gehen! Betroffen sind leitende CS-Mitarbeiter, denen ein massiver Stellenabbau droht. Die Credit Suisse will nach den jüngsten Turbulenzen 1 Milliarde bis 1,5 Milliarden Franken einsparen. Wo und wie genau, ist noch nicht klar. Für Arbeitsmarktexperten ist längst klar: Bei einem großangelegten Stellenabbau müssen nicht nur Arbeitnehmer, sondern ausgerechnet Führungskräfte die Klinge springen lassen. Eine Studie der Arbeitsagentur Dynajobs und des Angestelltenverbandes Schweiz, exklusiv auf Blick verfügbar, zeigt: 73’000 Kader in der Schweiz drohen bis 2025 ihren Arbeitsplatz zu verlieren!

Fachkräftemangel bremst die Wirtschaft

Angesichts des akuten Fachkräftemangels erscheint die Warnung paradox. Tatsächlich gehen beide Phänomene Hand in Hand: „Bis 2025 werden 365.000 Fachkräfte fehlen. Das bremst die Wirtschaft um etwa 18 Prozent“, prognostiziert Dynajobs-CEO Tino Senoner (63), der die Umfrage verfasst hat. Eine sich verlangsamende Wirtschaft braucht auch weniger Bosse. Zudem werden Grossunternehmen immer mehr Arbeit ins Ausland verlagern – weil sie in der Schweiz einfach kein Personal mehr dafür finden. In der Folge werden auch Führungspositionen ins Ausland verlagert.

Führung im Homeoffice

Neben dem Fachkräftemangel ist die neue Arbeitswelt durch das Coronavirus mitverantwortlich für den drohenden Stellenabbau von 73.000 Führungskräften. In Zeiten von Homeoffice sind Hierarchien flacher geworden. Mitarbeiter übernehmen mehr Eigenverantwortung. Es braucht niemanden mehr, der sich nur um die Mitarbeiterführung kümmert. Von dem bevorstehenden Stellenabbau sind laut Senoner vor allem große Unternehmen betroffen. „Ab 250 Mitarbeitern werden Strukturen mit reinen Führungskräften geschaffen.“ Diese Führungskräfte kennen sich mit Personalführung aus – haben aber wenig Spezialwissen in ihrem Bereich und ihrer Branche.

Medienchefs sind nicht betroffen

Im Gegenteil, es bedeutet auch, dass die Chefs von KMUs und mittelständischen Unternehmen die drohende Abholzung auf den Teppichböden nicht fürchten müssen. Sie führen nicht nur persönlich, sondern auch beruflich – und werden daher auch in Zukunft gebraucht. Wer sich hingegen ausschließlich mit Personalmanagement beschäftigt, sollte schnellstmöglich reagieren, rät Senoner. „Führungskräfte haben nur dann eine Chance auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie über das gefragte Fachwissen verfügen.“ Digitale Kompetenzen sind gefragt. Sinnvoll ist es auch, sich auf eine Branche zu konzentrieren, in der der Fachkräftemangel besonders groß ist: zum Beispiel IT, Logistik oder das Gesundheitswesen. Auch ein Branchenwechsel dürfte für viele Credit-Suisse-Manager unausweichlich sein, wenn dort wie befürchtet ein massiver Stellenabbau umgesetzt wird. Sowohl Arbeitsmarktexperte Senoner als auch die Bankpersonalgewerkschaft warnen vor einer Sättigung des Bankarbeitsmarktes. Wenn die CS auf einen Schlag tausende Mitarbeiter feuert, ist es unwahrscheinlich, dass sie alle einen Job bei der UBS bekommen. Schon gar nicht, wenn sie „nur“ spezialisiertes Personalmanagement-Wissen, aber kaum Banking haben. Mehr über den Mangel an Fähigkeiten HR-Experten im Blick-Talk: Sollen Arbeitgeber ihre Erwartungen senken? (03:02)