Wie lange das Reparaturprogramm noch andauern wird, ist laut Energieversorger EDF unklar, weil auch Fachkräfte fehlen. Einige Kernkraftwerke müssen für mehrere Monate vom Netz genommen werden. Zuletzt haben sich aber auch Hitzewellen, die in diesem Jahr in Frankreich besonders früh auftraten, negativ auf die Stromproduktion ausgewirkt. Frankreich kämpft immer noch mit extremer Dürre. Die Regierung geht davon aus, dass dies noch zwei Wochen andauern und sich sogar noch verschlimmern könnte.
„Sorgenkind der europäischen Stromversorgung“
Normalerweise exportiert Frankreich zu dieser Jahreszeit Atomstrom. In diesem Jahr muss EDF jedoch in Spanien, der Schweiz, Großbritannien und Deutschland einkaufen. Diese Situation könnte sich im Winter noch verschärfen. In Frankreich wird hauptsächlich mit Strom geheizt. „Sorgenkind der europäischen Stromversorgung ist ganz klar Frankreich“, sagte Bruno Burger, Energieexperte vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), kürzlich in einem Interview mit der Zeit. Denn Engpässe in Frankreich würden auch zu Engpässen auf den EU-Strommärkten und damit zu höheren Preisen führen.
Wärmeres Kühlwasser kann in Flüsse eingeleitet werden
Aufgrund der hohen Temperaturen mussten zuletzt einige Kraftwerke die Stromproduktion drosseln oder ganz einstellen. Wegen drohender Stromknappheit wurde am Samstag ein Dekret veröffentlicht, wonach fünf französische Atomkraftwerke bis Mitte September wärmeres Kühlwasser als üblich in die Flüsse zurückführen werden. Begleitet werde die Maßnahme von einer „strengeren Umweltüberwachung“. APA/AFP/Georges Gobet Fünf Kernkraftwerke durften am Samstag überdurchschnittlich warmes Kühlwasser in Flüsse einleiten Kraftwerke pumpen Wasser zum Kühlen und pumpen es später wieder heraus. Je nach Anlage sollte dieses zurückgeführte Wasser normalerweise eine bestimmte Temperatur nicht überschreiten, um Flora und Fauna des Flusses nicht zu gefährden. Die ersten Ausnahmen galten bereits Mitte Juli für drei Wochen für drei Kernkraftwerke. Diese Ausnahme wurde am Samstag verlängert.
Der Energieversorger wurde verstaatlicht
Berechnet wird der Energieversorger EDF. Zusätzliche Kosten entstehen dadurch, dass Frankreich die Stromrechnungen für Verbraucher begrenzt. Die Prognose für die Stromproduktion für 2023 wurde von 340 bis 370 Terawattstunden (TWh) auf 300 bis 330 TWh reduziert. Auch die Prognose für dieses Jahr wurde mehrfach nach unten korrigiert. Die französische Regierung will den überschuldeten Energieversorger nun vollständig verstaatlichen und zahlt dafür fast zehn Milliarden Euro. „Die Verstaatlichung ist letztlich die einzige Möglichkeit, das Unternehmen zu retten und die Energieversorgung zu sichern“, sagte Ingo Speich von der Kapitalgesellschaft Deka. “Das ist ein bitterer, aber notwendiger Schritt.” Andere Beobachter sehen in der Entscheidung zur Verstaatlichung ein Eingeständnis, dass der Mangel zu einer existenziellen Krise für die Unternehmen und das Land werden könnte.