Beim Radiosender WDR 1Live scheinen die Likes relativ eindeutig zu sein – zumindest was das Social-Media-Verhalten betrifft … Anfang dieser Woche gab der SPD-Kandidat Kuchaty dem Fernsehsender ein ausführliches Interview. Das hat zu einer sogenannten „Versorgungsbarriere“ für Social Media geführt – so weit, so normal. Laut 1Live wird es ein solches Interview mit dem CDU-Ministerpräsidenten geben. Üblich: Nach dem Vorstellungsgespräch wird eine sogenannte Angebotskachel angelegt Kuchaty kündigt in der Form an, dass der öffentliche Nahverkehr für Studenten im Land kostenlos sein soll. Der folgende Text fasst weitere Programmpunkte des SPD-Kandidaten (u.a. Wohnen, Mietendeckel, Digitalisierung) zusammen. Auch das ist in dieser Form keine Seltenheit. Ungewöhnlich ist allerdings das Kommentarverhalten des öffentlich-rechtlichen Senders: User, die der landespolitischen Kampagne unter dem Instagram-Post zustimmen, werden immer wieder mit euphorischen Andeutungen und Emojis unterstützt. Ein User, der ankündigt, für Kuchaty abstimmen zu wollen, bekommt sogar ein Applaus-Emoji. Ungewöhnlich: Ankündigung, den Spitzenkandidaten der SPD wählen zu wollen, erhält Applaus Ein anderer User lobt die „wirklich guten Aussichten für NRW“. Kommentar des Absenders: “Auf jeden Fall.” Ein Hand-Emoji wird veröffentlicht, das Zeigefinger und Daumen verbindet – ein Zeichen der Zustimmung. Ein User schreibt: „Ich finde es toll“. Absenderkommentar: „Und wir“. Und gut gemacht. Es geht also weiter …

Der Beitrag eines Nutzers, der schreibt, dass er Hendrik Wüst wählen möchte, wird unsichtbar

Die Angebotskachel wird auch auf Twitter gepostet. Auch hier passiert Beeindruckendes: Der Sender blendet Kommentare aus, die Koutsati kritisch gegenüberstehen oder kündigt an, ihn nicht wählen zu wollen. Der Beitrag eines Nutzers, der schreibt, dass er Hendrik Wüst wählen möchte, wird unsichtbar. Es ist gängige Praxis, dass Social-Media-Gruppen beleidigende Kommentare verbergen – aber es gehört nicht dazu, echte, kritische Kommentare über einen Politiker vor anderen Nutzern zu verbergen. Zwei kritische Kommentare wurden von 1Live ausgeblendet Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer (44) aus Nordrhein-Westfalen kritisiert die SPD wegen „bezahlter Werbung der SPD“. „Wenn der offizielle 1Live-Account kritische Kommentare und sogar gutgläubige Kommentare zum SPD-Spitzenkandidaten ausblendet, ist von Neutralität keine Spur. “Dass der WDR einseitig Werbung für die SPD trommelt, sollte endlich der Vergangenheit angehören.” Auch die Abgeordneten der Grünen und der FDP sind verärgert. BILD forderte eine Stellungnahme des WDR an.