01.08.2022 02:46 Uhr

„Wir werden immer härter arbeiten müssen“, prognostiziert Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolff. Andernfalls droht das System mittelfristig zusammenzubrechen. Zu den Forderungen der IG Metall nach mehr Löhnen macht der Arbeitgebervertreter aber deutlich. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat sich für eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre ausgesprochen. „Wenn man sich die demografische Entwicklung und die Belastung der Sozial- und Pensionskassen anschaut, dann sind die Rücklagen aufgebraucht. Wir werden immer härter arbeiten müssen“, sagte Wolf den Zeitungen der Mediengruppe Funke. „Wir werden Schritt für Schritt bis zum Rentenalter von 70 Jahren herankommen müssen – auch weil das Alter weiter steigt“, sagte der Gesamtmetall-Chef. Andernfalls ist das System mittelfristig nicht mehr wirtschaftlich. Nach derzeitiger Rechtslage wird das Rentenalter bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre ohne Abschläge angehoben. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil lehnt eine weitere Erhöhung ab. Schon im Mai hatte er nach dem Vorstoß von Ökonomen, mit 70 in Rente zu gehen, gesagt: „Wir haben uns in der Koalition darauf geeinigt, dass wir das gesetzliche Renteneintrittsalter nicht anheben. Und das wird sich auch nicht ändern.“

Warnung vor ganztägigen Streiks

Angesichts der Wirtschaftslage warnt Wolf die IG Metall vor ganztägigen Streiks im Vorfeld des anstehenden Lohnzyklus der Metall- und Energiewirtschaft. „Ich setze auf jeden Fall auf Warnstreiks, das ist ein elementarer Bestandteil der IG Metall. Ich hoffe nur, dass die IG Metall zur Vernunft kommt und ihr Instrument des ganztägigen Streiks überdenkt“, sagte Wolf den Zeitungen. Wolff nannte die Forderung nach acht Prozent mehr Lohn “unverantwortlich”. Die Produktion der Metall- und Energieindustrie liegt immer noch 12 Prozent unter dem Niveau von 2018. Wenn man der hohen Inflation mit Lohnerhöhungen begegnen würde, würde sie in eine Lohn-Preis-Spirale geraten, sagte er. Im Falle einer Unterbrechung der Versorgung mit russischem Erdgas schließt Wolf nicht aus, dass das Streikrecht durch die Ausrufung des nationalen Notstands verletzt würde. „Grundsätzlich muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Aber wenn es solche Kürzungen gibt, die der Wirtschaft schaden, dann steht auch Deutschlands Ansehen auf dem Spiel.“ Die Verhandlungen mit den Arbeitgebern in Deutschlands größter Branche mit 3,8 Millionen Beschäftigten sollen Mitte September beginnen. Die Friedenspflicht läuft am 28. Oktober aus, danach ist ein Streik möglich.