Basel: Banker durchbrach Brückengeländer und versenkte Mercedes im Rhein  

Der Rheinsturz vom 24. Juli 1903 ging als «der erste spektakuläre Autounfall in Basel» in die Geschichte ein. Der Grund sei die «rasende Geschwindigkeit» von 20 bis 30 Kilometern pro Stunde gewesen. So berichteten Medien damals darüber. 1 / 7 Zwei Männer stürzten 1903 mit diesem Auto von der Wettsteinbrücke. Staatsarchiv Basel-Stadt Zum Jahrestag am 24. Juli hat der Basler Historiker Grabmacherjoggi den kuriosen Unfall aus dem Staatsarchiv ausgegraben. Twitter/Grabmacherjoggi Dieses älteste verfügbare Luftbild zeigt Basel 1926, also 13 Jahre nach dem Unfall. Das Auto stürzte von der Wettsteinbrücke (erste Brücke von rechts). Gefunden wurde es zwischen der zweiten und der dritten Brücke von rechts am westlichen Ufer. Geoportal BS

Der spektakuläre Unfall vom 24. Juli 1903 schockierte die Schweiz. Ein Auto durchbrach damals das Geländer der Wettsteinbrücke und stürzte in den Rhein. Medien im ganzen Land berichteten tagelang über den Vorfall.

Zeitungen in der ganzen Schweiz berichteten über den «schweren Automobilunfall» vom 24. Juli 1903 in Basel. Damals fuhr der Arzt Alfred La Roche-Iselin mit Gipshändler Paul Ruf auf dem Beifahrersitz ein «Mercedes-Fuhrwerk» über die Wettsteinbrücke. In Richtung Grossbasel verlor er die Kontrolle über das Auto und durchbrach das Geländer, wonach der Wagen samt Insassen in den Rhein stürzte. Anlässlich des Jahrestags hat der Basler Historiker und Stadtführer Roger Jean Rebmann, bekannt als «Grabmacherjoggi», den kuriosen Unfall aus dem Staatsarchiv ausgegraben. «Finanzfachmann leitet Verkehrswende ein und setzt auf den Wasserweg. Ach diese Raser und ihre Fast & Furious-Posermühlen», scherzt er auf Twitter. Im Buch «Basel in der guten alten Zeit» aus dem Jahr 1972 ist vom «ersten spektakulären Autounfall in Basel» die Rede. Wie viele Verkehrsunfälle sich damals auf Basels Strassen ereigneten, ist unklar. Eine Verkehrsunfallstatistik wurde erst ab 1921 erhoben. Automobile waren da noch eine Randerscheinung. Noch. Schon 1925 stellte man im Zuge der rapiden Zunahme von Motorfahrzeugen eine explosionsartige Zunahme von Unfällen fest, die innert eines Jahres von 192 auf 337 hochschnellten.

Verletzte befürchtet

Noch am Tag des Unfalls berichteten die ersten Zeitungen darüber. Zuerst war unklar, was genau passiert war. Der Fahrer habe aus unbekannten Gründen die Kontrolle über das Auto verloren, das gusseiserne Geländer der Brücke durchbrochen und sei samt Fahrzeug und Beifahrer in den Rhein gestürzt. La Roche und Ruf konnten von einem Schiffer-Klub, der zufällig gerade Übungen abhielt, gerettet werden, schrieb etwa die NZZ. Das Auto sank sofort und verschwand in den Fluten. Die beiden Männer seien schwer verletzt worden. Am 27. Juli 1903 berichtete «Der Bund», dass das «rasend schnelle Tempo» schuld gewesen sei. Laut verschiedenen Quellen hatte das Auto zwischen 24 und 30 Pferdestärken und war mit 20 bis 30 Kilometern pro Stunde unterwegs. Offenbar hatte der Fahrer versucht, einem Tram auszuweichen. Die ersten Meldungen, wonach die beiden sehr schwer verletzt wurden, bewahrheiteten sich aber nicht, so «Der Bund» weiter. La Roche sei durch Trümmer der Windschutzscheibe verletzt worden, habe aber «die Geistesgegenwart gehabt», das Steuer während des Sturzes loszulassen «und aus dem Wagen zu springen».

Auto kaum beschädigt

Am 31. Juli 1903 schrieb auch die «Tribune de Genève» darüber. Der seltsame Unfall habe aussergewöhnlicherweise keine Todesopfer gefordert. Wegen der starken Strömung sei das Auto mehrere Hundert Meter weit durch den Fluss getrieben und habe in rund 3,5 Metern Tiefe beim St. Johann-Rheinweg gefunden werden können. Der Mercedes habe den Vorfall relativ unbeschadet überstanden: Der Motor und die Räder seien intakt gewesen, nur zwei Pneus fehlten. Laut der «Tribune» waren an die 50 Mann damit beschäftigt, das Auto aus dem Wasser zu ziehen. Zahlreiche Schaulustige besammelten sich, um die Bergungsaktion mitzuverfolgen. Dabei sei eine ältere Frau «wegen einer falschen Bewegung» in den Strom gestürzt. Ein Zuschauer habe sich aber nach ihr ins Wasser gestürzt und sie gerettet. Keine News mehr verpassen Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.