Zwei Stunden später, um 5.12 Uhr, setzte die Berliner Feuerwehr einen offiziellen Notruf ab: „Großbrand im Grunewald“ und aus den nach und nach eintreffenden Meldungen der Einsatzkräfte wurde schnell klar, dass die Lage ernst war. Denn es ist kein gewöhnlicher Waldbrand im Naherholungsgebiet, der von vielen geschätzt wird, sondern ein Eingriff an einem Ort, an dem explosive Stoffe in großen Mengen lagern. Detailansicht öffnen Schwarzer Rauch hing über Berlin, man konnte ihn sogar von Kreuzberg aus sehen. (Foto: Gerd Roth/dpa) Tatort ist eine Polizeischießstelle, die etwa auf Höhe der Anschlussstelle Hüttenweg westlich der Autobahn A 115 mitten im Grunewald liegt. An dieser Stelle, und das ist in diesem konkreten Fall das Problem, lagern laut Polizei unter anderem 25 Tonnen Feuerwerkskörper und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Brandursache war am Donnerstag zunächst nicht klar. „Wir versuchen, so schnell wie möglich mit den Feuerwehrleuten zum Einsatzort zu kommen“, sagt Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Anwohner und Rettungskräfte hörten deutliche Explosionen, so dass viele vermuten, dass es an der Explosionsstelle eine versehentliche Explosion gegeben hat, die dann weitere Explosionen auslöste. Das deckt sich mit dem, was Helene Stolzenberg in Zehlendorf erlebt hat, rund vier Kilometer vom Ort der Explosion entfernt. “Der erste Treffer klang wie eine Bombe, ich dachte, so sollte Krieg klingen”, sagt er am Telefon. Nach dem Urknall gab es viele, viele kleine Knaller. „Es hörte nicht auf und irgendwann klang es wie ein Feuerwerk“, sagt Stolzenberg. So ging es bis nach sechs Uhr morgens weiter. Explosionen gemischt mit Sirenen und Hubschraubern. Die Feuerwehr wurde um 3:24 Uhr benachrichtigt. In sozialen Netzwerken finden Sie Videos, die einige der nachfolgenden Explosionen aus der Ferne zeigen. Es wird auch ein Video veröffentlicht, das einen leuchtend roten Nachthimmel zeigt, der hinter Bäumen erleuchtet ist, die in einem mit Stacheldraht umzäunten Gelände stehen. In der etwa 45 Sekunden dauernden Aufnahme sind laute Explosionen zu hören und Baken zu sehen.
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Zum Schutz Ihrer Privatsphäre wird es nicht ohne Ihre Zustimmung hochgeladen. Inhalte werden jetzt geladen Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Twitter angezeigt werden. Dabei werden personenbezogene Daten zur Nutzungsanalyse an den Portalbetreiber übermittelt. Nähere Informationen und Widerruf finden Sie unter sz.de/datenschutz. Dieser externe Inhalt wurde automatisch geladen, weil Sie ihm zugestimmt haben. Einwilligung widerrufen und Seite neu laden Mindestens 120 Feuerwehrleute sind am Donnerstag in Grunewald im Einsatz, dazu Spezialkräfte der Bundeswehr. Betroffen ist eine Fläche von 50 Hektar, die teilweise nur verraucht ist. Aber die am Standort gelagerte Munition sei eine große Herausforderung, heißt es. Der Feuerwehr gelang es erst am frühen Donnerstagnachmittag mit den Löscharbeiten zu beginnen. Allerdings nur innerhalb einer sicheren Zone von 1000 Metern vom Brandherd – der Einsatz ist aufgrund wiederholter Explosionen und herumfliegender Trümmer sehr gefährlich. Wenn Feuerwehrleute das Gebiet betreten würden, wäre ihr Leben wahrscheinlich in ernsthafter Gefahr. „Die Sperrzone von 1.000 Metern bleibt bestehen. Es ist aber möglich, dass wir als Feuerwehr nun in bestimmten Bereichen bis 500 Meter arbeiten können“, sagt ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. „Das bedeutet, dass ein Teil der Löscharbeiten bereits begonnen hat.“ Noch ist die Lage verworren, am frühen Abend gab es am Ort der Polizeiexplosion eine weitere Explosion. Dann musste der Einsatz eines speziellen ferngesteuerten Roboters durch die Bundeswehr gestoppt werden. Es folgten mehrere weitere Explosionen. Detailansicht öffnen Luftaufnahme der Berliner Feuerwache zeigt den Brand von oben. Das Gebiet ist mit 1,5 Hektar relativ klein, es besteht jedoch die Gefahr weiterer Eruptionen. (Foto: dpa) Das Feuer könnte die Rettungskräfte in den nächsten Tagen beschäftigen. “Aber wir werden das Feuer löschen.” Der Einsatz eines Löschhubschraubers über dem mit Munition gefüllten Gebiet macht jedoch keinen Sinn. Der Helikopter müsste so hoch fliegen, dass er das Feuer aus der Luft nicht ausreichend löschen könnte. Es müsse auch verhindert werden, dass die Munition „den Helikopter vom Himmel reißt“, erklärt ein Brigadegeneral. Derweil dehnt sich das Feuer nach Angaben der Feuerwehr ringförmig weiter aus. Alles, was er im Moment tun kann, um zu verhindern, dass sich das Feuer ausbreitet, ist, die umliegenden Wälder zu bewässern. Weil gefährliche Munition durch Dürre verschlimmert wird. Immerhin ist für Freitagnachmittag Regen angesagt. Auf Twitter wird bereits gefragt, ob es ratsam ist, bei extremer Hitze mitten im Wald ein Lager mit riesigen Mengen an Munition aufzuschlagen. Der Sprengplatz im Grunewald besteht seit 1950. Zweimal im Jahr wird hier für mehrere Tage kontrolliert gesprengt. Am Nachmittag kündigte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey an, über den Standort sprechen zu wollen. „Wir müssen uns überlegen, wie wir in Zukunft mit diesem explosiven Ort umgehen und ob ein solcher Ort der richtige Ort in Berlin ist.“ Gerade jetzt freue sie sich besonders, “dass keine Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe ist und wir niemanden evakuieren müssen”.
Straßen sind gesperrt, auch der Bahnverkehr wird behindert
Viele Straßen werden wegen des Feuers gesperrt, darunter die Autobahn A 115 mit der alten Avus-Rennstrecke, eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen der Hauptstadt, über die während der Zeit normalerweise Zehntausende Autos aus Brandenburg in den Berliner Westen fahren Hauptverkehrszeit. Auch im Bahnverkehr kommt es zu Ausfällen. Die Bahn gibt auf ihrer Website bekannt, dass sowohl der Regional- als auch der Fernverkehr eingestellt werden. Unterdessen warnt die Feuerwehr die Bevölkerung davor, den Grunewald zu betreten. Der Bereich ist weitgehend abgesperrt. Anwohner in der Umgebung sollten Fenster und Türen geschlossen halten sowie Lüftung und Klimaanlage abstellen. Es besteht jedoch keine unmittelbare Gefahr eines Übergreifens des Feuers auf Häuser, da die nächsten Wohngebäude mindestens zwei Kilometer entfernt sind. Detailansicht öffnen Die Beamten bereiten sich auf eine Evakuierung vor, falls dies erforderlich ist. Die Feuerwehr warnt davor, den Grunewald zu betreten. (Foto: Paul Zinken/dpa) Zunächst sei sie besorgt gewesen, sagt Anwohnerin Stolzenberg. Sie bemerkte auch, dass ihre Nachbarn “zunehmend besorgt” seien. Von ihrer Wohnung aus konnte sie weder die Explosionen noch das Feuer sehen. Kannst du nicht klären, was zuerst passiert ist – Gasexplosion, Feuerwerk, sogar ein Terroranschlag? – das tat weh. Irgendwann kamen die Berichte, im Radio und auf den Nachrichtenseiten der Zeitungen, sagt Stolzenberg. “Man merkt, dass man besser mit der Situation umgehen kann, wenn man weiß, was sie ist.”