Christian Lindner hat mit dem klaren Nein zum 9-Euro-Ticket für viel Ärger gesorgt. Die Forderung nach einem Ausbau des subventionierten Nahverkehrs bezeichnete er am Wochenende als „freie Mentalität à la bedingungsloses Grundeinkommen“, von der er nicht überzeugt sei. Am Montag legte er inmitten eines Aufschreis in sozialen Netzwerken wie Twitter und Verbänden nach. Die Fortführung des 9-Euro-Tickets sei „nicht nachhaltig, nicht effizient und nicht fair“, twitterte Lindner. Mit dem ermäßigten Nahverkehrstarif würden die Bewohner des ländlichen Raums laut Lindner die Mobilität der Stadtbewohner finanzieren. Deshalb erntete er eine Welle der Empörung und des Unverständnisses. „Die Leute wissen nicht, wie sie den Monat überstehen sollen, die Menschen sind verzweifelt, und dann ist es frech, von einer ‚freien Mentalität‘ zu sprechen“, sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.
Verbandswarnung vor „Winter of Rage“
Er wies Lindners Argument zurück, dass die Landbürger den günstigen Nahverkehr mitfinanzieren sollten, ohne selbst davon zu profitieren. „Es wäre die Pflicht der Politik, den Personennahverkehr im ländlichen Raum auszubauen und nicht zu sagen, es wäre ungerecht, wenn der eine einen Bus hätte und der andere nicht“, betonte er.