Stammgäste lieben die geflochtenen Nüsse und den Blaubeerkuchen, und das Geschäft boomt. Allerdings schließt der Traditionsladen (den es bereits seit 1945 gibt) zum 1. September. Bis in alle Ewigkeit. Für immer geschlossen? Die Traditionsbäckerei Dörzbach in der Babstadter Straße 13 in Bad Rappenau Foto: Andreas Arnold
Vor allem die explodierenden Energie- und Rohstoffpreise zwingen die Familie zum Aufbruch. „Die Erdgaskosten sind von 900 auf 4.200 Euro im Monat gestiegen“, sagt Bäcker Dörzbach. „Mein Mehl kostet jetzt 53 Cent statt 37 Cent pro Kilo. Der Preis für Rahm stieg von 2,55 auf 4 Euro, der Milchpreis von 45 auf 85 Cent“, erklärt der 55-Jährige. „Außerdem müsste ich bald Öfen und Maschinen teuer ersetzen. Dörzbach tut sich schwer, die gestiegenen Kosten an seine Kunden weiterzugeben. “Ich habe im Frühjahr die Preise um zehn Prozent erhöht, aber wohin soll das führen?” sagte der Oberbäcker.

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Ein Brötchen kostet derzeit 30 Cent, Brot von 2,70 bis 2,90 Euro und ein Laib mit Zopf kostet 5 Euro. Um die Kosten zu decken, müsste der Bäcker noch zehn Prozent aufschlagen, für den Walnusszopf sogar 7 Euro An guten Zutaten will er nicht sparen: „Das Wichtigste für mich war schon immer, dass es den Kunden schmeckt. Deshalb haben wir nie an der Sahne gespart, obwohl ein wenig Milch ersetzt werden könnte. Auch Backmischungen waren noch nie mein Ding.” Zudem hat der Fachkräftemangel die Kleinstadt erreicht. „Ich finde einfach keinen Bäcker, der mir hilft“, sagt Dörzbach. „Meine Tochter interessiert sich für Technik und möchte keine Bäckerlehre machen. Alleine schaffe ich die Arbeit auf Dauer nicht. Achim und Tochter Caroline Dörzbach zeigen die Backspezialitäten Nusszopf und Himbeerkuchen Foto: Andreas Arnold
Sein Bruder verlässt das Unternehmen, weil er mehr für seine Familie da sein möchte. Dörzbach zeigt Verständnis: „Es ist ein harter Job. Wir haben eine Sechs-Tage-Woche mit zwölf Stunden. Am Ende wurde mein ganzes Gewicht zu viel.” Auch private Schicksalsschläge machen Achim Dörzbach zu schaffen. „Meine Frau Kathryn ist vor drei Jahren an einem Hirntumor gestorben, seitdem ziehe ich unsere 15-jährige Tochter Caroline alleine groß und die Bäckerei lässt mir einfach nicht genug Zeit für sie“, sagt er nachdenklich. „Neulich wollte er mich zu einem Metallica-Konzert mitnehmen. Das hat wieder nicht geklappt, weil ich um 3 Uhr morgens beim Bäcker sein musste.” Foto: BILD
Nun will Dörzbach den Laden verkaufen. Danach will er gut schlafen. „Und kümmere dich um meine Tochter. Im Herbst wollen wir zum ersten Mal seit vier Jahren in den Urlaub fahren. Wohin, wissen wir noch nicht.” Seine Kunden bedauern bereits den Verlust der Bäckerei. Senderin Astrid Bing (44) kauft seit ihrer Kindheit in Dörzbach ein: „Wenn der Bäcker schließt, gibt es nirgendwo einen guten Bäcker.“ Dieser Artikel stammt von BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe ist verfügbar hier.