„Täglich gibt es in den sozialen Netzwerken Aufrufe zur Gewalt gegen mich“, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Menschen rufen regelmäßig – manchmal sogar mit richtigem Namen – zu meiner Ermordung auf.” Dadurch ist es besonders gut geschützt. „Die österreichische Kollegin hingegen musste den Schutz selbst bezahlen und konnte ihn sich nicht mehr leisten.“ Sie verachtet und verabscheut die Internet-Unruhestifter, die diese Frau in den Tod geführt hätten.

Drohungen und körperliche Angriffe

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhard, sagte der „Welt“, der Tod des Arztes zeige „dramatisch, wohin die Brutalität des gesellschaftlichen Klimas führen kann“. Auch in Deutschland sinkt die Aussetzungsschwelle. Ärzte erhielten Drohbriefe und wurden verbal und körperlich angegriffen. „Angesichts der alarmierenden Zunahme digitaler Kriminalität muss die Polizei schnell handeln“, forderte Jörg Radek, Vizepräsident der Bundesgewerkschaft der Polizei, in der Zeitung. Allerdings fehlt es an ausreichenden Ressourcen, sowohl personell als auch technisch. SPD-Chefin Saskia Esken rief die Menschen dazu auf, Opfern psychischer Gewalt zu helfen. Besonders Frauen seien oft betroffen, sagte er dem Verlagsnetzwerk Deutschland (RND). “Im Kampf gegen diese Form der Gewalt müssen wir noch konsequenter werden.”

Großer Druck von Impfgegnern

Der Chef der Grünen-Bundestagsfraktion, Constantin von Notch, forderte in der „Rheinischen Post“ eine bessere Ausstattung der Ermittlungsbehörden in Deutschland. Gewerkschaftsvorsitzende Andrea Lindholz sprach mit der Zeitung über mehr Befugnisse im digitalen Raum. „Die Beschränkung der Sicherheitsbehörden auf das Abhören von Festnetzgesprächen wird der Lebenswirklichkeit im Jahr 2022 einfach nicht gerecht“, kritisierte der CSU-Politiker. Die österreichische Ärztin setzte sich für Impfungen gegen das Coronavirus ein und stand nach eigenen Angaben monatelang unter enormem Druck von Impfgegnern. Am Freitag wurde bekannt, dass sie in ihrer Praxis in Oberösterreich tot aufgefunden wurde. Medienberichten zufolge soll ein Mann aus Oberbayern dem 36-jährigen Arzt per E-Mail mit Folter und Mord gedroht haben. Die Staatsanwaltschaft München hat Ermittlungen aufgenommen. (Um Doppelergebnisse zu vermeiden, berichtet dpa gemäß Pressekodex nur sehr zurückhaltend über Suizide und verzichtet daher auch hier auf weitere Angaben.)