Dies entspricht einem prognostizierten Rentenverlust von 20,9 %, wie das VZ Vermögenszentrum in seinem neuen Rentenbarometer errechnet. Für die Betroffenen bedeutet das im obigen Rechenbeispiel: 15’640 Franken weniger pro Jahr. Tatsächlich werden die künftigen Renten sogar noch niedriger ausfallen. Weil fast keine Pensionskasse die Inflation kompensiert, wird die ausbezahlte Rente in zehn Jahren laut VZ Vermögenszentrum rund 8 Prozent weniger wert sein als heute. Sozialwissenschaftler erklärt: Deshalb trifft Altersarmut Frauen härter (01:19)
Höhere Einkommen mit größeren Verlusten
Die AHV-Rente ist in den letzten 20 Jahren gestiegen. Dies kann jedoch in den meisten Fällen die Kürzung der Pensionskassenrenten nicht kompensieren. Dadurch vergrößert sich die Einkommensschere stetig. Rentner erhalten im Vergleich zu ihren früheren Gehältern immer weniger Geld. Beispielsweise beträgt die Rente für einen Mann mit einem Bruttolohn von 100’000 Franken heute nur noch 54 Prozent seines letzten Lohns. Vor 20 Jahren waren es 62 Prozent. Beschäftigte mit höheren Löhnen sind besonders stark von dem Rückgang betroffen. Für sie stellt die Pensionskasse einen größeren Teil ihrer Rente dar. Pensionskassen kürzen ihre Leistungen aufgrund der steigenden Lebenserwartung und senken den Umwandlungssatz von 7,2 auf 6,8 Prozent. Auch Gutverdiener zahlen oft in den überobligatorischen Bereich ein – und hier kalkulieren viele Pensionskassen oft mit einem noch geringeren Umrechnungsfaktor.
Die Schweizer unterschätzen Rentenverluste
Doch trotz des deutlichen Rentenrückgangs machen sich die Schweizer wenig Sorgen um ihre Finanz- und Vorsorgesituation. In einer VZ-Umfrage unter 700 Personen gaben 90 Prozent an, ihre Altersvorsorge problemlos finanzieren zu können. Dieser Preis überrascht das VZ Vermögenszentrum: Viele Menschen dürften «die Situation unterschätzen», so die Analyse. Einerseits, weil die Schweizer Politik bei der Reform der beruflichen Vorsorge feststeckt. Andererseits ist zukünftig auch mit einem Rückgang der Conversion Rate zu rechnen. Aus gesellschaftlicher Sicht ist es sinnvoll, dass der Rückgang der Renten in der 2. Säule vor allem Gutverdiener trifft: Diese Bevölkerungsgruppe kann im Berufsleben mehr Geld zur Seite legen und ist daher auch mit geringeren Renten gut aufgestellt. So gut geht es Rentnern: „Ich habe in jungen Jahren gespart – jetzt profitiere ich“ (02:03)
Eine goldene Rente – aber nicht für jedermann
Dies deckt sich mit einer kürzlich veröffentlichten Rentnerbefragung von Swiss Life. In dieser Umfrage gaben 80 Prozent der Rentner an, dass sie finanziell über die Runden kommen könnten. Viele von ihnen besitzen große Vermögen und Immobilien, was ihnen das Altern angenehm macht. Die Autoren der Studie sprechen in diesem Zusammenhang von einer „goldenen Rentnergeneration“. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass bereits jeder fünfte Rentner finanzielle Probleme hat. Relativ gesehen sind sie vom Rückgang der Renten der 2. Säule weniger betroffen. In absoluten Zahlen schmerzt sie hingegen der Rückgang der Renten besonders. Wenn das Geld schon knapp ist, wiegt jeder fehlende Franken schwer. Teilzeit arbeiten: Eveline Müller rechnet mit 500 Franken Rente (02.02)