Die Ampelkoalition hat neue Corona-Regeln für Herbst und Winter vorgestellt. Allerdings stießen sie auch in den eigenen Reihen auf Ablehnung. Besonders kritisch ist eine Regelung, die Menschen nach der Impfung gegen das Coronavirus für einen Zeitraum von drei Monaten vom Tragen einer Maske befreit.
Weitere aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier Auch in den eigenen Reihen stoßen die neuen Herbst- und Winter-Corona-Regeln des Laternenbündnisses auf Kritik und Ablehnung. „Ich glaube nicht, dass das Infektionsschutzgesetz in dieser Form für mich verabschiedet werden kann“, sagte der FDP-Vizevorsitzende Wolfgang Kubicki am Freitag (5. August) den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Er widersetzte sich auch seinem Parteikollegen Marco Buschmann. Die Justizministerin hatte die neuen Regeln gemeinsam mit SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach ausgehandelt. Kubicki schrieb Buschmann jedoch zu, “wie ein Löwe gekämpft zu haben”. Lauterbach habe sich nun mit dem Virus infiziert, teilte sein Ministerium am frühen Freitagmorgen mit.
Kritisiert wird die dreimonatige Impffrist
Im Mittelpunkt der neuen Strategie steht die Verwendung von FFP2- oder medizinischen Masken. Viel Kritik wird an dem Plan geübt, Menschen von der Maskenpflicht in Gaststätten oder bei Kultur- und Sportveranstaltungen auszunehmen, wenn ihre Impfung nicht älter als drei Monate ist. Alternativ können sie auch getestet oder kürzlich abgerufen werden. Kritiker kritisieren die kurze Dreimonatsfrist und fragen, ob dies zu einer Art Dauerimpfung in kurzen Abständen führt. „Der Deutsche Bundestag sollte – auch aus medizinethischer Sicht – nicht so entscheiden“, sagte Kubicki. “Auf jeden Fall würde ich nachdrücklich argumentieren, dass politische Entscheidungsträger bei der Schaffung medizinischer Standards keinen Höhenflug haben.” Der Vizepräsident des Bundestages sagte dem Spiegel: „Es darf keine politische Einmischung in medizinische und wissenschaftliche Angelegenheiten geben.“ Der Bundespräsident des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Natürlich werden einige fragen, warum sie sich impfen lassen sollten, wenn die Impfung nach drei Monaten an Wert verliert.“ Der Hauptwert der Impfung – der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen – geht jedoch meist darüber hinaus. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, kritisierte gegenüber dem RND, dass Ausnahmen von der Maskenpflicht „im Alltag kaum effektiv kontrollierbar und sehr schwer durchsetzbar“ seien. Der Deutsche Kulturrat erwartet laut RND durch die Ausnahmeregelung einen erheblichen Mehraufwand für Kultureinrichtungen.
Rufe nach einer Rückkehr zu kostenlosen Schnelltests werden lauter
Da ein aktueller negativer Schnelltest auch darauf abzielt, Menschen von der Maskenpflicht zu befreien, wird eine Rückkehr zu kostenlosen Bürgertests gefordert. Darüber berichtete unter anderem der Vorsitzende des Vereins Food-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, in der „Rheinischen Post“. Dies forderte auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Testanbieter würden derzeit entschädigt, sagte Vorstandsmitglied Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Lauterbach muss die Anfang Juli mit der Kassenärztlichen Vereinigung erzielte Einigung noch rechtlich absichern. “Karl Lauterbach wurde gebeten, diese Bindung bis zum 8. August vorzunehmen”, erklärte Brysch. Bürgerprüfungen sind ab Ende Juni nur noch für bestimmte Risikogruppen und Fälle kostenlos. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die für die Gebührenerhebung von Prüfungszentren zuständig ist, hatte die Regelung als zu bürokratisch kritisiert und angekündigt, keine Gebühren mehr für Prüfungen erheben zu können.
Das RKI sieht bei Millionen Menschen einen Impfbedarf
Trotz des jüngsten Rückgangs der Fallzahlen und anderer Pandemie-Indikatoren gibt das Robert-Koch-Institut (RKI) keine Entwarnung für die Corona-Sommerwelle. Der allgemeine Infektionsdruck und die damit verbundene Belastung des Gesundheitssystems bleiben laut dem wöchentlichen COVID-19-Bericht des Instituts am Donnerstagabend hoch. Gleichzeitig sieht das RKI einen weiteren Impfbedarf bei Millionen Menschen. Das RKI verzeichnete in der vergangenen Woche bundesweit einen deutlichen Rückgang der Sieben-Tage-Inzidenz um 21 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Die Raten für akute Atemwegserkrankungen in der Allgemeinbevölkerung, etwa die Zahl der Arztbesuche, seien im Vergleich zur Vorwoche gesunken – aber zu diesem Zeitpunkt immer noch höher als in den Vorjahren. Zudem nahmen die Fälle in Pflegeheimen weiter zu. Laut RKI haben die Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus zuletzt ein ziemlich konstantes Niveau erreicht – 444 wurden in der vergangenen Woche gemeldet. (sbi/dpa) Aktualisiert am 08.05.2022 um 10:57 Uhr Der Gesundheitsminister wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Beamte sagten, er habe nur leichte Symptome und gehe vorübergehend seinen offiziellen Aktivitäten aus der häuslichen Isolation nach.