Unmittelbar nach dem Besuch forderte CDU-Chef Friedrich Merz angesichts der drohenden Energiekrise einen schnellen Bundestagsbeschluss zur Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke. Die Union sei ausdrücklich bereit, entsprechende Gesetzesänderungen schnell herbeizuführen, sagte er. “Der Betrieb des Kernkraftwerks ist technisch, personell und rechtlich machbar.” Nun muss entschieden werden, ob dies auch politisch möglich ist.
Merz betonte, die Union sei auch bereit, kurzfristig eine Sondersitzung des Bundestages für eine schnelle Entscheidung einzuberufen. Ansonsten wird es in rund fünf Wochen nur noch eine Bundestagssitzung geben. „Wir könnten jetzt zu diesem Zeitpunkt Entscheidungen treffen“, die es ermöglichen würden, den Betrieb über die Wende 2023/2024 hinaus fortzusetzen. “Ich fordere die Bundesregierung auf, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.”
Lesen Sie auch
Atomkraft, Fracking und Co.
Aus Sicht von Merz müssen die notwendigen Gesetzesänderungen für eine längere Lebensdauer der Atomkraftwerke im August vom Bundestag beschlossen werden. Angesichts der Zeit, die es braucht, um neue Brennstäbe zu bestellen, die bis zu 15 Monate dauern kann, ist es klar, warum es so wichtig ist, Entscheidungen im August zu treffen, sagte er. “Wenn wir im September sind, wird es kritisch, wenn es Weihnachten ist, ist es unmöglich.”
Wir wollen nicht zurück zur alten Atomkraft, aber angesichts der aktuellen Situation „auf eigene Gefahr“ sei es wichtig, die Probleme nicht zu verschlimmern, sagte Mertz.
CSU-Chef Markus Söder sagte, für Taktik sei keine Zeit. Es müsse gehandelt werden: “Deutschland ist im Energienotstand.” Daher ist im Winter nicht nur mit Erdgas-, sondern auch mit Stromknappheit zu rechnen. Die Halden sollen laut Söder nicht nur drei Monate im Winter weiterlaufen, sondern mindestens bis 2024. Das bedeutet auch, dass neue Brennstäbe angeschafft werden müssen. CDU-Chef Merz sagte, dies sei auch ohne Russlands Beteiligung möglich und verwies auf die Möglichkeit der Lieferung von Kernbrennstoff durch westliche Verbündete.
Lesen Sie auch
Der bayerische Ministerpräsident sagte auch, Deutschland würde vom Ausbau der Isar 2 genauso profitieren wie Bayern. Rund 12 Prozent des Stroms bleiben in Bayern, der Rest wird deutschlandweit geliefert. Daher sei es eine “vernünftige und gute Lösung”, die drei verbliebenen deutschen Kernreaktoren am Laufen zu halten.
Söder: Bombardiert mit „Fake News“ über möglichen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken
Söder sagte auch, die Bundesregierung habe die Öffentlichkeit in den vergangenen Monaten mit “Unwahrheiten” über die Machbarkeit des Weiterbetriebs des Atomkraftwerks behandelt. Er zitierte unter anderem Äußerungen, dem AKW fehle Personal oder die Bevölkerung sei gegen einen Weiterbetrieb – obwohl es “eigentlich nur Streit innerhalb einer Partei” gebe, nämlich bei den Grünen. Auf Nachfrage eines Reporters sagte Söder: „Wir wurden mit Fake News bombardiert.“ Merz und Söder: Für den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke fehlt nur noch der politische Wille der Bundesregierung – und sonst nichts Quelle: Getty Images/Lennart Preiss Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) bezeichnete den Besuch als Demonstrationsveranstaltung. „Das ist Propaganda, die nichts mit dem Thema zu tun hat“, sagte er dem Verlagsnetzwerk Deutschland (RND). Lesen Sie auch Trittin ergänzt: „Wenn der TÜV Süd feststellt, dass die Isar 2 vor dem Absturz des Kleinflugzeugs von Merz sicher ist, dann würde ich das nicht bestreiten. Aber das gilt nicht mehr für große Verkehrsflugzeuge – wie für alle Kernkraftwerke.“ Isar 2 hat jedenfalls seit drei Jahren keinen Sicherheitscheck mehr. Wenn der TÜV Süd kürzlich zu dem Schluss gekommen sei, dass Isar 2 problemlos weiterbetrieben werden könne, dann sei das „schlampig unter Freunden“, sagte Trittin. Ein Greenpeace-naher Anwalt hatte dem TÜV zuvor vorgeworfen, dem Freistaat Bayern das angestrebte Ergebnis zu bescheinigen. Die Betriebsgenehmigung für den Kernreaktor Isar 2 läuft Ende des Jahres aus, ebenso wie die beiden anderen verbleibenden Reaktoren Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Eine endgültige Entscheidung der Bundesregierung für oder gegen die Laufzeitverlängerung von Kernreaktoren steht noch aus. Lesen Sie auch Bundeskanzler Olaf Solz hält eine längere Lebensdauer von Kernkraftwerken für möglich. Die letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland dienen nur noch der Stromerzeugung und nur zu einem kleinen Teil davon. „Aber es kann trotzdem sinnvoll sein, weil das Ausbauniveau der Erneuerbaren in den einzelnen Ländern in Deutschland sehr unterschiedlich ist“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Mülheim an der Ruhr. Er verwies auch auf den noch andauernden “sehr, sehr harten” Stresstest für die Stromversorgungssicherheit in Deutschland. Daraus werden Schlussfolgerungen gezogen. Die FDP hatte sich zuletzt für die Verlängerung ausgesprochen. Auch die Grünen haben sich dazu geäußert, dass zumindest ein sogenannter Stretch-Modus – also die Weiternutzung der bisherigen Brennstäbe bis zum nächsten Sommer – unter Umständen gerechtfertigt werden kann.
“Es wird keine einfache Vertragsverlängerung sein”
„Eine einfache Verlängerung der Laufzeiten wird es nicht geben“, sagte die Vorsitzende der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, der Zeitung „Neue Westfälische“ (Donnerstag). Der Ausstieg aus der Kernenergie sei „gesetzlich klar geregelt“ – jede Änderung des Atomgesetzes müsste im Bundestag beschlossen werden. „Wir werden den Atomausstieg nicht revidieren“, sagte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken dem Deutschen Redaktionsnetzwerk (RND/Donnerstag). Atomkraft ist sehr teuer und birgt ein hohes Risiko, und bis heute ist nicht klar, wie und wo Atommüll sicher entsorgt werden soll. Lesen Sie auch 2011 beschloss die damalige Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima den Atomausstieg für Deutschland. In der Union war der Ausstieg aus der Kernenergie viele Jahre lang heftig umstritten, bevor die Debatte kürzlich wieder entfacht wurde. Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.