Die EVN berichtet in einer Aussendung über verschiedene Rechenbeispiele zur Belastung der Haushalte: Bei einem jährlichen Stromverbrauch von 2.000 Kilowattstunden (kWh) bedeutet die Erhöhung beispielsweise einen monatlichen Zuschlag von 32 Euro, bei einem Haushalt mit 3.500 kWh schon etwa 57 Euro mehr Monat. Bei einem jährlichen Gasverbrauch von 8.000 kWh sind das für einen Haushalt 58 € pro Monat, bei 15.000 kWh rund 108 € inklusive Umsatzsteuer. Bezieht ein Haushalt also Strom und Gas bei der EVN, können die Nebenkosten weit über 100 Euro pro Monat betragen – mögliche Gegenmaßnahmen sind da noch nicht eingerechnet. Wie hoch die Preiserhöhung pro Kilowattstunde ausfallen wird, konnte die EVN auf Nachfrage nicht sagen, da die Tarife der einzelnen Kunden sehr unterschiedlich waren.
Betroffen sind Kunden mit „klassischer Rechnung“.
Betroffen sind nach Angaben des Unternehmens rund 50 Prozent der Privatkunden der EVN – also jene mit klassischem Tarif. „Alle anderen haben einen variablen Tarif, der sich jeden Monat an die Energiepreisentwicklung anpasst, oder sie haben einen Tarif mit Preisgarantie gewählt“, wurde Unternehmenssprecher Stéphane Jacques in der Sendung zitiert. Das Land Niederösterreich hatte in Erwartung der Erhöhung bereits eine sogenannte Strompreissenkung angekündigt. Je nach Personenzahl eines Haushalts wird eine bestimmte Anzahl an Kilowattstunden gefördert – mehr dafür wird in Niederösterreich mit dem „Strompreisrabatt“ importiert (noe.ORF.at; 20. Juli 2022). Außerdem soll es einen staatlichen Zuschuss zu den Energiekosten und einen Klimabonus der öffentlichen Hand geben.
Zusätzliche Rabatte auf das EVN Sparen
Neben höheren Energiepreisen kündigt die EVN an, deren Auswirkungen durch zusätzliche flankierende Maßnahmen abzumildern. Betroffene Kunden könnten bis zu 17 Prozent ihrer Stromkosten zurückerhalten – insbesondere durch Maßnahmen, die sich auch positiv auf das Unternehmen auswirken. Dazu gehört die Registrierung im Kundenportal oder die Auswahl von E-Mail-Rechnungen oder die Zahlung per Lastschrift. Ab September plant die EVN eine personelle Aufstockung ihres Service Centers. Auf diese Weise sollen auch ältere Menschen, die weniger mit dem Internet vertraut sind, bei diesen Schritten unterstützt werden. Für Härtefälle wird ein Sozialfonds in Höhe von drei Millionen Euro eingerichtet.
In Zukunft zwei Anpassungen pro Jahr
In der Praxis dürfte die Preiserhöhung laut EVN aufgrund der staatlichen und internen Unterstützungsleistungen deutlich geringer ausfallen als oben beschrieben. Für einen durchschnittlichen niederösterreichischen Vier-Personen-Haushalt würden durch den Verbrauch von Strom und Erdgas monatliche Mehrkosten von 18 Euro entstehen. Künftig will der Energieversorger die Preise zweimal im Jahr, jeweils zum 1. April und 1. Oktober, anpassen. Bei Wien Energie, ebenfalls Mitglied der Energieallianz Austria, steigen die Preise im Einklang mit der EVN. Auch hier werden Gegenmaßnahmen angekündigt – mehr dazu unter Preise bei Wien Energie steigen wieder (wien.ORF.at, 3. August 2022).
Kritik an der FPÖ Niederösterreich
Die FPÖ Niederösterreich lässt bei den Ankündigungen kein gutes Haar. In einer Aussendung spricht er von „extremen Preiserhöhungen“ der EVN, die „die soziale Krise verschärfen“ und „immer mehr Haushalte an den Rand der Existenz bringen“. Die staatliche “Stromprämie” sei mit elf Cent pro Kilowattstunde zu niedrig, kritisiert Landesparteichef Udo Landbauer: “Das Geld ist gar nicht da und wieder weg.” Laut Landbauer hätte der Staat als Haupteigentümer der EVN bereits im Vorfeld handeln und die Preiserhöhungen verhindern müssen.