Niemand will im Winter frieren: Aufgrund der drohenden Erdgasknappheit gehen elektrische Lufterhitzer derzeit wie warme Semmeln weg. Doch Energieversorger warnen. Wenn zu viele Menschen damit geheizt werden, drohen Stromausfälle. Videobeitrag Video 02:43 Minuten | 2. August 2022, 19:30 Uhr | Hessenschau

Hohe Nachfrage nach Lufterhitzern

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Verkehrtes Gedränge im Elektronikladen von Jacqueline Posner in Frankfurt: Trotz sommerlicher Temperaturen verkauft sie statt Klimaanlagen vor allem Lufterhitzer und Heizkörper. „Man denkt, die Leute wollen einen Ventilator kaufen, aber was sie wirklich wollen, ist eine Heizung“, bemerkt der Manager. Aber so weit hergeholt ist der Wunsch natürlich nicht. Immerhin wird derzeit heftig darüber debattiert, ob Eigentümer im Winter die Zentralheizung in Wohngebäuden abstellen dürfen – wegen der drohenden Gasknappheit als Folge des Krieges in der Ukraine. „Der Kunde will es natürlich warm haben“, sagt Posner. Teilweise gibt es sogar Sammelbestellungen von bis zu 50 Geräten. “Weil viele große Unternehmen die Heizung reduzieren, wollen sie eine große Menge und bestellen für jedes Büro einen Lufterhitzer.”

Fast 35 Prozent mehr Lufterhitzer wurden verkauft

Dieser Trend ist bundesweit zu beobachten: Von Januar bis Juni stieg der Absatz von elektrischen Lufterhitzern stark an. Wie das Marktforschungsunternehmen GfK Ende Juli für den Tagesspiegel berichtete, wurden im ersten Halbjahr 600.000 Geräte verkauft – ein Plus von knapp 35 Prozent. Verbraucherzentralen raten jedoch davon ab, Lufterhitzer als Alternative zur Gasheizung einzusetzen. Noch ist Erdgas deutlich günstiger als der Strom von Lufterhitzern, erklärt Hans Weinreuter, Leiter des Fachbereichs Energie bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Bis dahin lohnt sich das Geschäft nicht. „Der Erdgaspreis soll wieder kräftig steigen, Strom nicht teurer werden – dann könnte sich das irgendwann umkehren“, sagt Weinreuter. “Aber von dieser Situation sind wir im Moment noch weit entfernt.” Die Verbraucherzentrale empfiehlt, die Raumtemperatur generell zu senken, um Gas und Geld zu sparen.

Kommunaldienste warnen vor Stromausfällen

Auch mehrere hessische Energieversorger stehen dem Betrieb von Lufterhitzern kritisch gegenüber. Die Stadtwerke Wiesbaden warnen vor einer Überlastung des Stromnetzes im Winter, wenn zu viele Menschen gleichzeitig die Elektroheizungen nutzen. In diesem Fall greifen sofort Schutzmaßnahmen. „Im Klartext heißt das: Die betroffenen Netzbereiche werden automatisch abgeschaltet, es fließt kein Strom mehr“, erklärt Geschäftsführer Peter Lautz. “In diesen Gebieten wird es für alle Kunden einen Stromausfall geben.”

Gefahr für das Stromnetz in Ihrem Haus

Ähnlich schätzt der Frankfurter Energieversorger Mainova die Situation ein: „Auch in Frankfurt drohen Stromnetzausfälle in gasdominierten Gebieten, wenn zu viele Haushalte elektrische Wärmequellen nutzen“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage von hr. Zudem birgt der Einsatz von Lufterhitzern Risiken für das heimische Stromnetz, das durch den Betrieb elektrischer Heizquellen überlastet werden kann. Auch die RhönEnergie Fulda hält Stromausfälle durch Überlastung durch den starken Einsatz von Lufterhitzern für möglich. Die Stadtwerke Kassel sind optimistischer, tun sich aber mit einer generellen Einschätzung schwer. „Grundsätzlich ist ein Verteilnetz für normale Lasten ausgelegt und es besteht kein Risiko“, sagt ein Sprecher auf Nachfrage. Allerdings sei es gut, “jetzt sparsam mit Energie umzugehen, damit wir im Winter gar nicht erst in Situationen kommen, die Lufterhitzer notwendig machen”. Weitere Informationen
Ausstrahlung: hr-fernsehen, Hessenschau, 2. August 2022, 19.30 Uhr Ende der weiteren Informationen Quelle: hessenschau.de/Marcel Sommer, Melanie Taylor