Autor: Analyse von Barbara Colpi                             

Im Herbst werden bei den Zwischenwahlen in den USA alle Sitze im Repräsentantenhaus, ein Drittel der Sitze im Senat und strategische Positionen in mehreren Bundesstaaten besetzt. Donald Trump mischt mit und versucht, möglichst viele ihm loyale Kandidaten ins Rennen zu schicken. Im ganzen Land waren die Menschen besonders von Arizona begeistert. 2020 hatte Trump bei der Präsidentschaftswahl den Swing State verloren. Nun ging seine Strategie in den parteiinternen Vorwahlen auf und seine Schützlinge setzten sich durch.

Sieger Kari Lake steht hinter Trump

Besonders knapp verlief das Rennen um den Regionalgouverneur. Die Ergebnisse waren jeweils sehr knapp. Nun ist klar, dass Cary Lake der republikanische Kandidat sein wird. Der ehemalige konservative Fox-Moderator nennt Trump „Superman“ und lässt keine Gelegenheit aus, über Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl zu sprechen. Der Sieg von Lake ist auch ein Sieg für Trump über den ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence, hinter der knapp geschlagenen Herausforderin Karren Taylor Robson. Die beiden Republikanerinnen unterschieden sich kaum in ihren Wahlversprechen. Beide wollen die Grenze vor Einwanderern sichern, die Kriminalität reduzieren und die Wirtschaft wieder ankurbeln.

Unterschiedliche Interpretation des Wahlergebnisses 2020

In einem entscheidenden Punkt unterscheiden sich die beiden Lager jedoch. Das Trump-Lager, dem Lake angehört, spricht weiter von einer gestohlenen Präsidentschaftswahl 2020. Pences Robson respektiert den Ausgang der demokratischen Wahl. Das ist brisant, weil Trump-Anhänger auch um die strategische Position des Außenministers, der die Wahl überwacht, und um den Senatssitz konkurrieren.

House Committee klagt Trump wegen Kapitol-Invasion an

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Als Trumps militante Unterstützer am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington stürmten, stand Trump nicht nur stundenlang tatenlos daneben, sondern goss auch noch Öl ins Feuer – mit einem Tweet, der Mike Pence frustrierte. Dies brachte neue Untersuchungen des parlamentarischen Ausschusses ans Licht. Dies sind Erkenntnisse, dass die loyale Trump-Basis auf taube Ohren zu stoßen scheint. Trump bezeichnet jeden, der der großen Wahlkampflüge nicht glaubt, als „Rhino“, als „Republikaner nur dem Namen nach“, also als Republikaner, die nur auf dem Papier Republikaner sind. Zu ihnen zählt er Mike Pence.

Die Partei spaltete sich in zwei Lager

Die Vorwahl zeigt, wie gespalten die Republikanische Partei ist. Die Wähler müssen entscheiden, wo sie die Zukunft der Partei sehen: Trump oder Pence. Beide werden als mögliche Präsidentschaftskandidaten für 2024 gehandelt. Das erste Ziel der Republikaner ist es, bei den Zwischenwahlen im Herbst die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat zu gewinnen. Fraglich bleibt, ob es die richtige Strategie ist, Kandidaten aus dem Trump-Lager zu unterstützen. Es gibt sogar demokratische Stimmen, die eine bessere Chance sehen, sich gegen Trumps Wunschkandidaten durchzusetzen als gegen Republikaner, die trotz ihres konservativen Kurses das Ergebnis der demokratischen Wahl respektieren.

Trump dehnt Einfluss auf Schützlinge aus

Donald Trump sind diese Sorgen egal. Er setzt seine Strategie fort, mit seinen Schützlingen den eigenen politischen Einfluss zu festigen. Ob er 2024 erneut für das Präsidentenamt kandidieren wird, lässt Trump noch offen. Zuletzt hat er aber mehrfach gesagt, dass er damit liebäugelt. Die Vorwahlen in Arizona sollten ihm versichern, dass seine Zeit noch nicht abgelaufen ist und dass er eine große, gut unterstützte Figur innerhalb der Partei bleibt.

            Barbara Bläst     

    US-Korrespondent, SRF     
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Barbara Colpi schreibt ab Juli 2022 als Korrespondentin für Radio SRF und News Digital aus den USA. Sie arbeitet seit 2005 bei Radio SRF und startete als Redakteurin im Sportressort, wo sie 2008 stellvertretende Leiterin der trimedialen Redaktion wurde. Im Frühjahr 2016 wechselte der diplomierte Sozialanthropologe als Korrespondent nach Lausanne.