30.07.2022, 18:05 Uhr
Die Erdgaskrise erfordert eine Reihe von Alternativvorschlägen für eine sichere Energieversorgung im Winter. Bayerns Ministerpräsident Söder macht mit dem nächsten Vorschlag auf sich aufmerksam: Diesmal geht es um den Einsatz der Fracking-Technologie im Norden. Kollege Weil reagiert sofort. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil reagierte verärgert auf den Rat seines bayerischen Amtskollegen Markus Söder, über den Einsatz von Fracking-Gas in Norddeutschland nachzudenken. “Ist es noch okay?!” fragte der SPD-Politiker via Twitter nach entsprechenden Äußerungen des CSU-Chefs. “Lieber Markus Söder, wie wäre es endlich mit Windkraft in Bayern?” fügte Weil in Richtung des bayerischen Ministerpräsidenten hinzu. In der Süddeutschen Zeitung hatte Söder die Nutzung heimischer Gasreserven angesichts der Energieknappheit infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine thematisiert. „Niemand will das Fracking von gestern. Aber es ist sinnvoll zu prüfen, ob es neue und umweltfreundliche Verfahren gibt“, sagte der CSU-Chef. „Vor allem in Niedersachsen gibt es laut Experten große Erdgasvorkommen“, ergänzte Söder. Der niedersächsische Finanzminister und CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 9. Oktober, Berd Althusmann, hatte sich vor wenigen Tagen gegen Fracking ausgesprochen und auf das geltende gesetzliche Verbot verwiesen. Beim derzeit in Deutschland verbotenen Fracking wird mit Druck und Chemikalien Gas oder Öl aus Gesteinsschichten gewonnen, was Umweltrisiken birgt.
„Markus Söder ist der Problembär der Energieversorgung“
Auch Grünen-Chef Omid Nouripour griff Söder an: „Markus Söder ist der Problembetreiber der Energieversorgung in Deutschland und hat den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bayern deutlich gebremst. 2020 wurden in Bayern nur drei neue Windkraftanlagen genehmigt wird bei der Energiewende nicht passieren”, sagte er der Mediengruppe Bayern. Gleichzeitig, so Nuripour, werde die Atomdebatte von jenen vorangetrieben, die schon immer gegen einen Atomausstieg und damit gegen die Befriedung eines Jahrzehnte alten Konflikts gewesen seien. „Aber wenn es konkret wird, verzichtet die CSU auf das Thema Endlagerung, will aber gleichzeitig mit dem Weiterbetrieb von Atomkraftwerken neuen Atommüll akzeptieren. Ein weiterer Grund, warum es keine Verlängerung des Dienstes geben sollte, ist übrigens gerade die Union, die uns in diese fatale Abhängigkeit von (Kreml-Chef Wladimir) Putin geführt hat.“ Zum Thema Erdgasförderung aus der deutschen Nordsee sagte er: „Es wäre ein großer Fehler, wieder auf fossile Energieträger zurückzugreifen. Kurzfristig reicht das für die nächsten ein, zwei Winter.“ bis wir von Putin zur Unabhängigkeit hören. Dasselbe gilt für Fracking. Wir würden frühestens in fünf Jahren relevante Produktionsmengen bekommen. Das wird die nächsten paar Winter nicht helfen. Das ist eine weitere Scheindebatte die über die Verlängerung der Lebensdauer von Kernkraftwerken.” Wie Finanzminister Robert Habeck verwies Nuripur auf einen zweiten, umfangreichen Stresstest, der laufen soll, um zu testen, ob es im Winter zu Stromengpässen kommen könnte. „Wenn es Verbesserungsbedarf gibt, werden wir die Fakten nutzen, um weitere Maßnahmen zu besprechen.“ Der Stresstest ist vor allem notwendig, weil die Lage in Bayern so angespannt ist.