Sicherheitsbehörden warnen vor radikalen Straßenprotesten

Stand: 07:56 Uhr|  Lesezeit: 3 Minuten 

Kommt es im Winter zu Ausschreitungen wegen der Energiekrise? Wird das Energiethema gesellschaftlich? Die Unsicherheit vor dem Winter und steigende Gas-, Strom- und Kraftstoffpreise betreffen immer mehr Menschen. Auch die Deutschen fürchten eine Eskalation des Konflikts zwischen China und Taiwan. In der dunklen Zeit drohen der Demokratie radikale Proteste wegen des rapiden Anstiegs der Energiepreise. Zu diesem Schluss kommen die deutschen Sicherheitsbehörden. Weil Russland das Klima mit Desinformationen anheizt, wurde sogar die Spionageabwehr aktiviert. Sicherheitsbehörden sehen eine wachsende Gefahr: Extremisten könnten die Angst der Bürger vor Einschränkungen durch massive Preissteigerungen ausnutzen – um den sozialen Frieden im Land zu untergraben. „Die Feinde der Demokratie warten nur darauf, die Krisen auszunutzen, um Zerstörungsphantasien, Angst und Unsicherheit zu verbreiten“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Feser (SPD) gegenüber WELT AM SONNTAG. Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin des Innern und Heimatlandes Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka Der SPD-Politiker warnt davor, dass extremistische Kreise derzeit nach Themen suchen, mit denen sie die Bevölkerung für sich mobilisieren können. „Was Rechtsextreme und diverse andere Szenen bei den Corona-Protesten bereits verbindet, bleibt der gemeinsame Nenner: Demokratieverachtung und der Versuch, das Vertrauen in unseren Staat zu erschüttern“, sagte Faeser. In ihrem Ministerium sei eine Entwicklung möglich, die ähnlich viele Menschen erreiche wie auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, als es zu extrem massiven Straßenprotesten kam. Wenn Preiserhöhungen viele Menschen hart treffen und im Herbst dann noch eine starke Corona-Welle kommt, dann droht Radikalisierung, heißt es.

Die Gaspreise schießen in die Höhe

Die hohe Inflation wird hauptsächlich durch steigende Energiepreise angeheizt. Die Gaspreise schießen aufgrund fehlender Lieferungen aus Russland in die Höhe. Zudem hat die Bundesregierung in dieser Woche beschlossen, extreme Preisspitzen mit einer Umlage abzufangen, die alle Gasempfänger zahlen müssen. Lesen Sie auch Dies führt zu Mehrkosten, die bei einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt bis zu 1000 Euro erreichen können. Die genaue Höhe der Abgabe soll Mitte August veröffentlicht werden. Diese von Inflation und Unsicherheit geprägte Situation wollen die Extremisten laut Geheimdiensten ausnutzen. „Sie hoffen, dass die Energiekrise und die Preiserhöhungen die Menschen zu hart treffen werden, um die Stimmung aufzugreifen und ihre regierungsfeindlichen Bestrebungen zu veröffentlichen. Wir verfolgen diese Ereignisse mit wachsamen Augen und offenen Ohren“, erklärte der Leiter des brandenburgischen Verfassungsschutzamtes, Jörg Müller. Der Leiter des brandenburgischen Verfassungsschutzamtes, Jörg Müller Quelle: dpa-infocom GmbH Verfassungsschützer in Nordrhein-Westfalen stellen fest, dass sich die Szene zunehmend auf alltagspolitische Inhalte konzentriert und diese mit Verschwörungsmythen untermauert. „Wir sehen, dass in sozialen Netzwerken wie Telegram derzeit immer mehr Inhalte geteilt werden, in denen es um Inflation, Energie und den Krieg in der Ukraine geht“, sagte Innenminister Herbert Rohl (CDU). Auf den jeweiligen Telegram-Kanälen beobachten Verfassungsschützer vor allem pro-russische Botschaften und die Verbreitung von Desinformationen. Dementsprechend werden auch gefälschte Videos verbreitet, um die pro-russische Stimmung vor dem Ukraine-Krieg zu beeinflussen. Die Spionageabwehr soll die verantwortlichen Akteure bereits im Visier haben. Lesen Sie auch Aktivisten gegen Kohlebergbau
Die Energiekrise ist ein heißes Thema in der Politik. “Wir werden nicht alle finanziellen Belastungen, die jetzt auf die Menschen zukommen, mit staatlichen Hilfen ausgleichen können”, sagt Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion. “Immer mehr Schulden verderben nicht nur die Zukunft unserer Kinder, sondern schaffen auch neue Ursachen für noch größere Inflation.” Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, erklärte: „Die Menschen erkennen jetzt die Herausforderungen, die sich aus den verschiedenen Krisen ergeben. Für einen Großteil der Bevölkerung wird die finanzielle Belastung deutlich steigen.“ Das führe natürlich zu Nervosität, “übrigens auch bei einigen politischen Entscheidungsträgern”. Hier finden Sie Inhalte Dritter Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
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