Dieser Befund hatte keine unmittelbaren Folgen – erst im April 1982, als im Gemeindebrunnen von Bad Fischau-Brunn große Mengen an Kohlenwasserstoffen gefunden wurden, die „das dortige Grundwasser verseuchten“, sagt der niederösterreichische Umweltanwalt Thomas Hansmann. Der Brunnen wurde stillgelegt und weitere Untersuchungen haben zu einer Stilllegung des gesamten Bereichs geführt. Peter Haas CC BY-SA 3.0 1982 wurde erstmals entdeckt, dass giftige Chemikalien aus der Fischer-Deponie das Grundwasser verseuchten
Grundwassersee für Zehntausende Menschen
Das Gebiet liegt inmitten der Mitterndorfer Senke, „eines der wichtigsten Grundgewässer Mitteleuropas“, betont Hansmann. Das Gebiet erstreckt sich vom Raum Neunkirchen und Steinfeld über Ebreichsdorf (Raum Baden) und Mitterndorf (Raum Baden) bis nach Fischamend (Raum Bruck an der Leitha). Die Wasseroberfläche der rund 40 km langen Höhle liegt in weiten Teilen oberflächennah. Der Wasserzufluss erfolgt hauptsächlich durch Schmelze aus dem Schneeberggebiet. Auch viele Gemeinden bezogen ihr Trinkwasser aus dem riesigen unterirdischen See. In Ebreichsdorf machten sich Hunderte von Haushalten Sorgen um die Qualität ihres Trinkwassers. Im Dorf wurden separate Zapfstellen geschaffen, die kontrolliertes Wasser enthielten. Doch viele Anwohner blieben skeptisch und nutzten seitdem nur noch Mineralwasser – zum Kochen, Kaffeetrinken oder Zähneputzen – manchmal noch Jahre später.
1983: Unsicherheit über die Folgen einer erhöhten Grundwasserverschmutzung
Über die Ursachen dieser Belastungen gab es damals nur vage Vermutungen: die Industrie im Raum Wiener Neustadt und Ternitz (Kreis Neunkirchen) und die zahlreichen unkontrollierten Deponien in stillgelegten Kiesgruben. Eine davon war die Deponie Fischer bei Theresienfeld (Bezirk Wiener Neustadt), die seit 1972 als Deponie für Industrie- und Gewerbeabfälle genutzt wurde, sagt Hansmann: „Da wurde viel weggeschmissen und man wusste nicht genau was war. .
Illegale Müllkippe
Aus diesem Grund warnten Experten von Anfang an eindringlich vor möglichen Gefahren für die Umwelt, vor allem aufgrund des stark durchlässigen Bodens. Da die Grubensohle zwar im Bereich der Grundwasserschwankungen lag, aber keine technischen Vorkehrungen zum Schutz des Grundwassers getroffen wurden, wurde die Deponie ohne Auflagen behördlich genehmigt. „Aber das hätte nach dem damaligen Wasserrecht nicht passieren dürfen“, betont der Umweltschützer. ORF-Umweltanwalt Thomas Hansmann zufolge hätte die Fischer-Deponie nicht genehmigt werden dürfen Die Risiken wurden in mehreren Berichten wiederholt hervorgehoben. „Die Warnsignale waren sehr gut“, sagt Hansmann gegenüber noe.ORF.at. Warum wurden diese bei der Zulassung nicht berücksichtigt? Diese Frage wurde nie entdeckt. “Böswillig war es sicher nicht”, sagt Hansmann, “aus heutiger Sicht war es Fahrlässigkeit.”
Unklare Verantwortung
Die Betreiber achteten nicht darauf. Seit 1972 lagern in der stillgelegten Kiesgrube Fässer – zunächst von der Firma Waxina, später vom namensgebenden Pächter Johann Fischer. Ob auf seine Verantwortung und mit seinem Wissen auch Giftfässer geworfen wurden, konnte nie endgültig geklärt werden. In jedem Fall wurde weit mehr deponiert als genehmigt, darunter Erdaushub und ölverseuchter Hausmüll. Rache ein Jahrzehnt nach der Inbetriebnahme 1982 wurde erstmals entdeckt, dass giftige Chemikalien, insbesondere chlorierte Kohlenwasserstoffe, aus der Fischer-Deponie das Grundwasser verseuchten. In der Folge stellte die zuständige Behörde in Wiener Neustadt immer wieder Unregelmäßigkeiten fest und leitete zahlreiche Verfahren ein. Zwischen der Behörde und dem Deponiebetreiber ist ein Rechtsstreit entbrannt.
1985: 500 illegale Giftfässer gefunden
Hansmann verweist in diesem Zusammenhang auf einen Konflikt zwischen dem verfassungsrechtlich garantierten Eigentumsgrundrecht und dem Umweltrecht, die sich „ausspucken“ könnten. Die Behörde sollte ein Grundstück nicht einfach betreten und vermessen. “Es ist sehr, sehr schwierig. Und gerade damals war es sehr schwierig.” Ohne Zustimmung des Eigentümers war eine Durchsuchung damals wie heute schwierig.
500 illegale Giftfässer
1985 wurden mehr als 500 illegal gelagerte Fässer mit hochgiftigen Farb- und Lackresten entdeckt, die teilweise 20 Meter tief im Boden vergraben waren. Das Bezirksamt Wiener Neustadt forderte als Sofortmaßnahme den Abtransport der Fässer, doch viele waren verrostet und undicht, ein Teil des giftigen Inhalts war bereits im Boden versickert. „Die Deponie Fischer war eine der größten Umweltsünden und eine der größten Grundwassergefährdungen in der Geschichte Niederösterreichs“, sagt der Landesumweltstaatsanwalt rückblickend. Und doch konnte der Betreiber mehr Fässer zur Deponie bringen – vor allem, weil Fischer wiederholt auf bestehende Räumungsfristen verzichtet hatte.
Fotoserie mit 4 Bildern
Erst 1987 – nachdem der Namensgeber und Besitzer der Deponie mit Millionen von Müll rechtzeitig in die Karibik aufgebrochen war – konnten die Behörden sie schließen. Die ersten Sofortmaßnahmen begannen deutlich schneller. So seien rund um die Deponie eine Reihe von Sicherheitsbrunnen gebaut worden, “damit eigentlich nichts aus dem Bereich herauskommen kann”. Es würde bis in die 1990er Jahre dauern, bis der Grundwasserspiegel wieder in einen normalen Bereich zurückkehrte.
“Eine anarchische Region”
Für damalige Zeiten waren solche Deponieformen nichts Ungewöhnliches, weiß der Umweltexperte. In vielen Gebieten und Gemeinden gab es „wilde“ Deponien, aber viele wurden einfach verbrannt oder in Wälder oder Flüsse gekippt. “Es war wirklich eine anarchische Gegend.” Umweltbewusstsein gab es in der heutigen Form einfach nicht.
Wildhalden entlang der Donau und in den Wäldern
Generell wurde der Begriff Umwelt erst Mitte der 1970er-Jahre zum Thema, auch in den Gesetzen. Ausschlaggebend dafür war zunächst die Debatte um das Atomkraftwerk Zwentendorf (Kreis Tulln), sowie die Angst vor Waldzerstörung und saurem Regen bis zur Besetzung der Hainburger Au (Kreis Bruck an der Leitha) – im Kampf gegen die geplante Anlage Stromproduktion der Donau. „Eigentlich war es eine gesellschaftspolitische Erkenntnis, dass Umweltschutz und Umwelt wichtig sind.“
Die Umwelt wird wichtiger
Das erste Abfallbeseitigungsgesetz wurde 1972 in Niederösterreich erlassen. Damals sei aber nur die Deponie geregelt worden, betont Hansmann. Zwei Jahre später wurde das Landesamt für Umweltschutz Niederösterreich gegründet und ein Umweltschutzgesetz erlassen, in dem erstmals Maßnahmen zur Entsorgung und Verwertung von Müll und Abfällen an geeigneten Orten und mit geeigneten Verfahren festgelegt wurden. Österreich
100 Jahre Niederösterreich
Damit wurde das Thema Abfall erstmals dem Umweltbereich zugeordnet, bevor der Handel zuständig war. “Niederösterreich war in dieser Hinsicht weit vorne.” Mitte der 1970er Jahre wurde in Lilienfeld die erste Deponie errichtet, in den Folgejahren entstanden auch überregionale Verbünde, so dass „relativ schnell“ auch einige hochmoderne Deponien errichtet wurden. Die wirtschaftliche Verwertung von Abfällen – also das Thema Abfallwirtschaft – folgte erst 1989. Im gleichen Jahr wurde das Altlastensanierungsgesetz verabschiedet, „in dem die rechtlichen Grundlagen der Deponiesanierung angesprochen wurden“. Und mit dem ebenfalls beschlossenen Altlastensanierungsbeitrag wurden auch finanzielle Beihilfen für die Sanierung, zum Beispiel bei der Deponie Fischer, eingeführt. Thomas Heigl Die wirtschaftliche Nutzung von Deponieabfällen begann in Österreich erst Ende der 1980er Jahre Eine der wichtigsten Stationen im Umweltschutz war der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union: Angefangen bei den Natura 2000-Gebieten, den Vogelschutzrichtlinien, dem Artenschutz, der Wasserrahmenrichtlinie und der Abfallthematik , sondern auch die heute selbstverständliche Forderung nach Umweltverträglichkeitsprüfungen. “Der Umweltgedanke wurde einfach größer erachtet.”
Umweltlobbyisten
Die Niederösterreichische Umweltanwaltschaft wurde übrigens erst Mitte der 1980er Jahre eingerichtet, als Folge der Proteste in Heinburg wurde festgestellt, dass „die Belange von Natur und Umwelt in behördlichen Verfahren wenig berücksichtigt werden“. und dass „eine unabhängige und höchst effektive Stelle“ – mit dem alleinigen Ziel, die Interessen der Umwelt zu vertreten, „weil sie sich nicht selbst vertreten kann“.
Versandnachricht
„Radio NÖ am Morgen“, 8. August 2022 In diesem Zusammenhang waren sie auch an der aufwendigen, jahrzehntelangen Altlastensanierung und -sanierung der „Altlast N1“, wie die Deponie Fischer genannt wurde, beteiligt Zeit. Viele Anwohner und Umweltschützer kritisieren die lange Dauer der Sanierung.
Einen Mammutjob starten
Doch während der Reinigung des 760 Meter langen, 80 Meter breiten und…