Sie gaben Mäusen zwei Wochen lang Konzentrationen von 150 bis 500 mg Glyphosat pro Kilogramm Körpergewicht im Futter. Die anschließende Analyse der Gehirne zeigte, dass Glyphosat die Blut-Hirn-Schranke überschritten hatte. Dies ist eine Zellschicht, die verhindern soll, dass gelöste Substanzen aus dem Blutkreislauf leicht in die Flüssigkeit des zentralen Nervensystems gelangen. Glyphosat war aber nicht nur in der Flüssigkeit nachweisbar, die die Nervenzellen umspült, sondern wirkte auch dort. Je nach Dosis fanden die Wissenschaftler erhöhte Werte von TNFα. Die Abkürzung steht für Tumornekrosefaktor alpha, ein wichtiger Botenstoff des Immunsystems. Erhöhte TNFa-Spiegel sind mit Entzündungssymptomen verbunden. Im Gehirn werden erhöhte TNFα-Spiegel mit neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer in Verbindung gebracht.
Außerdem hatten die Wissenschaftler die Nervenzellen der Mäuse im Reagenzglas mit den im Gehirn gefundenen Konzentrationen von Glyphosat vermischt. Sie fanden heraus, dass die Bildung von löslichem Beta-Amyloid (Aβ) dosisabhängig zunahm und die Lebensfähigkeit der Nervenzellen abnahm. Beta-Amyloide sind klebrige Proteine, die im Gehirn zu festen Ablagerungen verklumpen können – das Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit. Schließlich untersuchten die Wissenschaftler, wie Glyphosat im Gehirn von Mäusen die Funktion von Genen in Gehirnzellen beeinflusst. Sie fanden zahlreiche Veränderungen, die auf Störungen der Genexpression im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen hindeuten, sagte die University of Arizona in einer Erklärung. In ihrer Studie interpretieren die Autoren ihre Ergebnisse wie folgt: Die Exposition gegenüber Glyphosat könnte möglicherweise zu einem frühen Ausbruch oder einer Beschleunigung des Fortschreitens der Alzheimer-Krankheit beitragen. Es ist jedoch noch viel Arbeit erforderlich, bevor ein kausaler Zusammenhang hergestellt werden kann. Die Wissenschaftler arbeiteten in ihren Experimenten mit relativ hohen Konzentrationen von Glyphosat, wie sie in der Sicherheitsforschung üblich sind. Die Autoren schreiben im Diskussionsteil ihrer Studie, dass Experimente mit Glyphosat-Konzentrationen, wie sie in der Umwelt vorkommen, nun wiederholt werden sollten. Außerdem ist es notwendig, die Tests mit gebrauchsfertigen Pestiziden, die Glyphosat enthalten, zu wiederholen und nicht nur mit dem Wirkstoff allein. Außerdem sollte untersucht werden, ob Glyphosat im Gehirn von an Alzheimer Verstorbenen nachweisbar sei. [lf]