Diesmal war die CSD-Parade in Stuttgart größer als je zuvor: 100 Gruppen zogen durch die Innenstadt. Nach Angaben der Veranstalter haben sich bis zu 25.000 Teilnehmer angemeldet. Laut Polizei säumten mehrere hunderttausend Zuschauer die Strecke und feierten. Alles verlief friedlich.
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Party, Parade und politische Demo
Das diesjährige Motto lautet Zusammenhalt: „Gemeinschaft.Stärke.Europa“. Der CSD ist Party, Parade und politische Demonstration zugleich. Die Grundforderung: Gleiche Rechte für alle Menschen. Hassverbrechen gegen queere Menschen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagte CSD-Sprecher Detlef Raasch dem SWR. Hunderttausende feierten den CSD 2022 in Stuttgart – viele in verrückten und bunten SWR-Kostümen Bei der Parade wurden auch viele ukrainische Flaggen gezeigt. Ein Zeichen der Solidarität mit dem Land, das sich gegen die russische Aggression zur Wehr setzt.
CSD Stuttgart: Route führte durch die Innenstadt
Der Demonstrationszug fuhr vom Erwin-Schöttle-Platz über die Tübinger Straße und die Eberhardstraße nach Planie. Einige Straßen blieben während der Parade gesperrt, sodass Tiefgaragen entlang der Strecke nicht zugänglich waren, so die Stuttgarter Polizei. Am frühen Abend kam es zudem zu einer Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz, unter anderem mit dem Landtagspräsidenten Muhterem Aras (Grüne), dem Schirmherrn des CSD. Dann startete das Straßenfest auf dem Markt und Schillerplatz sowie der Kirchstraße.
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Forderung nach Gleichberechtigung und gesellschaftlicher Akzeptanz
1979 fand erstmals der Christopher Street Day in Stuttgart statt. „Stuttgart war damals neben Berlin und Bremen die einzige Stadt, die einen CSD hatte“, sagte Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) beim Empfang des CSD im Rathaus Mitte Juli. CSD war damals nur eine überschaubare Begegnung, nicht zu vergleichen mit der heutigen Reaktion. „Im Idealfall würden wir so gut und so harmonisch zusammenleben, dass es keine Rolle mehr spielen würde und es keine Frage der Orientierung mehr wäre, die wir haben.“ Dass dieser Idealfall noch lange nicht erreicht ist – auch in Baden-Württemberg – zeigen die jüngsten Angriffe und Anfeindungen gegen Menschen der Regenbogen-Community. Beim CSD in Karlsruhe etwa sollen im Juni Teilnehmer von einer Gruppe angegriffen worden sein. Sechs Menschen wurden leicht verletzt, während wahrscheinlich eine Regenbogenfahne in Brand gesteckt wurde.
Eine Schweigeminute für die Opfer aus der LSBTTIQ-Community
Am Samstagabend vor der Eröffnung des Straßenfestes war deshalb eine Schweigeminute geplant – für alle Opfer der wachsenden Hasskriminalität gegen Menschen in der LGBTTIQ-Community.
Motto beim CSD Stuttgart: „Community. Power. Europe.“
Der Begriff „Community“ beschreibt alle Menschen, die sich der LSBTTIQ-Szene zugehörig fühlen – gemeint ist die lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, trans-, intersexuelle und queere Community, so CSD-Vorstand Detlef Raasch. “Stärke” ist die Qualität, die das Zelt haben muss, um Hassverbrechen, gewalttätigen Übergriffen und anderen Verbrechen zu widerstehen. Und „Europa“ macht auf EU-Länder aufmerksam, in denen noch immer Bühnenrechte verletzt werden. Die Stuttgarter Polizei war am Samstag mit etwas mehr Wucht als in Vor-Corona-Zeiten am Tatort. Grund dafür war die große Anzahl an Teilnehmern und Zuschauern.
SWR-Dokumentation: „Schwul, Lesbisch, Trans – CSD kämpft für mehr Vielfalt“
Für Detlef, Anica und Anke ist der Christopher Street Day das Highlight des Jahres. Sie können sich gemeinsam für mehr Gleichberechtigung, Akzeptanz und Vielfalt im Land einsetzen. Mehr in der SWR-Doku von 2021: