ntv.de: Was bedeutet va-Q-tec? Dies ist ein eher ungewöhnlicher Name. Joachim Kuhn: Das heißt Vakuum, Qualität, Technik. Diese drei Worte beschreiben auch, was wir tun. Unsere Vakuumisolationspaneele isolieren etwa zehnmal besser als herkömmliche Dämmstoffe. Daraus fertigen wir unter anderem Thermosboxen und Thermosbehälter, die eine Temperatur sehr lange halten können. Der Fachbegriff ist Vakuum-Isolierplatten? Joachim Kuhn ist Diplom-Physiker und promovierte in Physik der Wärmedämmung. 2001 gründete er va-Q-tec am Hauptsitz in Würzburg. (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild) Exakt. VIP. Aber nein sehr wichtige Personaber hochisolierende Platten. Solche Isolationsmaßnahmen gewinnen derzeit immer mehr an Relevanz. Erklären Sie kurz, wie man vakuumisoliert. Das Prinzip ist von der Thermoskanne bekannt. Und dort ist der Staubsauger für die gute Isolierung verantwortlich. Wir machen das seit rund 20 Jahren in Plattenform, die nach dem Thermosflaschen-Prinzip in vielen Industriebereichen eingesetzt werden kann. Und wer nicht weiß, wie das Vakuum funktioniert: Was passiert genau in der Thermoskanne? Luft wird aus einem Zwischenraum angesaugt, aus der Luft angesaugt. Dadurch kann keine Wärmeübertragung mehr durch die Luft stattfinden und es entsteht eine gute Isolierung. Genauso machen wir es mit dem Geschirr. Und geht das auch ohne Flasche? Ja. Aber eine solche Platte benötigt einen Stützkörper. Aufgrund des Vakuums befindet sich der gesamte Luftdruck auf dieser Oberfläche. Wir sprechen von 10.000 Kilogramm pro Quadratmeter. Irgendwie muss man es fangen. Wir verwenden einen Stützkörper, darum kommt eine luftdichte Vakuumhülle. Es wird dann komplett als Disc produziert und ausgeliefert. Übrigens glauben viele Menschen, dass der Raum zwischen ihren Fenstern evakuiert ist, dh es gibt keine Luft. Das geht aber nicht, weil das Fenster einstürzen würde. Thermosflaschen gibt es schon seit einiger Zeit. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, daraus Dämmplatten herzustellen? Ein Vakuumisolationspaneel, wie die Isolationsplatten von va-Q-tec genannt werden, kostet das Drei- oder sogar Vierfache von herkömmlichem Isolationsmaterial. Auf Dauer spart es aber trotzdem Geld, sagt Joachim Kuhn. (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild) Am ZAE Bayern, einem Institut der Universität Würzburg, haben wir uns mit der Physik der Isolierung befasst und festgestellt, dass Vakuum in Plattenform eine hervorragende Möglichkeit zur Isolierung wäre. Das gab es bis dahin nicht. Die Thermoskanne wurde 1904 in Berlin erfunden. 100 Jahre später waren wir die Ersten, die eine solche Schale produzierten und verkauften. Das ist technisch deutlich aufwendiger als bei einer Thermoskanne, da man auf diesen Platten unter Umständen das Vakuum über viele Jahrzehnte aufrechterhalten muss. Aber wir können dies tun. Und funktioniert das bei va-Q-tec? Mal schauen. Pünktlich zu unserem 20-jährigen Jubiläum haben wir in diesem Jahr die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke überschritten. Wir hoffen, dass wir in den nächsten 20 Jahren weiter wachsen können. Wie viel von diesem Umsatz war für Biontech verantwortlich? Dies sollte Ihr bekanntester Kunde sein. Wo finde ich das Klimalabor? Ich kann nicht für einzelne Kunden sprechen und das kann ich auch nicht bestätigen. Wir haben viele Kunden aus der Pharma- und Biotechindustrie und insgesamt haben wir im vergangenen Jahr 20 Prozent unseres Umsatzes mit dem Transport von Corona-Impfstoffen erwirtschaftet. Wir haben in großem Umfang für fast jeden globalen Impfstoffhersteller gearbeitet. In einigen Fällen haben wir sicherlich die Hälfte des internationalen Transports von Impfstoffen in unseren Kisten und Containern durchgeführt. Einer breiten Öffentlichkeit sind Sie aber durch Ihre Zusammenarbeit mit Biontech bekannt geworden, denn das war das große Problem zu Beginn der Impfkampagne: Der Impfstoff muss bei extrem niedrigen Temperaturen transportiert werden. Wie verstehen Sie das? Natürlich haben wir unseren Teil zur internationalen Impfkampagne beigetragen, weil wir aus unseren Isolierplatten Kisten und Behälter hergestellt haben, die fünf bis zehn Tage lang auf jeden Fall eine konstante Temperatur halten können: Raumtemperatur, kühl wie im Kühlschrank, 5 Grad , minus 20 Grad, minus 40 Grad, minus 60 Grad oder sogar minus 70 Grad. Das ist alles möglich. Für Impfstoffe waren niedrige Temperaturen besonders anspruchsvoll. Entgegen der landläufigen Meinung wurden sie nur auf Langstrecken transportiert. Die Temperatur auf der letzten Meile betrug 2 bis 8 Grad, da bei dieser Temperatur geimpft wird. Und würde das nicht auch mit anderen Kühlboxen funktionieren? Diese Technologie gibt es seit 15 Jahren, aber zu Beginn der Corona-Pandemie waren wir fast die Einzigen, die sie sauber umsetzen konnten. Vor uns gab es keine Kühlschränke, die eine so niedrige Temperatur über lange Zeit konstant halten konnten – völlig autark, also ohne Energiezufuhr während des Transports. Aus diesem Grund sind viele Impfstoffhersteller zu uns gekommen. Heute ist das natürlich anders, denn diese Technologie war sehr gefragt. Was ist, wenn Sie statt Ihrer eigenen andere Boxen verwenden? Vielleicht die klassische Styroporbox aus dem Supermarkt, wenn man sie mit Trockeneis befüllt? Oder die Kühlbox, die Sie mit ins Strandbad nehmen? Keines davon ist eine Alternative, egal wie viel Trockeneis Sie verwenden. Fünf bis zehn Tage können Sie damit die gewünschte Temperatur nicht halten. In Bayern wurden zunächst vier Campingboxen für den Transport verwendet, was sofort zu Pannen führte. Gerade jetzt stellen wir fest, dass eine gute Isolierung nicht nur für die Medizin wichtig ist, sondern auch zum Energiesparen. Wollen Sie damit sagen, dass es ein riesiges ungenutztes Potenzial gibt? Ja. Vakuumdämmplatten funktionieren nicht nur als Gewächshaus, sondern auch in vielen anderen Anwendungen sehr gut. Beispielsweise gibt es einen großen Markt für Kühl- und Gefriergeräte. Wenn Sie in Hochleistungsklassen vorstoßen möchten, ist dies nur mit Vakuumdämmplatten wirklich möglich. Wenn Sie einen AAA+-Kühlschrank haben, haben Sie wahrscheinlich bereits va-Q-tec-Platten in Ihrer Küche. Ähnlich verhält es sich mit dem Warmwasserspeicher im Heizraum. Und diese sind mittlerweile oft vakuumisoliert, um so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Typischerweise wird die Effizienz im Kühler oder Wassertank um 50 Prozent gesteigert, sodass Sie 50 Prozent weniger Energie verbrauchen. Das ist riesig. Wir sind in all diesen Thermalregionen präsent und versuchen, unsere Technologie anzuwenden. Funktioniert es auch bei Häusern im Winter? 50 Prozent weniger Gasverbrauch beim Heizen klingt verlockend. Wir können auch Häuser dämmen, aber das funktioniert auch mit herkömmlichen Dämmstoffen hervorragend. Ich denke es ist eine Frage des Preises? Und. Unsere Paneele sind pro Quadratmeter drei- bis viermal teurer. Wenn Sie nur die Effizienz betrachten, zahlen Sie am Ende weniger. Auf jeden Fall lassen sich unsere Paneele gut im Hausbau einsetzen. Auch in großen Bürogebäuden? Der Grand Tower in Frankfurt wurde 2020 fertiggestellt und verfügt über 413 Eigentumswohnungen auf 47 Stockwerken. (Foto: picture alliance/dpa) Dies ist natürlich auch in großen Bürogebäuden oder Hochhäusern möglich. Der Große Turm in Frankfurt ist das größte Wohngebäude Deutschlands. Ganze Bereiche der Fassade, die nicht transparent sind, also Glas, haben wir platzsparend mit einer Vakuumdämmung gedämmt. Letztlich führt dies zu enormen Einsparungen, die auf das gesamte Gebäude gerechnet werden. Obwohl Sie den teuersten Dämmstoff verwenden, sparen Sie viel Platz und haben am Ende des Tages eine positivere Energiebilanz. Wie gut sind wir derzeit in Deutschland in Sachen Dämmung? Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Sie können alle Grundstücke, Häuser und Räume isolieren. Es gibt noch viel zu tun. Bedeutet das, dass es noch nie passiert ist? War Energie zu billig und die Leute sagten, Isolierung sei nicht so wichtig? Exakt. Dämmen hat sich früher oft nicht gelohnt, weil die Energiepreise so niedrig waren. Wenn sich dies ändert, müssen sie für jede Region neu berechnen. In vielen Fällen spricht dies eindeutig für die Isolierung. Ob es sich um ein Haus oder einen Kühlschrank handelt, eine Isolierung ist immer die effektivste Lösung. Wenn Sie das großflächig im Bausektor angehen wollten, von welchem Zeitrahmen sprechen Sie? Ein paar Jahre werden wahrscheinlich nicht ausreichen, oder? Wenn es um Gebäudebestände geht, sprechen wir von Jahrzehnten. Nur Handwerker haben begrenzte Fähigkeiten. Dafür brauchen Sie die Materialien. Das geht vorbei. Wir sprechen hier nicht von einer schnellen Lösung, aber das gilt auch für andere Lösungen. Aus welchen Materialien bestehen Ihre Paneele eigentlich? Sie sagten vorhin, dass Sie unglaubliche Kräfte ertragen müssen, um diese Leere halten zu können. In vielen Fällen verwenden wir Silikatmaterial. Das ist sehr, sehr feiner Sand mit…