Im Schweriner Kanzleramt hofft man nun auf ein ruhiges Osterfest und darauf, dass sich die Aufregung etwas beruhigt. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ist wegen ihrer umstrittenen Stiftung für Klima- und Umweltschutz MV massiv unter Druck geraten. Das Presseecho auf die neuen Aktenauflagen ist verheerend. von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV Schwesig war lange Zeit Liebling der Hauptstadtpresse und regelmäßiger Gast in Talkshows. Auch auf bunten Papieren wurde die 47-jährige zweifache Mutter als Politikerin mit Herz gefeiert. Schwesig wirkte manchmal weniger politisch und berühmter. Aber jetzt steht es nicht wegen schöner Fotos im Rampenlicht, sondern wegen seiner Politik. Mehr Informationen Von der Landesregierung veröffentlichte Aufzeichnungen belegen, dass Ministerpräsidentin Manuela Schwesig von der Gründung der umstrittenen Klimainstitution wusste. mehr
Schwesig will von einer Klemmung für Nord Stream 2 nichts wissen
Am vergangenen Dienstag wies Schwesig alle Vorwürfe, ihre Landesregierung habe sich von der russischen Nord Stream 2 AG übernehmen lassen, als “falsch” zurück. Auch der Eindruck, das Land habe sich mit der Klimastiftung auf eine Täuschungspaket- und Tarnorganisation eingelassen, die nur dazu diente, die russische Nord-Stream-2-Pipeline fertigzustellen und damit dem Kreml mehr Einnahmen aus dem Gashandel zu bescheren, täuscht. AUDIO: Klimastiftung: Schwesig unter nationalem Druck (3 Minuten)
Ministerebene als Ideengeber für die Klimastiftung?
Auch Schwesig schüttelte den Kopf: „Die Idee zur Firmengründung wurde innerhalb der Landesregierung vom damaligen Energieminister auf christlicher Ebene entwickelt.“ Es entstand der Eindruck, Schwesig wolle von ihrer eigenen Verantwortung ablenken und ihre jetzige Innenministerebene beschuldigen. Die Opposition warnte den Regierungschef, keinen Bauern zu opfern.
Katastrophale Berichterstattung in der Presse: Shvessing als Putins Marionette?
Denn die Dossiers, die die Landesregierung nun auf Anfrage veröffentlicht hat, zeigen trotz der großen Lücken, dass Schwesig am Gründungsprozess der Stiftung beteiligt war. Das Presseecho auf Schwesigs Reaktion ist verheerend. Die „BILD-Zeitung“ legt den Grundstein für die Schwesig-Leitung, eine bundesweite Geschichte. Auf Seite 1 steht in gewohnter Fettschrift: “Explosive Dokumente für Ministerpräsidentin Manuela Schwesig – Wie Putin half, Deutschland zu regieren.” Auf Seite 2 sehen Sie einen lächelnden Wladimir Putin, der Schwesig als Marionettenfigur an Fäden führt.
“Es wird eng für die Schweiz”
Die Zeitung liefert die bekannten Details – vor allem, dass sich Schwesig und sein Vorgänger Erwin Sellering (SPD) immer wieder mit Nord-Stream-2-Führungskräften getroffen haben und die Idee zur Gründung geboren wurde. Garniert wird dies mit dem Begriff der Gazprom Cheat Foundation. Der Berliner Tagesspiegel titelte ein Foto der Schweiz: “Sverin, der Kreml-Außenposten”. Die Zeitung schreibt: «Straits for Schweizing». Ähnlich geht die Hamburger Morgenpost mit dem Thema um. Dort sagt er mit Blick auf Schwesig: „Das Problem der SPD im Krieg in der Ukraine.“ Auch Spiegel Online sieht Schwessing als Problem für die SPD. Mehr Informationen Ein Post des Ministerpräsidenten auf Twitter löste nicht nur beim Botschafter der Ukraine in Deutschland, Melnik, wütende Reaktionen aus. mehr
Viele Angriffe an der Oberfläche aufgrund der Wärme mit dem Kreml
Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine musste Schwesig auf nationaler Ebene immer wieder Negativtitel hinnehmen. Ende Februar warf der ukrainische Botschafter Andriy Melnyk Schwesig Heuchelei wegen ihrer pro-russischen Politik vor. Schwesig zählt zu den Spitzenpolitikern der SPD, die den Kreml unterstützen sollen. Mecklenburg-Vorpommern sticht mit einer Besonderheit hervor: Die Russlandtage als Wirtschaftstreffen kurz nach der russischen Annexion der Krim 2014, staatliche Förderung eines russischen Zusammenschlusses, Kooperationen mit der Region St. Petersburg, Massenwerbung für die umstrittene Nord Stream 2-Pipeline-Projekt, Schwesigs Aufruf zur Aufhebung der Sanktionen gegen Russland im Jahr 2018 und die Klimastiftung, die sich mit Geldern aus russischen Gasgeschäften finanziert. All dies wird Schweizing zu Ballast, auch wenn er zugibt, einen „Fehler“ gemacht zu haben.
Keine Unterstützung von der Parteizentrale
Auffallend ist, dass der Ministerpräsident keinerlei Unterstützung von der Bundes-SPD erhält. Schwesig, die zuletzt als Kanzlerkandidatin galt, sieht ihre Sterne am politischen Himmel Berlins versinken. Aber in der Öffentlichkeit ist es kämpferisch. Auf die Frage, ob sie ihren Einfluss in der Bundespolitik verloren habe, sagte sie noch vor zwei Wochen: “Nein.”
Funkstille auf den Kanälen sozialer Netzwerke
Jetzt gräbt die Landes-SPD. Bei Schwesig, der sonst in den sozialen Medien sehr aktiv ist, herrscht Funkstille. Die SPD sagte, das Land habe andere, schwerwiegendere Probleme als die Institution. Die Opposition im Landtag sieht das natürlich anders. Mai der Landtags-Untersuchungsausschuss. Die zentrale Frage lautet: Warum hat sich die SPD für die finanziellen Interessen eines russischen Unternehmens instrumentalisieren lassen und mit eigenen Stiftungen dafür gesorgt, dass das zentrale Projekt des Kreml, die Gaspipeline Nord Stream 2, fertiggestellt werden konnte? Auch diese Fragen muss Schwesig beantworten. Mehr Informationen Das hatte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Erwin Selling (SPD), bereits am Montag angekündigt. mehr Die Opposition im Landtag will in einem Prüfungsausschuss des Landtags die Hintergründe der betreffenden Institution klären. mehr Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine beschloss der Landtag in der MV, die von der russischen Pipelinegesellschaft mitfinanzierte Einrichtung aufzulösen. mehr Dieses Thema im Programm:
Die Nachrichten 14.04.2022 | 12:00