➤Baerbock dankt Kanada für Turbine und bietet Energiepartnerschaft an
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dankte Kanada für die Lieferung einer Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1. Gleichzeitig bot es dem Land eine deutlich engere Zusammenarbeit im Energiebereich an. „Als Regierung haben Sie die europäische Solidarität unterstützt“, sagte sie am Mittwoch bei ihrem ersten Besuch in Kanada nach einem Treffen mit ihrer Amtskollegin Mélanie Joly. “Gemeinsam haben wir den Bluff des russischen Präsidenten aufgedeckt.” Seit Juni hat Russland die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 eingestellt. Der Energiekonzern Gazprom begründete dies mit der fehlenden Turbine. Sie wurde von Siemens Energy in der kanadischen Metropole Montreal gewartet, dann aber Mitte Juli wieder ausgeliefert. Auf dem Weg nach Russland sitzt es nun aber in Mülheim an der Ruhr fest, weil Gazprom beklagt, dass die notwendigen Unterlagen und Informationen für die Reparatur fehlen. Siemens Energy bestreitet die Vorwürfe. (dpa) Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Mittwoch die Turbine der Gaspipeline Nord Stream 1 inspiziert. © dpa / Bernd Thissen +++
Der Status auf einen Blick:
Seit dem 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständigen Staat in Frage gestellt und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk in der Ostukraine anerkannt. Seitdem bekämpft die ukrainische Armee die Eindringlinge so gut sie kann. Tausende Tote werden von beiden Seiten gemeldet, aber die genaue Zahl der Soldaten und Zivilisten wurde nicht unabhängig verifiziert. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine verschlechtert sich täglich. Laut UNO sind mehr als 10,2 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 1. August), hauptsächlich Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen. Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Sie liefern auch Waffen an die Ukraine und auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Die Ukraine wird auch Kampfpanzer der Gepard-Klasse aus Deutschland erhalten. Bisher ist ausgeschlossen, dass die Nato aktiv in den Krieg eingreifen wird. Karte der militärischen Situation in der Ukraine. (Hinweis: Diese Tabelle wird regelmäßig aktualisiert) © AFP
Weitere Neuigkeiten vom 3. August
Olaf Scholz: Kein technischer Grund für das Gasgeben
Laut Bundeskanzler Olaf Solz (SPD) gibt es keine technischen Gründe für eine Drosselung des russischen Gases. Scholz hat am Mittwoch bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr eine Turbine für die Pipeline Nord Stream 1 begutachtet und gesagt: „Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden.“ Russland wies seinerseits auf Unklarheiten bezüglich der geltenden Wirtschaftssanktionen hin. „Technische Gründe für die Nichteinhaltung von Lieferverträgen liegen nicht vor“, sagte Scholz. Mit dem Fehlen dieser in Kanada gewarteten Turbine begründete der russische Energiekonzern Gazprom die Reduzierung der Erdgaslieferungen auf nur noch 20 Prozent der möglichen Menge. Die Turbine „kann jederzeit installiert und genutzt werden“, betonte Scholz. “Jemand muss nur sagen, dass ich sie will.” Die von russischer Seite vorgebrachten Argumente seien “sachlich nicht nachvollziehbar”. (AFP)
Der chinesische Tech-Riese Huawei schließt seinen Online-Shop in Russland
Obwohl Peking offiziell nicht an den Sanktionen gegen Moskau beteiligt ist, hat der chinesische Technologiekonzern Huawei seine Internetaktivitäten in Russland eingestellt. Der Online-Shop sei seit Anfang der Woche unbenutzbar, berichteten russische Medien am Mittwoch. Huawei selbst hatte auf seiner russischsprachigen Website das Ende des Online-Verkaufs angekündigt. Es wurde kein Grund angegeben. Bestellungen können daher weder über die Website noch über die App aufgegeben werden. Bereits eingegangene Bestellungen werden jedoch weiterhin bearbeitet, ebenso die Garantiewartung, versicherte das Unternehmen. Der Konzern machte keine Angaben dazu, ob er einen vollständigen Rückzug aus dem russischen Markt plant. Huawei ist einer der größten Anbieter von Telekommunikationsausrüstung weltweit. (dpa) +++
Das französische Parlament stimmte dem NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands zu
Das französische Parlament stimmte dem NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands zu. Wie die Nationalversammlung am Mittwoch mitteilte, stimmten über Nacht 209 Abgeordnete für einen entsprechenden Gesetzentwurf, 46 Abgeordnete stimmten dagegen. Nach Angaben des Parlamentspräsidenten ist das Gesetz die Grundlage für die Ratifizierung des Beitritts durch den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Der Senat als zweites parlamentarisches Gremium hatte bereits vor zwei Wochen zugestimmt, Schweden und Finnland hatten sich angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine um den Beitritt zur Westlichen Verteidigungsallianz beworben. Bisher waren die beiden nordischen EU-Staaten keine Nato-Mitglieder, aber enge Partner. Bevor die Beitrittsprotokolle in Kraft treten können, müssen sie von den 30 NATO-Mitgliedstaaten ratifiziert werden. Deutschland und viele andere Nato-Staaten haben der Norderweiterung des Verteidigungsbündnisses bereits zugestimmt. (dpa) +++
Der Kreml gibt Einzelheiten zum Gespräch zwischen Schröder und Putin bekannt
Bei seiner jüngsten Reise nach Moskau sprach Altkanzler Gerhard Schröder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unter anderem über die angespannte Energiesituation in Europa. “Schröder war tatsächlich kürzlich in Moskau. Er hatte ein persönliches Treffen mit Präsident Putin”, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Zuvor verwies der SPD-Politiker in einem Interview auf das Treffen in der vergangenen Woche. Schröder „sind wie alle denkenden und verstehenden Menschen und Experten in Europa sehr, sehr besorgt über die Energiekrise, die in Europa aufgeflammt ist“, sagte Pescow. Der 78-Jährige bat Putin, die Situation aus russischer Sicht zu erläutern. Der russische Präsident hat jede Schuld bestritten. Auf die Frage von Reportern, ob Schröder als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine in dem seit mehr als fünf Monaten andauernden Krieg diskutiert worden sei, sagte Peskow: “Schröder hat keinen Wunsch geäußert, Vermittler zu werden.” Russland ist durchaus bereit für eine diplomatische Lösung des “Problems” – aber nur zu russischen Bedingungen. (dpa) +++
Deutscher Städtebund: Verteilung ukrainischer Flüchtlinge „gescheitert“
In mehreren deutschen Kommunen werden Unterbringungsplätze für Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine knapp. „Das Problem ist, dass sich die große Zahl ukrainischer Flüchtlinge auf wenige Städte wie Berlin, Hannover oder Dortmund konzentriert“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, der Zeitung „Welt“. “Das sind Drehkreuze, viele sind dort angekommen und von dort hoffen sie, dass sie die Ukraine schnell erreichen werden.” Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Deddy, kritisierte: „Bisher verteilen sich die Flüchtlinge nicht gleichmäßig auf alle Städte und Gemeinden.“ Die Folge: „Ukrainische Flüchtlinge kommen in Städte, die bei Unterkunft und Versorgung bereits an ihre Grenzen stoßen, während anderswo noch ungenutzte Kapazitäten vorhanden sind.“ Dem Bericht zufolge nehmen erste Kommunen und Bundesländer vorübergehend keine Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine oder Asylbewerber mehr auf, da für eine der beiden Gruppen die Aufnahmequote bereits überschritten sei. (AFP) +++
Strack-Zimmermann fordert weitere Waffenlieferungen an die Ukraine
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), forderte die Bundesregierung auf, Zusagen für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine zu machen. „Wir wissen, dass dieser Krieg noch lange andauern wird“, sagte Strack-Zimmermann der ARD. “Das heißt, wir müssen uns heute mit dem auseinandersetzen, was im September oder Oktober passieren wird, weil wir immer eine bestimmte Lieferzeit brauchen.” Aus ihrer Sicht „gibt es noch Luft nach oben“. Die Bundesregierung setzt unter anderem auf indirekte Panzerlieferungen über die Nato-Ostpartner. Länder wie Slowenien, Tschechien, Polen und Griechenland sollen Waffen aus der Sowjetzeit an die Ukraine übergeben und modernen Ersatz aus Deutschland erhalten. Ringtausch sei “grundsätzlich” eine “gute Idee”, sagte Strack-Zimmermann. Inzwischen sei aber klar, dass ukrainische Soldaten in Deutschland „sehr schnell“ an moderner Ausrüstung ausgebildet werden könnten. “Deshalb haben wir gesagt, wir könnten uns eine Direktlieferung vorstellen.” (AFP) +++
Der deutsche Außenhandel mit Russland hat im Juni erneut zugenommen
Der Warenhandel Deutschlands mit Russland hat im Juni wieder zugenommen. Im Vergleich zum Mai stiegen die deutschen Exporte laut…