Der Flugverkehr war am Mittwoch lahmgelegt

Der VC wertete das Ergebnis als Beleg für die große Unterstützung der Ziele des Konzerntarifausschusses. „Wir brauchen jetzt eine moderne und faire, international wettbewerbsfähige Vergütungsstruktur über alle Berufsgruppen hinweg“, erklärte Gröls. Ein positives Votum führt nicht zwangsläufig zu einem Streik. Für Lufthansa ist es jedoch ein unmissverständliches Signal, die Bedürfnisse ihrer Cockpitmitarbeiter ernst zu nehmen. Erst am Mittwoch legte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb bei Deutschlands größter Fluggesellschaft für einen ganzen Tag nahezu lahm. Mehr als 1.000 Flüge wurden gestrichen und rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern. Verdi hatte zuvor keine Umfrage durchgeführt. Unternehmen und Politik hatten Länge und Umfang der Arbeitsniederlegungen kritisiert. Die Verhandlungen sollen am kommenden Mittwoch fortgesetzt werden. Berichten zufolge könnte die Pilotengewerkschaft noch vor Ende der Ferienzeit streikbereit sein. Auch in den Vorjahren war der September meist ein besonders arbeitsreicher Monat, sodass ein Streik zu diesem Zeitpunkt auch gravierende Auswirkungen auf das Unternehmen hätte.

Piloten wollen einen automatischen Inflationsausgleich

Grund für die Streikvorbereitungen des VC ist der Stillstand nach sechs Gesprächsrunden über einen neuen Tarifvertrag. Aus VC-Sicht hat Lufthansa noch kein verhandelbares Angebot gemacht. Der VC fordert nach eigenen Angaben unter anderem Lohnerhöhungen von 5,5 % in diesem Jahr und einen automatischen Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Den bisherigen Tarifvertrag hatte er zum 30. Juni gekündigt. Im Hintergrund gibt es auch einen Konflikt um die künftige Unternehmensstrategie. Der VC hat in der Vergangenheit die exakte Anzahl von 325 Flugzeugen garantiert, die nur von den rund 5.000 tarifgebundenen Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden dürfen. Unter dem Eindruck der Corona-Krise hatte Lufthansa die entsprechende Vereinbarung gekündigt und damit begonnen, einen neuen Flug (AOC) mit günstigeren Preiskonditionen unter dem Kranich-Logo zu erstellen. Die neue Airline mit dem internen Namen „Cityline 2“ soll im Europaverkehr wesentliche Aufgaben der bisherigen Muttergesellschaft übernehmen.