Generalsekretär Michael Snedlitz sagte gestern dem ORF, dass das Präsidium über das Thema sprechen werde, damit „wir alle auf derselben Seite sind“ – aber auf Behauptungen zurückschlug, es gäbe Machtkämpfe. Hauptthema des Treffens wird die Vorbereitung des Parteitags am 17. September sein. Zum Thema selbst schloss Schnedlitz aus, dass er oder Parteichef Kickl von dem in Jenewein gefundenen Anzeigenentwurf gegen die Wiener FPÖ gewusst hätten. “Ja, das kann ich absolut ausschließen”, sagte der Generalsekretär. Dies erfuhr man erst durch eine routinemäßige Anfrage beim Anwalt der Partei.
Kickl kritisiert den Bericht
FPÖ-Chef Kickl selbst ging in einem Facebook-Post nicht auf den Gerüchte-Streit um die Richtung ein. Dafür habe er sich „nicht erst in den letzten Tagen“ gefragt: „Wo bleibt das journalistische Ehrgefühl? Wo bleibt das Verantwortungsbewusstsein? Und wo ist die Fähigkeit einiger Vertreter des vierten Standes, solide zu recherchieren?’ Er könne nur an die Medien appellieren, zur “Sachlichkeit” zurückzukehren, sagte er. „Das persönliche Leid eines Menschen, in diesem Fall Hans-Jörg Jenewein (…), wird in der Öffentlichkeit schamlos ausgenutzt, um gegen die FPÖ politische Drecksarbeit zu leisten – man muss es so nennen, weil es nichts anderes ist. Das Intimste wird in die Öffentlichkeit gezerrt, die Privatsphäre wird abgeschafft.“ Er wünschte Jenewein „schnelle und vollständige körperliche und geistige Genesung“.
Zufallsfund auf Handy: Anonyme Anzeige
Die Sache begann am vergangenen Donnerstag, als Jeneweins Austritt aus der Partei bekannt gegeben wurde. Auslöser für die Turbulenzen dürfte ein Zufallsfund der Staatsanwaltschaft bei Jenewein sein. Aufgrund seiner Kontakte zum ehemaligen BVT-Mitarbeiter Egisto Ott hatten Ermittler die Wohnung des ehemaligen Abgeordneten durchsucht. Ott wird beschuldigt, Informationen preisgegeben oder verkauft zu haben, aber er bestreitet dies vehement. Bei den Ermittlungen wurde – zufällig – auf einem elektronischen Gerät von Jenewein ein Entwurf derselben Anzeige gegen Vertreter der Wiener FPÖ gefunden, der im Oktober 2021 anonym von einem „getäuschten und enttäuschten Wähler“ eingereicht worden war. Medienberichten zufolge gehen die Ermittler davon aus, dass Jenewein der Urheber ist. Spekulationen der Medien, dass Kickl selbst etwas über diese Anzeige wissen oder dahinter stecken soll, hat sein Büro bereits klar zurückgewiesen. Kickl sei „vor einigen Tagen“ auf die Anzeige aufmerksam geworden, hieß es am vergangenen Freitag. Am Wochenende wurde bekannt, dass Jenewein einen Selbstmordversuch unternommen hatte.