Das siebenköpfige ZDF-Team filmte am 1. Mai 2020 auf dem Rosa-Luxemburg-Platz eine „Hygiene-Demo“ und legte eine Drehpause in der Rochstraße – zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt – ein, als diese von bis zu 25 vermummten Männern angegriffen wurde. Es wurden auch Metallstangen verwendet. Ein Mitarbeiter wurde bis zur Bewusstlosigkeit getreten, drei weitere mussten mit Verletzungen ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Kabarettist Abdelkarim Zemhoute, der als Reporter bei der Gruppe war, blieb unverletzt und alarmierte die Polizei. „Viel feiger kann ein Angriff nicht sein“, warf er später in einem Video für die „heute-show“ einen Blick auf den Angriff. Darin beschrieb er die Szene als “ein Schlagen einer völlig wehrlosen Gruppe, von der keine Bedrohung ausging”. Der Angriff stieß auf ein starkes öffentliches Echo. Der damalige Innenminister Horst Seehofer (CSU) verurteilte ihn scharf. „Die Pressefreiheit ist eine Säule unserer Demokratie. Der Staat muss garantieren, dass dieses Grundrecht jederzeit und überall gewährleistet ist“, sagte er.
Die Verdächtigen stammen aus der linken Szene
Kurz nach der Tat nahm die Berliner Polizei sechs Tatverdächtige im Alter von 24 bis 31 Jahren fest, vier Männer und zwei Frauen, die auf Fahrrädern und in einem Auto geflüchtet waren. Vier von ihnen lebten in Berlin, zwei waren in Baden-Württemberg gemeldet. Die Polizei ordnete die Verdächtigen dem linken Tatort zu. „Es liegen politisch motivierte Tatbefunde gegen einen 24-jährigen und zwei 25-jährige Männer vor“, sagte damals ein Sprecher des Landeskriminalamts. Nach Informationen des Tagesspiegels soll es sich um eine Beleidigung von Beamten und einen Verstoß gegen das Versammlungsverbot handeln. [Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Für Haftbefehle reichte es zunächst nicht – teils wegen spärlicher Beweise, teils weil keine Fluchtgefahr bestand. Die Aufklärung sei “angesichts der Dynamik und Komplexität des Geschehens zeitaufwändig”, sagte die Staatsanwaltschaft wenige Tage nach der Tat. Viele Zeugen hätten gehört werden sollen, aber ihre Aussagen „gaben kein einziges Bild in allen Details“, sagte er.
Die Ermittler wollen die DNA mit Beweisen vom Tatort abgleichen
Um die Verdächtigen des Anschlags zu überführen, will die Staatsanwaltschaft ihre DNA mit Spuren vom Tatort abgleichen, berichtet die “Berliner Morgenpost” jetzt. Ein Ermittler hatte dem Antrag der Staatsanwaltschaft bereits im vergangenen September stattgegeben. Die Verdächtigen hatten Berufung eingelegt, die das Amtsgericht aber bereits vor rund zwei Monaten abgewiesen hatte. Die Entscheidung ist rechtskräftig, die Verdächtigen müssen nun DNA-Proben vorlegen. [Sicherheit vor der eigenen Haustür: In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken geht es auch oft um Kriminalität und Polizei. Jetzt kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de] Jetzt kostenlos bestellen Wenn die Teile passen, könnten die Gebühren schnell verhängt werden. Es wird wegen des Verdachts der gemeinsamen gefährlichen Körperverletzung und des Landfriedensbruchs im besonders schweren Fall ermittelt. Motivation ist ein Rätsel. Eine Dissertation: Die Verdächtigen sollen sich vor dem Angriff mit der Gruppe geprügelt haben, weil sie nicht filmen wollten. Koordinator Zemhoute bestätigte dies jedoch nicht. Eine weitere Dissertation: Truppen könnten unterwegs sein, um Teilnehmer der rechten “Hygieneshow” zu jagen – und das ZDF-Team mit Demonstranten zu verwirren. Darauf deuten auch die Umstände der Flucht hin: Die Verdächtigen zogen sich aus oder zogen sich sogar um, die Polizei sprach von einem geplanten Anschlag.