Wird es einen Nachfolger für das Ende August auslaufende Neun-Euro-Ticket geben? Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) glaubt nicht an eine Fortsetzung – und setzt auf Alternativen. Er würde das Angebot lieber fortsetzen, möglicherweise in angepasster Form, sagte Weil der Neuen Osnabrücker Zeitung. Dies ist nach Aussagen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) jedoch nicht realistisch. „Also müssen wir versuchen, nach und nach günstige Angebote für immer mehr Bevölkerungsschichten zu schaffen“, sagte Weil. Als Beispiel nannte er das in Niedersachsen bereits existierende Studenten- und Praktikantenticket für 30 Euro im Monat. Dafür gibt der Staat in diesem Jahr 25 Millionen Euro und ab dem nächsten Jahr 30 Millionen pro Jahr.

Norddeutsche Ortungslösung?

Bei der Diskussion über ein Nachfolgemodell des Neun-Euro-Tickets hatte das niedersächsische Verkehrsministerium zuvor ein norddeutsches Modell vorgeschlagen: „Sollte ein nationales Ticket nicht umsetzbar sein, könnten die fünf norddeutschen Bundesländer alternativ etwas schaffen. Auch aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kommen Vorschläge. Finanzminister Lindner lehnt eine einfache Fortführung des Neun-Euro-Tickets ab. Bund und Länder wollen Mitte August beraten.

VIDEO: Mit dem 9-Euro-Ticket für die Endhaltestelle (30.07.2022) (4 Minuten)

Die Landesschülervertretung Niedersachsen fordert die Fortführung des Neun-Euro-Tickets. Das Ticket soll den öffentlichen Nahverkehr in Sachen Barrierefreiheit revolutioniert haben. „Das Neun-Euro-Ticket kann die Brücke zwischen Schule und Freizeit schlagen“, sagt Luisa Basner von der Landesschülervertretung. Für viele Schüler gebe es einen Mehrwert, „der weit über das Schulgeld hinausgeht“ – insbesondere für Kinder aus einkommensschwachen Familien.

Althusmann: Die Bundesregierung muss Verantwortung übernehmen

Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) sieht die Bundesregierung in der Pflicht. „Es kann nicht sein, dass der Bund das Ticket startet, die Umsetzung den Ländern überlässt, sich für Erfolge feiern lässt und dann keine Verantwortung für eine folgende Lösung übernehmen will.“ Der CDU-Politiker geht davon aus, dass eine Neubewerbung nur mit einer deutlichen Aufstockung der Bundesmittel möglich sein wird. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte bereits Anfang Juli erklärt, er rechne nicht mit einer Fortsetzung der Bewerbung. Bei allen Parteien in Niedersachsen herrscht die Zustimmung zum Neun-Euro-Ticket und dem entsprechenden Angebot nach Ende der Aktion. Weitere Informationen Nord- und Ostsee, Heide oder Seen: Tipps für schöne Ausflugsziele, die bequem mit der Bahn erreichbar sind. (03.06.2022) mehr

Hamburg: Sie benötigen eine Single-Flatrate für den Nahverkehr

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) forderte in Hamburg eine länderübergreifende Lösung. „Wir brauchen deutschlandweit eine einheitliche Flatrate für den öffentlichen Nahverkehr“, sagte er. Bund und Länder sollten zügig ein “attraktives Nachfolgeangebot” entwickeln. In Hamburg wurden 1,8 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) hatte im Juni erstmals mehr Fahrgäste als im Sommer vor Corona.

MV: Die CDU-Fraktion begrüßt den niedersächsischen Plan

Eine weitere Reaktion auf die niedersächsische Initiative kam aus Mecklenburg-Vorpommern: Die CDU-Fraktion im Landtag unterstützt die Idee eines norddeutschen Modells. Die Bundesregierung ist in der Frage einer Anschlusslösung gespalten, „aus dieser Sicht ist eine verkehrspolitische Kooperation zwischen den nördlichen Ländern absolut richtig, um den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, aber auch Möglichkeiten für ein Konzept zu entwickeln grenzüberschreitender Verkehr”, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Daniel Peters. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es für Auszubildende bereits ein 365-Euro-Ticket. 2023 folgt die Jahreskarte für einen Euro pro Tag für Senioren.

SH: Die norddeutsche Lösung ohne Bund funktioniert nicht

Das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium reagierte zurückhaltend auf die Idee aus Hannover. Aus Klimaschutzgründen sollte der Schwung genutzt werden, um mehr Menschen vom Auto auf die Schiene zu bringen, hieß es. Dazu bedarf es einer klaren Ansage der Bundesregierung, wie viel Geld dafür zur Verfügung steht, sagte der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) am Montag dem niedersächsischen NDR. Ein Anschlussticket macht nur Sinn, wenn das Angebot auch verlängert wird. „Ohne die Bundesregierung wird eine norddeutsche Lösung nicht funktionieren“, sagt Madsen, der den Dialog begrüßt: „Ich denke, der Einsatz mit dem Neun-Euro-Ticket hat gezeigt, dass wir Mobilität angehen können. Das wollen alle.“ Man kann sprechen Sie darüber und über die verschiedenen Angebote – wie die Monatskarte für 69 Euro. “Ich denke, das Wichtigste ist die Preiseinheit, die Vereinfachung für die Menschen. Ich möchte, dass es einfach und leicht ist. Dann bin ich bereit, es zu verwenden.” 8.3.2022 7:59 Uhr

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels soll Niedersachsens Ministerpräsident Weil ein 30-Euro-Ticket für Auszubildende und Studenten als möglichen Nachfolger des 9-Euro-Tickets vorgestellt haben. Das ist falsch: Das Azubi-Ticket gibt es bereits in Niedersachsen. Weils Aussage dazu wurde falsch interpretiert. Weitere Informationen Der Vorschlag aus Niedersachsen ruft in Mecklenburg-Vorpommern unterschiedliche Reaktionen hervor. (01.08.2022) mehr Das günstige Angebot habe Begehrlichkeiten geweckt, sagt Stephan Richter im NDR Info Wochenkommentar. Aber es ist nicht nur der Preis, sondern auch das Angebot. (24.07.2022) mehr Hannovers Regierungspräsident Krach und die Oberbürgermeister von Braunschweig und Kiel sehen eine Chance für eine Mobilitätswende. (20.07.2022) mehr 4min Unter anderem lernt Jan Bockemüller einen ehemaligen britischen Soldaten und einen gefragten jungen Tätowierer kennen. (15.07.2022) 4 Minuten Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Radiobilder – Der Tag | 02.08.2022 | 16:00