„Wenn die Bergbahnen stillstehen, ist der Winterzauber vorbei!“ Der Bund will den Bergbahnen den Saft streichen, falls die Schweiz diesen Winter in eine Stromkrise schlittert. Für den Tourismus stehen Milliarden auf dem Spiel, warnt der Direktor der Schweizer Bergbahnen. Die Tourismusbranche wird erneut von einem Gespenst heimgesucht: Kommt es in der Schweiz im nächsten Winter zu einem Stromausfall, sieht der Notfallplan des Bundes die Schliessung der Bergbahnen vor. Doch Bergbahnen sind der touristische Motor der Winterdestinationen. Sie locken Skibegeisterte aus der Schweiz und der ganzen Welt in touristische Orte, versorgen Hotels mit vollen Betten und Restaurants mit vollen Tischen. „Der Wintertourismus steht und fällt mit den Bergbahnen. Bleiben sie stehen, ist der Winterzauber vorbei!», sagt Berno Stoffel (52), Direktor Seilbahnen Schweiz, gegenüber Blick.
6 Milliarden Wertschöpfung stehen auf dem Spiel
Ohne die Wintersaison könnten allein den Bergbahnen rund 800 Millionen Franken an Einnahmen entgehen. Mit dem Verkauf von Sportgeschäften, Lebensmittelgeschäften, Restaurants oder Unterkünften steht ein touristischer Wert von 6 Milliarden Franken auf dem Spiel! Wenig überraschend regt sich in der Tourismusbranche Widerstand gegen die Shutdown-Pläne. „Wir stehen in engem Kontakt mit dem Bundesamt für wirtschaftliche Beschaffung und wollen dazu beitragen, eine vernünftige Lösung zu finden“, sagt Stoffel. Es gehe auch um den Anschein der Wirkung einer solchen Maßnahme, wie Stoffel betont. Abgesehen von den wirtschaftlichen Folgen, wie viel Strom lässt sich durch die Schließung des Wintertourismus wirklich einsparen. „Hier kursieren oft völlig falsche Ideen. Bergbahnen haben in der Schweiz einen Anteil von gerade einmal 0,3 Prozent am Gesamtverbrauch. Das ist weniger als die Straßenbahnen in den Städten.”
Bergbahnen entwickeln eigene Sparpläne
Mit dem Notfallplan bereitet sich die Bundesregierung auf mehrere Eskalationsstufen vor. Erstens setzt sie auf Sparaufrufe, etwa das Abstellen der Heizung. Sollte dies nicht ausreichen, folgen verbindliche Spezifikationen. Außerdem könnten Saunen, Hallenbäder und Skilifte vom Netz genommen werden. Im absoluten Notfall sind auch regionale Netzausfälle wahrscheinlich, die Haushalte und Unternehmen betreffen. „Dieser ganze Plan ist noch nicht fertig“, sagt Stoffel. Tourismusorganisationen kommen aus der Krise nicht heraus. „Wir haben die Task Forces reaktiviert, die wir während der Pandemie geschaffen haben“, sagte Stoffel. In diesen Gruppen werden nun mögliche Sparmassnahmen für Bergbahnen geprüft. Im Notfall wäre es beispielsweise denkbar, die Geschwindigkeit zu reduzieren, mit der die Aufzüge die Besucher befördern. Oder die Öffnungszeiten einschränken.