In Niedersachsen haben die Menschen am Samstag bei vielen Osterprozessionen und Kundgebungen zum Frieden aufgerufen. Sie richteten sich hauptsächlich gegen den russischen Offensivkrieg in der Ukraine. In Hannover etwa forderten Teilnehmer auf Plakaten „Gasboykott: Ja! Waffenexport: Nein, Putin stoppen!“ und auch “Frieden für die Ukraine”. Der Marsch endete gegen Mittag vor dem Hauptbahnhof, mehr als 500 Menschen nahmen laut Polizei teil. Der Protest konzentrierte sich auch auf die oft geforderten Waffenexporte in die Ukraine. Eine Frau schrieb auf das Plakat: „Stoppt die Eskalation! Mehr Waffen = mehr Tote! Verhandelt! Statt den Dritten Weltkrieg zu riskieren.“
Friedensinitiativen fordern Abrüstung in Unterlüß
Das Motto des Marsches in Wolfsburg lautete „Krieg in der Ukraine sofort beenden! Jetzt Waffenstillstand!” Einer der Redner vor Ort war der evangelische Christian Berndt. In Braunschweig hieß es “Nieder mit den Waffen!” Auf dem Oldenburger Bahnhofsplatz hieß es auch hier um den Krieg in Osteuropa: „Stoppt den Wahnsinn – eine weitere Eskalation kann jederzeit zu einer nuklearen Katastrophe führen.“ In Unterlüß marschierten Demonstranten nach einer Friedensaktion im Bürgerpark auf die Rheinmetall-Waffenfabrik. Dort hatte unter anderem das Evangelisch-Lutherische Missionswerk Niedersachsen (ELM) zu der Demonstration aufgerufen. Die ELM in Hermannsburg verurteile die russische Invasion in der Ukraine, sagte Hannah Rose von der ELM. Die Friedenskampagne Lüneburger Heide kritisierte jedoch die “riesige” Aufrüstung von 100 Milliarden. Mehr Waffen bedeute nicht mehr Sicherheit, sondern mehr Auslands- und Militäreinsätze der Bundeswehr. AUDIO: Käßmann: Der Krieg in der Ukraine muss durch Verhandlungen beendet werden (16.04.2022) (6 Minuten)
Auch Proteste gegen deutsche Waffenlieferungen
Auch in Lüneburg, Hameln, Goslar und vielen anderen Kommunen gab es Ostermärsche und Friedenskundgebungen. Am Ostermarsch auf dem Marktplatz in Bremen nahmen nach Schätzungen der Polizei rund 1200 Menschen teil. Hier hieß es: „Gegen deutsche Rüstungstraditionen. Nein zum Krieg – raus aus der Nato. Völkerrecht gilt für alle! Nein zu Heuchelei und Doppelmoral.“ Laut Polizei verlief die Kundgebung friedlich. Video 15 Minuten Ein Bericht von 1982 über die Ostermarschbewegung, die von den Vereinigten Staaten bis nach Ostdeutschland Einfluss hat. 15 Minuten
Mehr als ein Dutzend Veranstaltungen in Niedersachsen
Aufgrund der Pandemie mussten in den vergangenen zwei Jahren vielerorts Ostermärsche als virtuelle und digitale Versammlungen stattfinden. In diesem Jahr haben verschiedene Initiativen, Parteien, Gewerkschaften und Kirchenvertreter in vielen niedersächsischen Städten zu Demonstrationen aufgerufen. Nach Angaben des Bonner Netzwerks Friedenskooperation soll es bundesweit Aktionen an rund 100 Standorten geben, in Niedersachsen wurden mehr als ein Dutzend Veranstaltungen verzeichnet. Die meisten Kundgebungen und Märsche begannen am Morgen.
Früher kamen Hunderttausende zu den Osterprozessionen
1960 führte der erste Ostermarsch in der Geschichte der Bundesrepublik aus den norddeutschen Städten nach Lüneburg. Die Idee kam aus Großbritannien. Zwei Jahre zuvor hatten Friedensaktivisten dort einen dreitägigen Osterprotest veranstaltet. In den 1960er Jahren schürten die Kubakrise und der Ost-West-Konflikt die Angst vor einem atomaren Weltkrieg und ließen die Osterprozessionen zu einer Massenbewegung werden. Auf dem Höhepunkt der Bewegung Ende der 1960er und während der Aufrüstungsdebatte Anfang der 1980er Jahre nahmen Hunderttausende an Kundgebungen teil. Mehr Informationen Bundesfinanzminister Habeck warnte vor Missbrauch der Ostermärsche. Pazifismus sei derzeit “ein ferner Traum”. mehr Am Samstag fanden in Schwerin und Rostock Antikriegsdemonstrationen statt. Für Ostermontag sind weitere Aktionen geplant. mehr Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat Sie eingeladen, am Hamburger Ostermarsch teilzunehmen. Kritik gibt es auch an den Veranstaltern. mehr Der erste Protestmarsch führt am Karfreitag 1960 in die Lüneburger Heide. Im Vorfeld des Krieges in der Ukraine dürfte die Bewegung neuen Zuwachs bekommen. mehr Seit mehr als 60 Jahren geht es bei den Ostermärschen um den Frieden. NDR.de sprach mit einem Pfarrer, der von Anfang an dabei war. mehr Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen Aktuell | 17.04.2021 | 12:00