Im Ostseebad Dierhagen auf dem Darß tobt ein Kulturkampf: Gäste, die nachts in Ruhe im Restaurant gut essen wollen – gegen Eltern, die das auch wollen, mit ihren Kindern. Rustikal: Das „Schipperhus“ serviert hauptsächlich Fisch, z. B. Scholle, Stein und Buntbarsch Die Hausfrau des „Schipperhus“, eines der ältesten Häuser der Stadt, erinnert sich an eine typische Nacht: „Wir waren ausgebucht. Stammgäste saßen an einem Tisch neben einem Paar aus München. Er war Arzt, um die 50. Sein Kind war drei. „Nachdem er unsere Wände mit Holzfarben bedeckt hatte, ging er barfuß mit sandigen Füßen auf dem Tisch auf und ab und warf Nudeln mit Tomatensauce an die Wand.“ Der Bitte, das Kind anzuhalten, wurde nicht stattgegeben. „Sie haben uns grob beschimpft – wie immer, wenn wir etwas sagen.“ Für Ricarda Biebl ist seitdem klar: „Ich habe mir das viel angeschaut.“ Ein Hinweis und Hinweis auf der Website des Restaurants informiert die Besucher: “Aufgrund vieler unangenehmer Ereignisse in der Vergangenheit haben wir uns entschieden, keine Familien mit Kindern unter 12 Jahren mehr zu Gast zu haben.” Klares Schaufenster: Kinder unter zwölf Jahren müssen leider draußen bleiben Die Hausfrau, die auch vier Kinder hat: „Ich hatte große Angst vor diesem Schritt – obwohl Erwachsenenhotels oder Spas ab 16 das Normalste der Welt sind. Das große Problem sind nicht die Kinder – sondern die Eltern! Nur wenige interessieren sich wirklich für die Bildung ihrer Kinder. “Die meisten saßen hier und schauten aufs Telefon, während ihre Kinder kreischend durch die Gegend liefen.” Die Entscheidung von Ricarda Biebl hat Konsequenzen. Im Internet hagelte es schlechte Kritiken und Beleidigungen. Einer schreibt, natürlich ohne Namen: „Leider haben die Siperchs bei mir nicht gepunktet. Braten, Rotkohl und Wirsing gefroren. Hirschgulasch und Kartoffeln geschmacklos.“ TK bedeutet Tiefkühlkost, die Höchststrafe für Genussgastronomie. Und weiter: “Wenn ich vorher gewusst hätte, dass Kinder und Hunde unerwünscht sind, hätte ich das Restaurant gar nicht besucht.” Kommentare wie dieser häufen sich in den sozialen Medien. Jemand, der sich über das Kinderverbot aufregt, skandiert: “Heiße Küche!” Die Hausfrau Ricarda Biebl mit ihrem Mann Stefan: „Nicht die Kinder sind das Problem, sondern die Eltern“. Die Wirtin: „Hunde sind im Restaurant erlaubt. Sie benehmen sich nicht schlecht.“ Der Ehemann von Stefan Biebl-Piesker (44), Koch im „Schipperhus“: Anonymer Hass ist schwer zu ertragen. Sie beschimpfen uns als Rassisten, als Kinderhasser. „Jemand hat gefragt, wie unser Geschäft überlebt hat – ob wir nachts noch einkaufen gehen.“ Wegen des Kinderverbots gibt es nicht nur Kritik, sondern auch Lob. Manche Gäste kehren nur zurück, weil sie nachts in Ruhe essen können. Darunter auch Eltern, die ihre Kinder dann zur Großmutter bringen. “Aber nur sehr wenige schreiben es öffentlich.” Es gebe einige Bars in der Stadt, die das ähnlich handhaben, sagt die Wirtin: „Aber sie vermeiden Konfrontationen. “Sie sagen lieber, dass alles geschlossen ist, wenn eine Familie mit kleinen Kindern nach einem langen Tag am Strand speisen möchte.” Foto: BILD Heute verstehe er das, sagt der Lokalmatador Rostock. 2018 kaufte er das auf Fischgerichte spezialisierte „Schipperhus“. Jetzt denkt er an einen Verkauf. Müde vom Kulturkrieg für Kinder. „Ich habe 27 Jahre in der Gastronomie gearbeitet, bevor ich in die Selbständigkeit gestartet bin, also viel erlebt. Aber was hier passiert, trifft die Essenz. Es tut mir leid für all die guten Kinder und die lieben Eltern“.