RBB-Geschäftsführerin Patricia Schlesinger hat ihren Rücktritt eingereicht

Ab: 20:50 Uhr|  Lesezeit: 4 Minuten 
Patricia Schlesinger war bereits als ARD-Vorsitzende zurückgetreten 

Quelle: dpa/Hendrik Schmidt Patricia Schlesinger hat ihren Rückzug aus der Geschäftsführung des RBB angekündigt. In einem WELT vorliegenden Schreiben teilt Schlesinger dem Rundfunkvorstand des Senders mit, dass sie zurücktritt. Gleichzeitig kritisiert er „Personenbeschwerden und Verleumdung“. RBB-Geschäftsführerin Patricia Schlesinger hat ihren Rücktritt eingereicht. Das geht aus einem WELT vorliegenden Schreiben hervor. „Bild“ hatte zuerst berichtet. Schlesinger schreibt an den RBB-Rundfunkvorstand und dessen Präsidentin Friederike von Kirchbach: “Ich kündige (…) von der Fortsetzung meiner Tätigkeit.” Laut Vertrag muss dieser Verzicht zum „Ende des Monats mit Wirkung zum 28. Februar 2023“ wirksam werden, könnte aber auch schon früher geschehen, schreibt Schlesinger. Der “Schritt ist unendlich schwer” für sie. Die „persönlichen Beschwerden und Verleumdungen“ hätten aber „ein Ausmaß angenommen, das es mir persönlich unmöglich macht, im Amt zu bleiben“. In einer Erklärung vom Sonntag zeigte sich Schlesinger nicht bereit, ein Fehlverhalten einzugestehen: „Im Moment geht es nicht mehr um die Nachrichten und die journalistische Leistung des Senders, sondern nur noch um mögliches und angebliches Fehlverhalten des Managers. Das tut mir sehr leid und ich entschuldige mich bei den Mitarbeitern des rbb für diese Entwicklung. Der Personalrat des RBB äußerte sich unzufrieden mit der Art und Weise, wie die diversen Beschwerden gegen den Intranet-Leiter aufgeklärt wurden. Lesen Sie auch Hintergrund von Schlesingers Rücktritt ist eine lange Liste von Vorwürfen gegen den scheidenden Direktor, der seit langem wegen verschiedener Fälle in die Kritik geraten ist. Dazu gehören die Nutzung ihres Firmenwagens, die nicht konforme Nutzung ihrer privaten E-Mail-Adresse, Geschäftsessen in ihren Privaträumen und eine fragwürdige Prämie. Starke Kritik gab es in den vergangenen Monaten auch an ihrem Umgang mit dem Prestigeprojekt „Digitales Medienhaus“ des RBB, dessen geschätzte Kosten unter ihrer Schirmherrschaft auf 150 Millionen gestiegen sind. Die in diesem Zusammenhang erhobenen Vorwürfe, die sich unter dem Stichwort „Vetternwirtschaft“ zusammenfassen lassen, betreffen auch den RBB-Vorstandsvorsitzenden Wolf-Dieter Wolf. Daher gibt es sie schon seit geraumer Zeit. In die Vorwürfe gegen Schlesinger verwickelt ist auch ihr Ehemann, der ehemalige „Spiegel“-Journalist Gerhard Spörl, für den Wolf-Dieter Wolf in seiner anderen früheren Position als Aufsichtsratsvorsitzender der Berliner Messe lukrative Beraterverträge abgeschlossen hat.

Fragwürdiger Jahresbonus, Chauffeurdienste, Büroluxus 650.000 Euro

Eine Recherche von Business Insider ergab kürzlich, dass Schlesinger 2021 zusätzlich zu ihrem Grundgehalt von rund 300.000 Euro einen Bonus von 20.000 Euro erhalten haben soll – etwas mehr als das Grundgehalt der Kanzlerin. Andere ARD-Sender mit teilweise deutlich höheren Einschaltquoten zahlen einen solchen Bonus nicht. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft Schlesingers Umgang mit dem Fahrdienst. Laut Business Insider vermietet der RBB seit 2017 Autos im Wert von rund 150.000 Euro – plus zwei private Fahrer. In der Vergangenheit soll Schlesinger diesen Fahrdienst nicht nur für Fahrten zur Arbeit oder zu Geschäftsterminen, sondern auch für private Zwecke genutzt haben. Ihr wurde vertraglich zugesichert, dass sie dafür ihre Chauffeure einsetzen durfte – wieder als alleinige Intendantin der ARD. Ein namentlich nicht genannter Fahrer sagte gegenüber Business Insider zu Schlesingers Nutzungsverhalten: „Sie werden sie abholen und absetzen, sie zur Physiotherapie bringen, ihre Kleider abholen, ihre Einkäufe erledigen.“ Auch Mitarbeiter des Berliner Messegeländes bestätigten, sie hätten ausgesagt, dass Spörls Mann ihren Chauffeurdienst genutzt hätte, um hochtrabend zu Terminen zu fahren. Lesen Sie auch Diese Vorteile führen laut „Business Insider“ zu einem zu versteuernden geldwerten Vorteil, der deutlich höher ausfallen dürfte als bei anderen Managern, die auf private Chauffeure und Autos verzichten. Wie hoch diese Zahl im Fall Schlesingers ausfällt, die die Sender typischerweise auf das Grundgehalt des Geschäftsführers aufschlagen – also auch aus öffentlichen Mitteln bezahlen -, darüber schweigt sich der RBB aus. Die “BILD”-Zeitung enthüllte am Sonntagabend auch, dass Schlesinger nach seinem Auszug die Chefetage im RBB-Hochhaus extrem teuer renovieren und einrichten ließ. „BILD“ beschreibt seine Einkaufsliste so: Ein hochwertiger Öko-Parkettboden um 17.000 Euro. ein Massagesessel für knapp 1300 Euro. eine bepflanzte Wand mit automatischer Bewässerung ca. 7700 Euro; sowie Designermöbel von Marken wie „Vitra“ für insgesamt gut 60.000 Euro. Für den gesamten Umbau des 13. Stocks der West-Berliner RBB-Zentrale sind laut “BILD” insgesamt knapp 660.000 Euro kalkuliert.