Zu Gast war Pamela Reddy-Wagner – im doppelten Sinne des Wortes. Der SP-Chef begann sofort mit dem Interview und beklagte, dass die Türkis-Grünen in den vergangenen Monaten nicht das Gespräch mit der Opposition über Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung gesucht hätten.

wundert sich der Wolf

Doch der 5-Punkte-Plan Ihrer SPÖ geriet sofort ins Visier des Star-Moderators, der gravierende Unstimmigkeiten empfand: „Wie genau würden Sie eine Strompreisobergrenze sofort und auch gesellschaftlich skalierbar machen?“ „Eine Obergrenze beim Strompreis wird nicht reichen. Da braucht es ein vernünftiges Gesamtpaket“, begann der SP-Chef mit einer Floskel, wurde dann aber konkreter: Die Energieversorger hätten bereits Daten über die Höhe Einnahmen, die ohne weiteres für eine solche Maßnahme verwendet werden könnten. Er fand es in Gesprächen mit Experten heraus. SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner auf ZIB2 mit Armin Wolf am 1. August 2022. ORF-Screenshot Überraschter Wolf: „Ich bin überrascht, dass der Energieversorger das weiß. Aber ich werde es berücksichtigen.“ Während die Bundesregierung ihr Hilfspaket bereits 28 Milliarden Euro kosten lässt, muss der SP-Plan mit einer relativ kleinen Summe von fünf Milliarden umgesetzt werden. Nur drei Milliarden gingen an eine Preisobergrenze für Strom, Erdgas & Co.

Spritpreis bei 1,50 Euro pro Liter

Die Spritpreisobergrenze soll unter anderem auf strengen Kontrollen beruhen. “Das ist keine Subvention, das ist eine Kontrolle”, erklärte Reddy-Wagner. Der Schatzkanzler muss sicherstellen, dass Unternehmen den Weltmarkt nicht überteuern. „Dies sollte durch Preiskontrollen eindeutig verboten oder besser gesagt verboten werden.“ Bei gleichzeitiger Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel könnte der Literpreis auf rund 1,50 Euro gesenkt werden. Wolf folgte: Wäre das nicht eine Wasserstelle, die alle Fahrer auslaugt und die falsche Botschaft an die Klimakrise sendet? Wegen der hohen Preise hätten viele Menschen, die auf das Auto angewiesen seien, es sich zweimal überlegt, das Auto zu nehmen, kontert der SP-Chef. Relativ gesehen würden Menschen mit niedrigem Einkommen mehr entlastet als Menschen aus der Oberschicht, die SUVs fahren. “Ich möchte, dass den Menschen geholfen wird. Ich möchte, dass diejenigen, die auf Autos angewiesen sind, bezahlbar bleiben.” SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner auf ZIB2 mit Armin Wolf am 1. August 2022. ORF-Screenshot

Stunde 80 statt Stunde 100

Die ganze Debatte um 100 km/h auf den Autobahnen wollte der Sozialdemokrat offenbar nicht erst führen, “wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft waren”. „Ich verstehe nicht, warum die Leute über Tempolimits nachdenken, wenn wir eine Gaskrise haben und keine Ölkrise“, sagte Reddy-Wagner und sorgte sofort für Aufruhr: „Wenn Sie schon an Tempolimits denken, dann für Landes- oder Bundesstraßen“, denn auch das würde die Unfallrate deutlich senken, erklärte er. Aber: Tempo 80 wäre nur eine Überlegung wert, nicht ihr Wunsch. Die CO2-Bepreisung ab Oktober hielt er wegen der hohen Preisprognosen für “absurd”: “Ich bin zumindest dafür, sie bis Ende des Jahres auszusetzen.”

“Du kannst kein Brot mehr essen”

Außerdem wollte der Oppositionsführer die Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. Eine Maßnahme, die mit einer halben Milliarde Euro budgetiert war. Aber Anchor Wolf bezweifelte, dass es Sinn machte, da es auch den wohlmeinenden Bürgern zugute kommen würde. Rendi-Wagner konterte sofort und direkt: „Grundnahrungsmittel braucht jeder. Man kann kein Brot essen wie jemand, der nur halb so viel verdient wie man“, donnerte sie ihrem Gegenüber entgegen. Die Maßnahme dient keineswegs der Subventionierung von Kaviar und anderen Genussmitteln. Wie lange die Mehrwertsteuer ausgesetzt bleibt, sollte jedoch laufend geprüft werden. SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner auf ZIB2 mit Armin Wolf am 1. August 2022. ORF-Screenshot Aber das ist eine bewährte Methode, die sich schnell umsetzen lässt: „Wir befinden uns in einer Krisensituation. Wie alle europäischen Länder macht es Sinn, die Umsatzsteuer für eine begrenzte Zeit auszusetzen fallen” Ganz allgemein forderte er – und mit Blick auf die Mehrgewinne der Energiekonzerne und deren eventuelle Verstaatlichung – dass der Staat in dieser größten Krise der letzten fünfzig Jahre keine rein administrative Rolle übernehme.

Die „Hochrisiko“-Quarantäne

Am Ende des ohnehin schon sehr langen TV-Interviews sprach Wolf auch über die Aufhebung der Quarantäne. Der gelernte Infektiologe reagierte erwartungsgemäß kritisch. Das Pandemiemanagement basiert auf zwei Säulen: Immunschutz, Impfung und Schutz vor Ausbreitung durch Maskierung und Quarantäne. Letztere hat die Regierung mittlerweile fast überall abgeschafft, während erstere in Österreich weiterhin weit hinter den Erwartungen zurückblieb. „Insgesamt sehe ich ein großes Risiko, das die Regierung auf Kosten der Österreicher eingeht.“

“Und jetzt mach Scotty an”

Am Ende übertrieben es Wolf und Rendi-Wagner so sehr, dass sich die Starmoderatorin schon viel früher, mitten in der Nachrichtenübersicht, von den 3Sat-Zuschauern verabschieden musste. Sie bekamen auch Wolfs Hommage an die Star Trek-Schauspielerin Nichelle Nichols, 89, die am Sonntag starb. In den 1960er Jahren erlangte er als Lt. Uhura in der Kultserie an der Seite von William Shatner (Cpt. Kirk) weltweite Berühmtheit. Ihr Tod wurde am Sonntag bekannt – “Today” berichtete. Armin Wolff verabschiedete sich mit rührenden Worten: „Und jetzt beam Scotty.“ Der Schauspieler, der den stets mürrischen Chefingenieur James Doohan spielte, starb 2005. Nav-Account rcp Time01.08.2022, 23:01| Akt: 02.08.2022, 08:38