Laut den Marktforschern von Trendforce stornieren derzeit viele Hersteller Wafer-Bestellungen bei großen Auftragsherstellern wie TSMC, Samsung, UMC und Globalfoundries (GF). Dies gilt insbesondere für Anlagen, in denen 200-mm-Wafer mit groben Strukturen von 110 bis 350 Nanometern vom Band rollen. Dies sind Chips für Anzeigetreiber, Bildsensoren und Power-Management-Schaltungen (PMICs). Andererseits laufen 300-mm-Fabs, die Prozessoren, Grafik- und KI-Beschleuniger in 4 bis 7 Nanometer und 5G-Funktechnik, Chipsätze und günstige Smartphone-SoCs in 10 bis 19 Nanometer herstellen, weiterhin nahe an der Kapazitätsgrenze.
Allerdings wird es noch viele Monate dauern, bis deutlich mehr Laptops, Desktops, Spielkonsolen und Autos bei den Händlern verfügbar sind, da Wafer-Bestellungen deutlich früher erfolgen. Hinzu kommen Probleme mit der Logistik und Engpässe aufgrund von Personalmangel sind nach wie vor akut.
Noch läuft das Geschäft der Chiphersteller wie am Schnürchen. Der in Taiwan ansässige Auftragshersteller TSMC meldete im zweiten Quartal 2022 einen Nettogewinn von 8,1 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 18,2 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent. Die Hälfte des Umsatzes ging auf das Konto von 5- und 7-Nanometer-Chips, die vor allem von Großkunden wie AMD, Apple und Nvidia nachgefragt werden.
Mehr Geld für Automarken
Um den langfristig wachsenden Bedarf an Halbleitern in Autos zu decken, will Bosch bis 2026 insgesamt drei Milliarden Euro investieren – einen Großteil davon in Deutschland. Die im vergangenen Jahr für eine Milliarde Euro in Betrieb genommene Chipfabrik in Dresden soll für 250 Millionen Euro ausgebaut werden. Damit verdoppelt sich die Zahl der Arbeitsplätze auf 700. Am Standort Reutlingen werden zusätzlich 400 Millionen Euro investiert, vor allem in die Produktion von Siliziumkarbid-Chips. Diese kommen unter anderem in der Leistungselektronik von Elektro- und Hybridautos zum Einsatz. Bosch untersucht für diese Anwendungen auch Galliumnitrid-Chips für Spannungen bis 1200 Volt, die geringere Schaltverluste bei geringerem Gewicht versprechen. Bosch erweitert für 250 Millionen Euro seine einjährige 300-mm-Fabrik in Dresden, um den Hunger der Automobilindustrie nach Halbleiterchips zu stillen.
(Bild: Bosch)
Intels Desktop-CPUs der nächsten Generation „Raptor Lake“ sollen diesen Herbst erscheinen. Mehrere Einträge in Referenzdatenbanken deuten darauf hin, dass die Veröffentlichung von Core-i-13000-Prozessoren nicht mehr weit ist. Demnach soll ein Vorserienmodell des Core i9-13900K mit acht Performance-Kernen und sechzehn Performance-Kernen im Performance-Benchmark fast 40 Prozent schneller rechnen als der Vorgänger Core i9-12900K (8P+8E-Kerne). Potenzielle Käufer dieser CPUs sollten jedoch jetzt anfangen zu sparen. Laut einem Bericht von Nikkei Asia hat Intel kürzlich die PC-Hersteller darüber informiert, dass es die Preise für Prozessoren und andere Produktgruppen wie WLAN-Adapter in den kommenden Monaten um bis zu 20 Prozent anheben wird. Damit gibt Intel inflationsbedingt gestiegene Herstellungskosten, etwa für Chemikalien, weiter. Der Chiphersteller hatte bereits im April Preiserhöhungen angedeutet und teilt den Herstellern nach eigener Aussage nun die Höhe mit.
Rückgabe einer Schwachstelle
Für den Herbst zeichnet sich allerdings ein spannendes Rennen ab, denn fast zeitgleich mit Intels Core i 13000 Launch bringt AMD seine Ryzen 7000 Prozessoren mit einer komplett neuen Plattform auf den Markt. Ein weiterer namenloser Sechskern-Prozessor dieser Generation übertrifft den 16-Kerner Ryzen 9 5950X im Grafik-Benchmark „Basemark GPU“ um rund zehn Prozent. Dies weist auf eine hohe Single-Thread-Leistung hin. Mit Retbleed feiert die Schwachstelle Spectre V2 fünf Jahre nach ihrer Entdeckung ein außerplanmäßiges Comeback. Sicherheitsforscher der ETH Zürich konnten zeigen, dass es möglich ist, bisherige Gegenmassnahmen der CPU-Hersteller AMD und Intel mit geschickt strukturierten Rücksendeanweisungen zu umgehen. Mit der Seitenkanal-Attacke konnten die Forscher Datenfragmente aus geschützten RAM-Bereichen auslesen. Das funktionierte allerdings nur mit einigen Jahre alten Architekturen wie AMD Zen, Zen+ und Zen 2 sowie Intel Kaby und Coffee Lake, und dann auch nur mit wenigen Kilobyte pro Sekunde. Hochentwickelte Angriffe betreffen hauptsächlich Cloud-Server, auf denen viele einzelne Instanzen verschiedener Benutzer ausgeführt werden. Es gibt auch einen regelmäßigen Podcast zum Thema Bit Noise.
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c’ 22/17
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2022/17 schauen wir uns an, was KI heute eigentlich leistet. Wir stellen Urlaubs-Apps und -Gadgets vor und testen Fahrradnavigationssysteme, damit Sie nie wieder Umwege fahren müssen. Außerdem im Test: Energiekostenmessgeräte, mit denen Sie Energieversorger im Haushalt orten können, Online-Boards für digitale Meetings und Wechselrichter für Balkonkraftwerke. Wie das James Web Space Telescope funktioniert, erfahren Sie auch in der aktuellen c’t.
(hh)
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