Von: Alexander Kaindl Aufteilung Leroy Sané tut sich beim FC Bayern München weiter schwer. Gegen Eintracht Frankfurt zeigte er seine Klasse – und seine Fehler. Frankfurt – was für eine Gala! Der FC Bayern München besiegte Eintracht Frankfurt zum Bundesliga-Auftakt mit 6:1. Der amtierende deutsche Meister hatte kein Problem mit dem Europa-League-Sieger und stellte die Weichen auf einen Erdrutschsieg in der ersten Liga. Diese Gier der Bayern, der Hunger, es allen zu zeigen – das ist fast schon unheimlich für die Liga. Und auch die internationale Presse feierte die Münchner für ihr Traumdebüt. Im Mittelpunkt der Lobreden natürlich Jamal Musiala. Das Schmuckstück des FCB löst derzeit bei Fans und Experten eine Euphorie aus, die man in Deutschland schon lange nicht mehr im Fußball gesehen hat. Seine Bewegungen, seine Dribblings, sein Mut zu unkonventionellen Entscheidungen – so einen Spieler hat man in München schon lange nicht mehr gesehen. Vor allem nicht mit 19. Musiala traf gegen Frankfurt zweimal und festigte damit einmal mehr seinen Anspruch auf die Startelf.
FC Bayern München: Musiala überragend, Sané nur Joker
Leroy Sané ist jemand, der in diesem Alter ebenso stark gefeiert wurde. Jetzt, sieben Jahre später, kommt er an der Rolle des Jokers nicht mehr vorbei. Musiala übertrifft derzeit Sané und angesichts der starken Leistung des Youngsters ist Manager Julian Nagelsmann fast gezwungen, ihn aufzustellen. Für den 26-Jährigen bleibt hingegen nur die Bank. Das Rätsel um den Angriff der Bayern wird noch schwieriger, da Kingsley Coman nach seiner Sperre für die letzte Saison wieder spielberechtigt ist. Wer kann dann gehen? Musiala muss nach seiner überragenden Leistung um den Verlust seines Stammplatzes bangen. Und wie geht es für Sané weiter? In England wird derzeit darüber berichtet, dass Manchester United den Bayern angeblich ein Angebot unterbreitet haben soll. Arsenal muss auch interessiert sein. Von ihrer einstigen Lust werden die Münchner Bosse im Sommer wohl kaum ablassen, aber: Natürlich erwartet man mehr.
Nervig, behindernd, weltklasse: Drei Frankfurter Szenen zeigen Sanés Dilemma beim FC Bayern
Der Ex-Schalker wurde zum Saisonstart nach 65 Minuten eingewechselt. Drei Szenen stachen besonders heraus. Fangen wir mit dem Erfreulichsten von Sanes Seite an: dem Assist in der 83. Minute. Der Nationalspieler fand die Lücke für Musiala mit einem wunderbaren Direktpass durch die Beine der Frankfurter Abwehr, die gekonnt auf 6:1 drückte. Ein hervorragender Pass, der einmal mehr zeigt: Sane hat Weltklasse-Potenzial. Alleine: Ruft es sehr selten an. Zeigt seine Weltklasse nicht konsequent genug: Bayern-Star Leroy Sane. © Eibner / Imago Weil das? Oft in der zweiten und dritten Szene. Kurz vor dem Tor (82. Minute) leitete Sane eine aussichtsreiche Situation ein. Nach einem schönen Dribbling ging er in die Tiefe und hätte sich den Ball gerne von Ryan Gravenberts zuspielen lassen. Danach tauchte er alleine im Strafraum vor Eintracht-Torhüter Kevin Trapp auf – eine Riesenchance, die er durch den verlorenen Pass verpasste. Denn Neuzugang Gravenberg entschied sich für einen Schuss aus 18 Metern, den er blockte. Sane wurde daraufhin sehr wütend, öffnete die Arme, stoppte seinen Sprint, schaute in den Himmel und achtete nicht mehr darauf, was hinter seinem Rücken geschah. Der Ball prallte auf Noussair Mazraoui zurück, der es ebenfalls mit einem Weitschuss versuchte. Der Ball ging zu weit über sie hinweg, Sane bemerkte es nicht mehr.
Sane verlässt den Tatort, Musiala bleibt in der Situation
Im Gegenteil: Musiala. Auch im Strafraum stand er völlig frei und hätte Gravenberg den Ball abnehmen können. Er streckte auch seine Arme aus und winkte mit der Hand, als der Pass nicht kam. Der Unterschied: Musiala blieb im Geschehen, ließ nicht nach, stellte sich weiter dem Spiel. Eine symbolische Szene? Ärgerlich und behindernd: Zwei Behauptungen, die sich Sane wohl gefallen lassen muss. Frustration aus gescheiterten Situationen zeigt sich oft in seinem Spiel. Unzählige Male hat er bewiesen, wie gut er sein kann. Was er in seiner Zeit in München gelernt hat, spiegelte sich auch in Frankfurt wieder: Der ehemalige Man-City-Star hat im Spiel gegen den Ball eine unglaubliche Sprintintensität entwickelt und jagt nun Gegner über das halbe Feld.
Sane sprintet auf halbem Weg über das Feld, gewinnt den Ball und versucht dann, einen Freistoß auszuführen
Diese Qualität führt uns direkt zur dritten Szene, in der man Sanés Licht und Schatten sofort erkennt.
Rekordtorschütze des FC Bayern München
Sehen Sie sich die Fotogalerie an Die Bayern führen in der 66. Minute, unmittelbar nach der Einwechslung von Sane. Der Stürmer steht rund 35 Meter in die Tormitte, als Musiala rechts den Ball verliert und die Eintracht kontert. Sane erkennt die Situation, sprintet zurück und erwischt Radal Kolo-Muany in der eigenen Strafraumecke. Sane hat seinen Körper zwischen Ball und Gegner, die Szene sieht klar aus. Doch Kolo-Muani zieht den Bayern-Star, der sofort langsamer wird, abblendet, die Arme hebt und auf einen üblen Pfiff wartet. Aber das bleibt aus. Kolo-Muani läuft weiter und holt sich den Ball zurück. „Leroy hat zu früh aufgehört zu spielen“, betonte DAZN-Experte Sandro Wagner im Live-Kommentar.
Leroy Sané im Fokus der Bayern-Fans: Kritik trotz Traumpässe und Traumtore
Es sind diese kleinen Szenen, die die Bayern-Fans Sane gegenüber äußerst kritisch sehen. Am liebsten wären ihnen natürlich Traumpässe wie vor dem 6:1 gegen Frankfurt oder Weltklasse-Tore wie beim 5:3 gegen Leipzig. Bei Sané gibt es mehrere dieser Situationen. Aber auch sehr oft die Gegenseite, wie es in den 25 Minuten von Frankfurt einmal mehr bewies. Für seine Kollegen gab es deshalb nur Bestnoten – der Einzeltest der tz. (acl)