Seit fast einer Woche verstärkt das russische Militär den Beschuss des Gebiets um Bakhmut in der Ukraine, offenbar um eine neue Enklave zur Einkreisung ukrainischer Verteidiger zu bilden. Die russische Armee rückt unaufhörlich auf die Stadt in der Ostukraine vor und legt mit Flächenbombardements alles in Schutt und Asche. Ukrainische Verteidiger versuchen, die zahlenmäßige Unterlegenheit der Artilleriesysteme mit moderner westlicher Ausrüstung auszugleichen. BILD konnte über den Kampfeinsatz einer Panzerhaubitze 2000 an der Front bei Bakhmut berichten.
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Neben den polnischen Krabbenkanonen setzen auch die Ukrainer bei der Bakhmut-Verteidigung auf die deutsche Marke.
45 Tage lang bildeten deutsche Soldaten ukrainische Kanoniere auf der Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) aus, die eine deutlich höhere Treffsicherheit als ältere russische oder sowjetische Artilleriesysteme erreichte.
Vom Einsatz erschöpft, aber hochmotiviert: Die Besatzung einer Panzerhaubitze 2000 wartet auf den nächsten Einsatzbefehl während der Schlacht von Bachmut
Foto: Lars Berg
In einem Versteck wartet die fünfköpfige Besatzung einer PzH 2000 auf den Einsatzbefehl. Einige der ukrainischen Soldaten tragen Tarn-Kampfkleidung der Bundeswehr. “Wir haben es während des Trainings bekommen”, sagt ein Schütze mit dem Codenamen “Alpha”.
Die Ausbildungszeit sei sehr intensiv gewesen und die größte Schwierigkeit sei die Sprachbarriere gewesen, erklärt der Soldat, der seit 2014 verschiedene Artilleriesysteme in der ukrainischen Armee bedient.
„Wir sind unseren Trainern und der Bundesregierung sehr dankbar“
Die Fähigkeit der PzH 2000, nach schnellen und präzisen Schüssen schnell die Position zu wechseln, ist jedoch ein entscheidender Vorteil: „Wir sind unseren Ausbildern und der Bundesregierung sehr dankbar, dass wir dieses Waffensystem zur Verteidigung haben“, erklärt er, während nur wenige russische Raketen und Artilleriegeschosse schlugen meilenweit ein.
Move to fire: PzH 2000 geht in Position, um russische Angreifer zu stoppen
Foto: Lars Berg
Dann kommt die Meldung im Radio: Move. Die Besatzung ist im Handumdrehen am Fahrzeug, bringt das fast 60 Tonnen schwere Fahrzeug zum Laufen und bewegt sich von Deckung zu Position.
Versteckt hinter einer Baumreihe stellen die Soldaten die Kanonenrohre auf und feuern fünf DM121-Artilleriegeschosse (30 km Reichweite, mehr als 10 kg Sprengstoff) auf die russischen Angreifer. Dann versteckt es sich wieder, bevor ein russischer Gegenangriff folgen kann, der gesamte Angriffsvorgang dauert nur wenige Minuten.
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Im Versteck beginnen die Soldaten erneut, das Fahrzeug mit Ästen zu tarnen, um es russischen Drohnen schwer zu entdecken. Besonders bewegend ist der Kampf für den Artilleristen Maxim: „Bahmut ist meine Heimat“, sagt der junge Soldat. “Meine Mutter und meine kleine Schwester sind in Deutschland sicher, ich verteidige hier unsere Stadt.”
Wie intensiv die Panzerhaubitze genutzt wird, zeigen auch die bereits stark verschlissenen Trackpads: Das Fahrzeug hat in den wenigen Wochen des Einsatzes offenbar schon viele Kilometer zurückgelegt.
In kurzer Zeit feuert die Besatzung mehrere Artilleriegeschosse auf die russischen Truppen
Foto: Lars Berg
Ein weiterer Vorteil des PzH 2000 ist seine relativ starke Panzerung. Dieses Modell verfügt außerdem über eine Igelpanzerung, die zusätzlichen Schutz vor Streumunition bietet, die häufig von der russischen Raketenartillerie eingesetzt wird. „Wir hatten bereits einen Einschlag aus nächster Nähe“, sagt der „Alpha“-Schütze.
Geschossfragmente treffen die Panzerhaubitze, verursachen aber nur geringen Schaden an den Schienen.
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Während sich die Soldaten auf eine Zigarettenpause vorbereiten, trifft der nächste Einsatzbefehl ein: Wieder kommen sie mit der Panzerhaubitze in anderer Position aus dem Versteck, feuern diesmal drei Schüsse ab und ziehen sich wieder zurück. Ob der Einsatz der wenigen modernen Waffensysteme jedoch ausreichen wird, um die enorme zahlenmäßige Überlegenheit der russischen Armee auszugleichen, ist fraglich: Noch am selben Tag erreichten die ersten russischen Vorausverbände die Stadtgrenze von Bachmut.