Peking / Schanghai. In blauen Overalls stürmen Seuchenschützer den Flur. Nur wenige Augenblicke später zerren die vier eine schwache alte Frau auf die Straße. Sie schreit wie verrückt, als stünde ihr Leben auf dem Spiel. Aber keiner der Nachbarn kommt den Chinesen zu Hilfe. Wie alle Infizierten in Shanghai wird er in eine zentrale Quarantäneeinheit transportiert. Was sicher klingt, ist tatsächlich ein unmenschliches Bettenlager, in dem Tausende von Covid-Patienten aufgewachsen sind. „Wie Listock“ ist einer der faszinierenden Sätze, die man oft von solchen Installationen hört. In den sozialen Medien zeichnen immer mehr Schanghaier die dunkle Seite des Kampfes gegen das Coronavirus auf, der in Chinas größter Metropole immer radikaler geführt wird. Seit Ende März sind die meisten der 26 Millionen Menschen in Shanghai in ihren Häusern eingesperrt, fast jeder Freiheit beraubt. Nur zu den täglichen Massenuntersuchungen dürfen die Menschen auf die Straße gehen.