Russen statten Atomkraftwerk Saporischschja mit Sprengstoff aus Nach ukrainischen Angaben haben russische Truppen Energieeinheiten des Kernkraftwerks Saporischschja mit Sprengstoff verkabelt. Die Angst vor einer nuklearen Katastrophe wächst weiter. Das Kernkraftwerk Saporischschja nahe der gleichnamigen Stadt Saporischschja in der Südukraine ist während des Krieges in der Ukraine zunehmend in den Fokus gerückt. Seit Anfang März ist das größte Atomkraftwerk Europas von russischen Truppen besetzt, seit Juli dient es als russischer Kommandoposten und Festung. Anfang August kam es innerhalb weniger Tage zu zwei Anschlägen auf das Atomkraftwerk – beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurden einige Hilfsanlagen getroffen und Strahlungsmonitore beschädigt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres (73) sagte zu den Anschlägen vom Wochenende: „Jeder Angriff auf ein Atomkraftwerk ist ein Selbstmordakt.“ Die Anschläge zeigten “die sehr reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe”, sagte IAEO-Chef Rafael Grossi (61).
Russen verkabeln Atomkraftwerke mit Sprengstoff – kommt die Katastrophe?
Die Ukrainer sagten, russische Truppen hätten die Triebwerke des Kernkraftwerks mit Sprengstoff verkabelt. Dies wurde von russischer Seite nicht bestätigt. Die Situation am Dnjepr wird immer schlimmer. Dmytro Kuleba (41), Außenminister der Ukraine, warnte bereits im März, als in Saporischschja die ersten Brände ausbrachen: Ein Feuer in Saporischschja könne zehnmal schlimmer sein als Tschernobyl. Die Explosion in einem Kernkraftwerk im Norden der Ukraine im Jahr 1986 gilt als die tödlichste Nuklearkatastrophe der Geschichte. Allerdings ist anzumerken, dass Saporischschja mit seinen sechs Reaktoren – von denen nur zwei in Betrieb sind – größer und moderner ist als Tschernobyl. Die Sicherheitsstandards sind höher, und um einen nuklearen Holocaust zu verursachen, wären mehr als nur einzelne Raketenangriffe erforderlich. Andreas Pautz (53), Leiter Nukleare Sicherheitsforschung am Paul Scherrer Institut (PSI), erklärt im Gespräch mit Blick: «Die Bombardierung einer Kernanlage macht mir natürlich grosse Sorgen. Bevor es jedoch zu einer nuklearen Katastrophe kommt, müssten die Reaktoren stark beschädigt und die Notkühlsysteme so stark beschädigt werden, dass sie die Kühlung der Reaktoren nicht mehr gewährleisten könnten.”
Die Verteilung der radioaktiven Luft hängt von der Jahreszeit ab
Wenn jedoch radioaktives Material in die Umwelt entweicht, wird die Verteilung von der Jahreszeit abhängen. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeit amerikanischer Forscher. Während der Sommermonate können Luftpakete mit radioaktiv kontaminierten Aerosolen Länder in Mittel-, Nord-, Süd- und Südosteuropa, Teile des Nahen Ostens, Nordasiens und sogar Nordafrikas überfliegen.