Von: Josef Hornsteiner Aufteilung Die Kameraden der Bergrettung steigen mit Unterstützung der Karwendelbahn ab, um die vermisste Person zu retten (links). Rechts der Rettungsbereich. © Bergwacht Mittenwald Ein 29-Jähriger wollte am Gründonnerstag auf die westliche Karwendelspitze. Er wurde von einer Lawine getötet, die er verursacht hatte. Die Bergrettung warnt nun eindringlich vor winterlichen Gefahren in den Bergen. Mittenwald – Er war gut ausgerüstet. Er ist pünktlich abgereist. Er hatte sein Handy dabei. Aber niemand ist auf die Naturgewalten vorbereitet. Ein 29-jähriger Bayer wollte am Gründonnerstag von der Talstation der Mittenwalder Karwendelbahn zur westlichen Karwendelspitze wandern. Er sollte niemals dort ankommen. Vermutlich wurde er von einer Lawine getötet, die er gegen Mittag abgefeuert hatte. Die Bergrettung Mittenwald warnt noch einmal eindringlich davor, am Osterwochenende und in den kommenden Wochen Bergtouren in noch schneebedeckten Gebieten zu unternehmen – die Gefahren sind groß. Der junge Mann parkte sein Auto am frühen Donnerstagmorgen an der Talstation der Karwendelbahn und fuhr allein zum Karwendelsteig hinauf. In regelmäßigen Abständen schickte er seinem Vater Fotos von seiner Bergtour. Das letzte Foto seines Sohnes erhielt er um 11:32 Uhr. Zeigt den jungen Mann in Gamseck (1717 Meter) bei einer kurzen Rast in der Sonne. Etwa eine halbe Stunde später löste er über diesem letzten Fotospot eine Lawine aus, die ihn 300 Meter in einem felsigen Bereich zerstörte. Er muss auf der Stelle tot gewesen sein. (Unser GAP-Newsletter hält Sie mit allen wichtigen Geschichten aus Ihrer Region auf dem Laufenden. Melden Sie sich hier an.) Die Kameraden der Bergrettung steigen auf der Karwendelbahn ab, um den Vermissten zu retten. © Bergwacht Mittenwald

Einsatzkräfte übernahmen die Karwendelbahn, weil kein Hubschrauber zur Verfügung stand

Am späten Nachmittag setzte der Vater einen Notruf ab, nachdem er nichts von dem 29-Jährigen gehört hatte. Die Polizei stellte daraufhin eine Vermisstenanzeige aus. Um 21.15 Uhr alarmierte die Leitstelle die Bergrettung Mittenwald. Insgesamt 15 Bergrettungskameraden und ein Mitglied der Alpinen Arbeitsgemeinschaft (AEG) machten sich sofort an den Start. Da alle Helikopter anderweitig im Einsatz waren, halfen drei Mitarbeiter der Karwendelbahn, die Einsatzkräfte mit der Kabine nach oben zu bringen. Mit Glühbirnen suchten sie im Schnee nach frischen Spuren. Die Polizei rief auch den Rettungsdienst. Sorgfältige Bergung: Rettungskräfte bringen das Opfer in die Karwendelbahn. © Bergwacht Mittenwald Zwei Bergretter, die auf dem Weg zur Viererspitze von der Mittenwalder Hütte abgestiegen waren, entdeckten gegen 23 Uhr oberhalb der Arzgrube einen relativ frischen Lawinenkegel. Sie suchten die Gegend genauer ab. Wenig später entdeckten sie die 29-Jährige fast vollständig unter den Schneemassen begraben. Die Einsatzkräfte näherten sich dem Verletzten auf unebenem Untergrund und befreiten ihn mit einer Schaufel. Doch jede Rettung kam zu spät. Sie konnten die Leiche im Dunkeln nicht retten und ließen sie direkt unter der Seilbahn fallen. Am Karfreitag um 9.30 Uhr ließen die Bergretter gemeinsam mit drei Mitgliedern des Einsatzteams der Alpinpolizei die Verletzten schließlich ins Tal ab. Engagement und was an Freiwilligen zu nagen scheint. Sie selbst riskieren bei solchen Rettungsaktionen immer ihr Leben. Der Bereitschaftsleiter von Mittenwald, Heinz Pfeffer, mahnt die Alpinsportler noch einmal zur Vernunft. “Man darf die aktuellen Gefahren am Berg keinesfalls unterschätzen.” Der Sonnenschein und das heiße Wetter haben die Schneedecke in den letzten Tagen aufgeweicht und sie rutscht ab. Die Lawinengefahr ist zu hoch. Das zeigt die Unfallstelle: Die Lawine, die den 29-Jährigen mitgerissen hat, soll gegen Mittag niedergegangen sein. „Um 19 Uhr wurde an gleicher Stelle eine weitere Lawine gesichtet“, sagt Pfeffer. So sieht es derzeit in allen anderen Bereichen des Karwendelgebietes aus. Deshalb hofft er nun, dass die Menschen in Erwartung der Osterferien nur noch dorthin gehen, wo keine Lawinengefahr besteht. “Sicher ist sicher.” Weitere aktuelle Nachrichten aus dem Raum Garmisch-Partenkirchen finden Sie unter Merkur.de/Garmisch-Partenkirchen.