Auch wenn die Tränen getrocknet sind, der Tag nach der Niederlage ist wohl die Mannschaft, die am meisten leidet. „Wir haben gestern viele Nachrichten bekommen, dass wir die Herzensgewinner sind“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beim Empfang im Römer Kaisersaal in Frankfurt. “Aber mal ehrlich? So wollten wir nicht sein! Wir wollten Europameister werden.” Doch dann gibt die 54-Jährige zu, dass die Frauen und sie natürlich dankbar für den Vizemeistertitel sind. Nicht zu vergessen die vielen Erfolge der letzten Wochen. Sie seien auch “ein Vertreter der fußballspielenden Mädchen hier”, sagt Voss-Tecklenburg später.
Fans in Frankfurt schwärmen von Alexandra Popp
Vor allem Alexandra Pop spielte sich in die Herzen von Nika und Anna. Die beiden finden den Kapitän „sehr cool“, sagen sie t-online. Der 31-jährige ehemalige Tierpfleger hat sich in den letzten Wochen zum Star des Teams entwickelt. Spektakuläre und entscheidende Tore, dazu eine clevere, witzige Art. Auch wenn einem Fußball völlig egal ist, kommt man nach ihren beiden Toren im Halbfinale gegen Frankreich nicht an ihrem Namen vorbei. Spieler feiern auf Römers Balkon: Die deutsche Mannschaft wurde nach der Endspielniederlage gegen England wieder in Deutschland empfangen. (Quelle: Uwe Anspach/dpa) Lucas und Jan aus Mainz haben den Männerfußball bisher eher traditionell verfolgt. Die 21-Jährigen sind Fans von Bremen und Schalke – aber am Montag stehen sie in Nationaltrikots am Spielfeldrand und sagen, sie hätten fast jedes Spiel der Frauen-EM gesehen. „Ich war sehr angenehm überrascht“, sagt Lucas. “Man merkt, dass mehr investiert wird als in der letzten Saison.” Lena Oberdorf beispielsweise spielte gut, Alexandra Popp war super sympathisch in ihrem Auftreten. Es ist gut, dass der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit bekommt. Die Prognose: „Dass Frauenfußball jetzt ein Ding ist, wird zur WM im nächsten Jahr zunehmen.“
Kaisersaal-Empfang: „Die Spieler haben den Grundstein gelegt“
Dass fast eine ganze Nation die Namen, Gesichter und Biografien einer Frauengruppe kennt – das hat es in Deutschland noch nie gegeben. Es ist nicht das erste Mal, dass die deutschen Frauen bei einer Fußball-Europameisterschaft weit gekommen sind. Achtmal wurden sie bereits Europameister. Doch etwas ist dieses Jahr anders, auch wenn sie bei dieser EM „nur“ Silber gewonnen haben.