Die zahlreichen Krisen und insbesondere das Ende der staatlichen Hilfen für CoV haben im ersten Halbjahr 2022 zu einem rasanten Anstieg der Insolvenzen in Niederösterreich geführt. Auch Privatpersonen können ihre Rechnungen nicht bezahlen.          
     02.08.2022 06.06       
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511 niederösterreichische Unternehmen mussten im ersten Halbjahr 2022 Insolvenz anmelden. Das waren 189 Prozent oder 334 Unternehmen mehr als im ersten Halbjahr 2021. Unter dem Strich verzeichnete Niederösterreich den größten Anstieg an Insolvenzen in Österreich. Es folgen Vorarlberg mit einem Plus von 168 % und Oberösterreich mit einem Plus von 159 %. Die meisten Insolvenzanträge betrafen die Sektoren Kredit und Versicherung, Handel und Transport. Die größte nationale Insolvenz mit Verbindlichkeiten in Höhe von fast 70 Millionen Euro traf das niederösterreichische Unternehmen Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH in Weißenbach an der Triesting (Region Baden). Ende März befand sich das Unternehmen in einer Restrukturierungsphase.

Zahlreiche Krisen führen zu Insolvenzen

„Einerseits sind staatliche Hilfen ausgelaufen und öffentliche Gläubiger melden zunehmend Insolvenz an, andererseits werden heimische Unternehmen gleichzeitig von diversen Post-Lockdown-Krisen getroffen, die die Wirtschaft belasten“, sagt Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, viele Unternehmen kämen unter anderem aus steigenden Preisen, steigenden Löhnen aufgrund des Arbeitskräftemangels und höheren Zinsen. Nachrichten

Die EZB hebt den Leitzins auf 0,5 % an.

Von Insolvenzen seien vor allem kleine und mittlere Unternehmen betroffen, betonte er. Er rechne auch jetzt mit weiteren Insolvenzanträgen, nachdem die CoV-Hilfen ausgelaufen seien. Hinzu kommen “die noch nicht absehbaren Folgen der Gassperre und andere Folgen des Krieges in der Ukraine” sowie “die von der Europäischen Zentralbank im Juli eingeleitete Zinswende”, die laut Weinhofer ” könnte zu vermehrten Kreditaufnahme- und Refinanzierungsproblemen führen.” Mitte Juli erhöhte die Notenbank erstmals seit Jahren ihren Leitzins um 0,5 %.

Auch immer mehr Privatpersonen sind betroffen

Und die Zahl der Privatinsolvenzen ist in Niederösterreich im ersten Halbjahr 2022 um 54 Prozent gestiegen. Ein Jahr zuvor hatten noch 469 Privatpersonen Insolvenz angemeldet, dieses Jahr waren es bereits 724. Der Rest war nur noch in Tirol (+65,3 Prozent) und schlimmer in Oberösterreich (+56,4 Prozent). Weinhofer führt den Anstieg der Privatinsolvenzen auf die Insolvenzrechtsreform vom Juli 2021 und die aktuelle Inflation zurück. Wie bei Unternehmenspleiten ist noch kein Ende in Sicht. „Angesichts der wirtschaftlichen Aussichten aufgrund mehrerer Krisen (Lieferkettenprobleme, Krieg in der Ukraine, Inflation, Gefahr einer Inflationsstagnation, ungelöste Pandemie) werden in den kommenden Jahren neue Rekorde bei den Privatinsolvenzen erwartet“, so Creditreform. VORSITZENDER.