Italien beginnt mit einer allgemeinen Impfkampagne gegen Affenpocken. Virologe Norbert Nowotny ist im Interview mit PULS 24 überzeugt, dass dies in Österreich nicht nötig sei, „denn 95 Prozent aller Infektionen betreffen homosexuelle Männer mit häufig wechselnden Sexualpartnern“. Eine gezielte Aufklärung dieser Gruppe ist weitaus wichtiger als eine flächendeckende Impfung. Gelingt dies, würde es ausreichen, Kontaktpersonen von Patienten zu impfen, wie es derzeit praktiziert wird. Österreich hat dafür den Impfstoff.

Drei Wochen von der Infektion bis zum Ausbruch

„Das kleine Problem bei Affenpocken ist, dass die Inkubationszeit, die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, bis zu drei Wochen betragen kann.“ Daher muss sich eine infizierte Person vor drei Wochen erinnern und ihre Kontakte benennen. “Wenn Sie diese Leute rechtzeitig impfen, reicht das.” Allerdings befürchtet Nowotny, dass die Aufklärung nicht effektiv genug ist.

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Weltweit immer noch sehr wenig Impfstoff

Diejenigen, die die klassische Pockenimpfung erhalten haben, sind zu 85 % geschützt, unabhängig davon, ob sie sich gar nicht angesteckt haben oder einen sehr schwachen Verlauf haben. Die jetzt verfügbare Impfung schützt auch sehr gut, aber es gibt weltweit nicht genug Impfstoff. „Deshalb sollte der Impfstoff bei denen eingesetzt werden, die ihn brauchen“, sagt der Virologe.

Zentralafrikanische Rasse deutlich aggressiver

Nowotny ist sich sicher, dass wir in Zukunft mehr Affenpockenfälle in unserem Land sehen werden, weil auch in den Endemiegebieten Afrikas mehr Fälle beim Menschen auftreten. Affenpocken waren vorher eigentlich keine sexuell übertragbare Krankheit, aber jetzt ist sie es. “Wir haben hier das westafrikanische Rennen”, erklärt Nowotny. Das ist ein Glück, denn die Sterblichkeitsrate liegt bei höchstens einem Prozent, während der zentralafrikanische Stamm des Virus deutlich aggressiver ist.