Drohende Energieengpässe betreffen zunehmend auch Österreichs rund 2.100 Gemeinden. Heizen, Kühlen und Beleuchten öffentlicher Gebäude werden für sie in den kommenden Wochen und Monaten deutlich teurer. Auch Schulgebäude sind betroffen. Gerüchten zufolge arbeiten einzelne Bildungsministerien bereits an Plänen, Schulen in den energiesparenden Fernunterricht zu schicken. Das Bildungsministerium widerspricht sich kategorisch: „Es ist unmöglich, Schulen generell wieder zu schließen“, sagt ein Vertreter von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) gegenüber „Presse“.
Was steckt hinter den „Power Lock“-Gerüchten?
Dass der Städtebund kürzlich aktiv die Kommunen gefragt hat, welche Erhaltungsmaßnahmen im Ernstfall ergriffen werden könnten, hat wohl Gerüchte angeheizt, dass sich die Schulen bereits auf einen erneuten Fernunterricht vorbereiten, um Energie zu sparen. Tatsächlich hat die Regierung im August eine interministerielle Task Force gebildet, um Energiesparmaßnahmen für Bundesgebäude zu entwickeln, teilte das Bildungsministerium auf Anfrage mit. Dabei sollen auch Ausstiegspfade für fossile Brennstoffe für vom Bund genutzte Güter entwickelt werden. Konkrete Maßnahmen in Schulen umfassen die Optimierung von Beleuchtung, Lüftung, Kühlung und Heizung. Auch IT-Geräte sollten auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Nach Angaben des Büros von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) soll es auch einen Photovoltaik-Anschlag auf Bundesgebäude geben. Fernunterricht ist kein Thema. Auch das Salzburger Schulamt bestreitet dies. Derzeit wird nur darüber nachgedacht, wo und wie im Extremfall Energie eingespart werden könnte, denn viele Standorte werden auf die Gasversorgung angewiesen sein. Tatsächlich wird auch über eine Art Fernstudium diskutiert. Wenn es nicht mehr möglich ist, alle Klassenzimmer zu heizen, könnten Schüler in anderen Klassenzimmern oder in der Turnhalle gemeinsam unterrichtet werden – und notfalls digital. Fernunterricht, wie er sich aus den Corona-Lockdowns ergibt, ist jedoch nicht geplant.
Könnte es eine Wiederbelebung früherer „Energieferien“ geben?
Wer in den 1970er Jahren zur Schule ging, erinnert sich vielleicht noch an die ersten Semesterferien, die erstmals 1974 in Österreich als sogenannte Energiepausen eingeführt wurden. Es war eine Reaktion des damaligen SPÖ-Bildungsministers Fred Sinowatz auf die erste Ölpreiskrise. In vier unterrichtsfreien Wochen – gestaffelt nach Bundesländern – soll Heizöl für Schulen eingespart werden. Die OPEC hatte zuvor die Produktion gedrosselt, um den Westen seine Abhängigkeit vom Öl spüren zu lassen. Preisdruck durch das Ölembargo führte auch in Deutschland und Österreich zu autofreien Tagen. Laut Bildungsministerium sind weder Fernunterricht noch weitere Ferien denkbar. Beides sei „kein Thema“. Fraglich ist auch, ob die Energieferien der 1970er Jahre tatsächlich gut zum Sparen waren. Tatsächlich nutzten die meisten Familien die zusätzliche Zeit, um in den Skiurlaub zu fahren. Stattdessen wurde der Urlaub zu einem notwendigen Motor für den heimischen Wintertourismus.
Welche weiteren Maßnahmen ergreifen Kommunen?
Wie „Die Presse“ berichtet, planen beispielsweise Linz, Wiener Neustadt und Wien, die Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden (teilweise) abzuschalten. Auch das Thema Flutlicht in Stadien wird derzeit diskutiert (siehe Artikel auf Seite 10). In kleineren Gemeinden könnten nun Straßen mit Bewegungsmeldern ausgestattet werden. Eine komplette Umstellung auf LED-Lampen ist laut Städtebund bereits im Gange. Auch die Reduzierung der Temperatur in Gebäuden und die Begrenzung der Warmwasserbereitung werden in Betracht gezogen. Generell ist der Ausstieg aus Erdgas das Ziel.