Landesenergieversorger in Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg wollen keine Preisanpassungen vornehmen. Das teilten die Energieversorger am Donnerstag auf Anfrage mit. Erst am gestrigen Mittwoch schlug die Ankündigung der Energieallianz Austria (EAA) zu vorzeitigen Tarifanpassungen bei Wien Energie und EVN Wellen. Bei Burgenland Energie, ebenfalls Teil der EAA, bleiben die Preise vorerst gleich. In Oberösterreich hält die Energie AG die Preisgarantie für Strom und Erdgas in Standardprodukten bis zum 1. Jänner 2023. Damit ändert sich bis dahin „für 97 Prozent unserer Kunden nichts“, teilte der Energieversorger mit. Nach Ablauf der Garantie soll es aber eine Preisanpassung geben, versprach er. Bei der Linz AG gab es bereits Preiserhöhungen. Zum 1. Juli sind die Strompreise gestiegen – die erste Tariferhöhung für Bestandskunden seit zwölf Jahren. Auch die Fernwärmetarife des kommunalen Energieversorgers wurden im August erhöht. Der Erdgastarif der Linz AG hat sich noch nicht geändert. Die Entwicklung auf dem Energiemarkt und die Entwicklung des Erdgaspreisindex würden derzeit beobachtet, sagte er. Der Energieversorger Salzburg AG hat zuletzt Anfang April die Strom- und Gaspreise angehoben. Weitere Anpassungen für Bestandskunden in diesem Jahr schloss ein Sprecher des Unternehmens aus – sowohl bei Strom und Gas als auch bei Fernwärme. Auch die Energie Steiermark hat im Frühjahr Preisanpassungen für Strom und Erdgas angekündigt. Strom und Fernwärme sind 18 bis 20 Euro teurer geworden als im April und Mai. Ab September kostet Erdgas für einen durchschnittlichen Haushalt 29 Euro Aufpreis. Weitere Erhöhungen seien derzeit nicht geplant, teilte die Kommunikationsabteilung des Energiekonzerns mit. Auch eine vorzeitige Indexanpassung sei bei der Kelag nicht geplant, teilte der Energieversorger aus Kärnten mit. Allerdings hatte die Kelag bereits Mitte Juli angekündigt, den Preis für den Erdgasverbrauch für Privat- und kleine Gewerbekunden im November auf 9,87 Cent netto pro Kilowattstunde anzuheben. Bei einem Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden (kWh) Erdgas bedeutet dies monatliche Mehrkosten von 82 bis 92 Euro inklusive Steuern. Die Kelag hat in diesem Jahr zum 1. April die Strompreise erhöht und Kunden eine einjährige Preisgarantie gegeben.
Der Strompreis in Tirol ist im Juni gestiegen
Der Tiroler Landesversorger Tiwag hat den Strompreis im Juni lediglich um rund 15 Prozent erhöht, was die Stromrechnung voraussichtlich um durchschnittlich sechs Prozent in die Höhe treiben wird. „Für Bestandskunden ist bis zum 1. Juni 2023 keine Aufstockung vorgesehen“, sagte Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser. Für Neukunden gilt allerdings eine andere Regel: Für sie steigen die Preise, je nachdem wie sich der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) entwickelt. Die Strompreiserhöhung für Bestandskunden im Juni wird natürlich auch vom ÖSPI abhängen. Entstrasser rechnete daher aus heutiger Sicht mit einer „deutlichen Steigerung“ in einem Jahr. In Vorarlberg bleiben die Strom- und Erdgaspreise bis mindestens 1. April 2023 stabil. Dies betonte Landeshauptfrau Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) in den vergangenen Wochen mehrfach in der Debatte um eine mögliche Strompreisobergrenze. Hinsichtlich Indexanpassungen sind laut Illwerke/VKW keine Änderungen geplant. „Die aktuellen AGB erlauben eine jährliche Anpassung“, sagt Unternehmenssprecher Andreas Neuhauser. Die Marktsituation und “dramatische Preissteigerungen” machten es für die Energieallianz Austria erforderlich, die Indexanpassung der Standardtarife von Wien Energie und EVN vom 1. Jänner 2023 bis 1. September 2022 vorzuziehen, hieß es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Bei Burgenland Energie erfolgt die Preiserhöhung wie geplant im Jänner 2023. Zukünftig werden die Preise bei EVN, Wien Energie und Burgenland Energie zweimal jährlich angepasst.
Kritik aus der Politik
Nach SPÖ, FPÖ und Grünen kritisierten auch Niederösterreichs NEOS die von der EVN am Donnerstag angekündigten Strompreiserhöhungen: Die rosa Landesvertreterin Indra Collini bezeichnete die Erhöhungen on air als „unverständlich“. Collini sieht das Management der EVN und das Land Niederösterreich als Mehrheitseigentümer der EVN zur Entlastung aufgerufen. Im Vorfeld vorzeitiger Preiserhöhungen bei Wien Energie und EVN wiederholte die FPÖ-Sozialbeauftragte Dagmar Belakovic am Donnerstag in einer Aussendung ihre Forderung nach einer Preisobergrenze für Energie, Treibstoff und Grundnahrungsmittel. (WAS)