03.08.2022 02:28 Uhr
Das Anti-Infektionsgesetz läuft am 23. September aus, und diesmal soll der Nachfolger nicht mit heißer Nadel gestrickt werden. Bundesgesundheitsminister Lauterbach und Justizminister Buschmann sind sich offenbar einig, welche Corona-Maßnahmen im Herbst möglich sein sollen. Auch das Ausmaß der Pandemie soll künftig mit einem neuen Indikator ermittelt werden.
Das Ampelbündnis hat nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Verhandlungen über das neue Infektionsschutzgesetz abgeschlossen, das im Herbst eine weitere Corona-Welle eindämmen soll. „Ich finde das Paket sehr gut. Wir sind für den Herbst gerüstet“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe zu dem mit Justizminister Marco Busmann ausgehandelten Gesetzentwurf. „Gleichzeitig schützt es uns vor einer Überlastung durch zu viele Covid-Patienten und vor einer kritischen Situation durch Personalmangel.“
Konkrete Angaben zu den Bestandteilen des Pakets machte Lauterbach nicht, die Präsentation wird in Kürze erwartet. Das sind die nächsten Regelungen der Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz, die am 23. September auslaufen. Sie bilden die Rechtsgrundlage für Maßnahmen der Bundesländer und nennen mögliche Instrumente. Bis zum Frühjahr waren die Möglichkeiten auf Druck der FDP stark reduziert worden. Allgemeine Maskenpflicht beim Einkaufen oder bei Veranstaltungen und Zugangsregeln wie 2G und 3G wurden gestrichen.
Lauterbach warnte jedoch vor einem “sehr schwierigen” Herbst. Selbst Vierfachgeimpfte mit den bisherigen Impfstoffen hätten nur einen weniger als 40-prozentigen Infektionsschutz im Vergleich zur BA.5-Mikron-Variante. Der SPD-Politiker sagte gegenüber Zeitungen, er befürchte eine Überlastung kritischer Infrastrukturen und Krankenhäuser.
Abwassererhebungen als Indikator für eine Pandemie
Um die Pandemie einschätzen zu können, müssten künftig auch umfassende Abwasseranalysen auf das Virus durchgeführt werden: „Wir setzen auf eine Kombination aus Inzidenz, Klinikeinweisungen und Abwasseruntersuchungen.“ Zuvor hatte Lauterbach in der ARD angekündigt, dass die herbstlichen Corona-Schutzregeln auch ohne Schulschließungen gelten sollen. Insgesamt seien aber für verschiedene Szenarien „viele weitere Maßnahmen“ geplant, die von den Bundesländern und teilweise auch vom Bund genutzt werden könnten. Allerdings lehnt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger die Maskenpflicht für das kommende Schuljahr ab. „Eine generelle Maskenpflicht in Schulen soll es nicht mehr geben“, sagte der FDP-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Die Maskenpflicht erschwert das Lernen, den Spracherwerb und das Sozialisieren.” Auch Gesundheitsminister Lauterbach will zur Corona-Bekämpfung den Zugang zum Corona-Medikament Paxlovid erleichtern: „Wir wollen, dass Risikopatienten und Menschen über 60 schneller mit Paxlovid versorgt werden“, sagte Funke den Zeitungen. „Für ältere Menschen ist Paxlovid ein Lebensretter, wenn es schnell eingesetzt wird.“ Ab nächster Woche wird deshalb die Steuer neu geregelt. Das antivirale Medikament ist seit Januar in der EU zugelassen.